Helsinki Bibliotheken
Bibliotheken
Finnen zählen zu den belesensten Menschen und zu den eifrigsten Bibliotheksbesuchern/innen. Bibliotheken sind also ein wichtiger Bestandteil des kulturellen Lebens. In Helsinki alleine gibt es 37 davon. Das finnische Bibliotheksgesetz stellt die Forderung auf nach „lebenslangem Lernen, bürgerschaftlichem Engagement, Demokratie und freier Meinungsäußerung“.
Die Oodi-Bibliothek
Bild oben: das „Oodi“, die neue Zentralbibliothek, ist mehr als eine Bücherei; es ist das „Gute Wohnzimmer“ der Bürger Helsinkis.
Die Oodi-Bibliothek – mehr als nur eine Bibliothek
Diese als „Wohnzimmer Helsinkis“ beschriebene Einrichtung ist viel mehr als eine Bibliothek: es ist ein Angebot an die Stadtgemeinschaft mit Coworking-Spaces, gemütlichen Sitzgelegenheiten, Bastel-Laboren, mit Versammlungsräumen und Bereichen, die mit Nähmaschinen oder 3D-Druckern zur allgemeinen Benutzung ausgestattet sind. Durch die höhlenartige Einbuchtung in der Fassade im Bereich des zentralen Eingangs wird man förmlich ins Gebäude gesogen; jede Etage des Hauses bietet eine ganz eigene Atmosphäre und Aufenthaltsqualität, die der jeweiligen Funktion angepasst ist. Hier fühlt man sich sofort willkommen und wohl.
Auf der Website www.baunetz.de kann man über die „Ode an die Gemeinschaft“ das Folgende lesen: „Finnlands öffentliches Bibliothekssystem gilt als eines der besten der Welt, die Finnen sind geradezu vernarrt in ihre Leihbüchereien. Kein Wunder also, dass die am 5. Dezember (2018) eröffnete Zentralbibliothek in Helsinki mit dem schönen Namen Oodi – zu Deutsch Ode – von ALA Architects (Helsinki) Maßstäbe setzt und auch von der internationalen Tagespresse breit wahrgenommen wird. Und das zu Recht: Der 98 Millionen Euro teure und 17.150 Quadratmeter umfassende Neubau ist nicht nur auf beeindruckende 2,5 Millionen Besucher pro Jahr ausgelegt, sondern umfasst auch ein ebenso beeindruckendes Raumprogramm, das weit über die Kernfunktionen einer Bibliothek hinausgreift – etwa einen Maker Space, ein Ton- sowie ein Fotostudio, ein Kino, ein Auditorium und Ausstellungsmöglichkeiten.“
Im Bild: der Haupteingang an der Westseite des über 100 Meter langen Gebäudes.
Bild oben: Blick vom Musikhaus aus auf die neue Zentralbibliothek „Oodi“.
Bild oben: die Oodi-Bibliothek spiegelt sich im benachbarten Bürogebäude (Sanoma-Haus).
Bilder oben: die neue Zentralbibliothek „Oodi“ mit einer Hülle aus Holz und Glas.
Bilder oben: kühne Formen und Schwünge bilden der in das Gebäude sich hineinwölbende Eingangsbereich und die nach außen schwingende Dachterrasse. Die Fassade besteht in der unteren Gebäudehälfte aus finnischer Fichte; die Lamellen mit einer Stärke von 3 cm sind in unterschiedlichem Abstand angeordnet, so dass sich wellenartige Formen ergeben.
Bilder oben: das „Oodi“ vom Musikhaus und der Mannerheimintie aus gesehen; auf der Westseite des Gebäudes befindet sich auch der Haupteingang.
Bilder oben: Gebäudedetails.
Bilder oben: im zweiten Obergeschoss befindet sich der eigentliche Bibliothekbereich; hier gelangt man auch auf die Dachterrasse.
Die neue Zentralbibliothek wurde vom Staat Finnland und der Hauptstadt Helsinki quasi als Geschenk an die Bürger zum 100. Jübiläum der Unabhängigkeit Finnlands erbaut; das Gebäude ist sieben Tage die Woche von früh morgens bis spät abends für alle geöffnet. Das Haus soll mit seinen Funktionen die wichtigsten finnischen gesellschaftlichen Werte umsetzen helfen: Meinungsfreiheit, Bildung, Offenheit und Gleichheit; so steht es in einem Flyer , der im Gebäude ausliegt.
Bei der Planung der Bibliothek wurde die Bevölkerung einbezogen und nach ihrer „Traumbibliothek“ befragt. Offensichtlich wurden viele Vorstellungen und Wünsche bei der Realisierung berücksichtigt. Auch die Namensgebung war ein gemeinschaftliches Unterfangen: die Bezeichnung sollte auch einen Bezug zu Literatur herstellen; „Oodi“ (finnisch) bedeutet „Ode“; und eine Ode ist ein begeistertes, schwärmerisches Gedicht; ein Lobgesang.
In der Broschüre zum Gebäude sind auch die Aktivitäten aufgelistet, die im Hause möglich sind: Bücher ausleihen, Zeitschriften lesen, ein Mittagessen einnehmen, arbeiten, einfach nur abhängen, einen Kinofilm anschauen, ein Meeting oder eine Veranstaltung abhalten, ein Glas Wein genießen, einen Vorhang nähen, mit Kindern spielen oder ein Brettspiel nutzen.
Während sich im Erdgeschoss ein großes Foyer befindet, die Leih- und Rückgabestelle für entliehene Medien, ein Kinosaal, Veranstaltungsräume, ein Restaurant/Café und die Helsinki-Info zum Arbeiten, Leben und Studieren in der Stadt, befinden sich im ersten Obergeschoss die eher privat wirkenden „coworking spaces“ (Urban Workshop“) mit 3D-Druckern, Nähmaschinen oder Spielekonsolen zur freien Benutzung, einem Musikstudio, einem Computerraum, einer Lehrküche und ganz viel Platz, um alleine oder zusammen zu sitzen, sich zu unterhalten oder miteinander zu lernen oder zu arbeiten.
Das lichte zweite Obergeschoss schließlich beherbergt die eigentliche Bibliothek (den „Bücher-Himmel“), wo man nicht nur Bücher, sondern auch CDs, Filme, Spiele usw. ausleihen kann; hier gibt es auch Lesebereiche unter kleinen Bäumen, ein kleines Café und eine große Terrasse im Freien (den „Bürgerbalkon“), die über das Erdgeschoss geschwungen hinausragt und so dem Eingangsbereich ein Vordach bietet.
Für die Bibliothek wurde 2013 ein Wettbewerb veranstaltet, den das in Helsinki ansässige Architekturbüro ALA Architects für sich verbuchen konnte; die Bauzeit dauerte von 2014 bis 2018. Die Außenhaut des Gebäudes besteht unten aus Holz, aus Lamellen aus finnischer Fichte und oben hauptsächlich aus Glas; so ist vor allem der eigentliche Bibliotheksbereich durch viel Tageslicht belichtet.
Bild oben: der Flyer zum „Oodi“, der im Gebäude ausliegt (eingescannt); dargestellt sind die Sitzstufen im ersten Obergeschoss, wo sich die ganzen coworking-Räume befinden. Copyright: die Bibliothek Ooodi Helsinki Central Library. In diesem eher privaten Bereich der Bibliothek ist das Fotografieren untersagt.
Bilder oben: im Erdgeschiss befinden sich das Foyer, die Helsinki-Info, ein Kinosaal, ein Restaurant/Café und Veranstaltungsräumlichkeiten.
Bilder oben: in der eigentlichen Bibliotheks-Etage gibt es Bücher, CDs, Filme, Spiele und Kinderbücher auszuleihen.
Bilder oben: die oberste Etage mit der Mediensammlung zieht sich an der spitz zulaufenden südwestlichen Gebäudeecke steil nach oben.
Bilder oben: durch die großen verglasten Seitenflächen wird der „Bücher-Himmel“ fast taghell beleuchtet. Vom zweiten Obergeschoss gelangt man auch auf die Dachterrasse, den „Bürger-Balkon“.
Die neue Universitätsbibliothek (Kaisa-Haus)
Bild oben: die Universitätsbibliothek befand sich ursprünglich am Senatsplatz; dieses Gebäude wird mittlerweile von der Finnischen Nationalbibliothek genutzt. Die Universität besitzt über das Stadtgebiet verteilt mehrere Bibliotheken; ein von seiner architektonischen Gestaltung her sehr spektakulärer Bau ist die neue Universitätsbibliothek im Kaisa-Haus.
Die neue Universitätsbibliothek (Kaisa-Haus)
wurde vom Architekturbüro Anttinen Oiva (Selina Anttinen und Vesa Oiva) 2012 realisiert. Die neue Zentralbibliothek der Uni ersetzt ein Warenhaus und ein Parkhaus, die vormals hier standen. Die Backsteinfassade des Gebäudes mit einem quadratischen Fensterraster wird auf jeder straßenseitigen Fassade von großen parabelförmigen Glasflächen geöffnet. Auf der einen Seite öffnet sich die Parabel nach oben, auf der anderen nach unten.
Auf der Website www.bauwelt.de kann man zur Architektur der Bibliothek das Folgende lesen: „Vom Warenhaus wie auch vom Parkhaus wurden die Tragwerke für den Neubau weitgehend übernommen. Über den vier Untergeschossen liegt an der verkehrsreichen Kaisaniemenkatu der Eingang zu einem Supermarkt, was bei einem Kulturgebäude zunächst überrascht, aber für eine erfreuliche Belebung der Erdgeschosszone sorgt. Durch eine Freitreppe getrennt, befindet sich ein Geschoss höher der Haupteingang zur Bibliothek. Auf der Rückseite, an der Fabianinkatu, liegt ein weiteres Geschoss höher ihr zweiter Eingang, der somit unmittelbar in die Hauptebene übergeht. Diese drei Eingänge sowie ein riesiges Fenster an der Hauptstraße sind als parabelförmige Öffnungen in die quadratisch gegliederten Fassaden aus dunkelbraunem Klinker eingeschnitten. Das die Betonstruktur verkleidende Material verkörpert eine sinnfällige Beziehung zu den umliegenden Geschäftshäusern, die wie eingestanzt wirkenden kleinen Quadratfenster sind ein mutiger Kontrast zu den weit schwingenden Parabeln.“
Bilder oben: Fassade des Bibliotheksgebäudes an der Fabianinkatu; hier öffnet sich die verglaste Parabel nach unten.
Bilder oben: an der Kaisaniemenkatu ist im Erdgeschoss des Bibliotheksgebäudes ein Supermarkt untergebracht.
Bilder oben: ein ovales Oberlicht spendet Tageslich in allen Etagen, die elliptische Durchbrüche aufweisen.
Bilder oben: die parabelförmigen Glasflächen sind mit Sonnenschutz ausgestattet. Eine Wendeltreppe verbindet (zusätzlich zu den Aufzügen) die verschiedenen Stockwerke.
Bilder oben: Eingangsebene von der Fabianinkatu aus; die Bücher sind in hellen Regalen untergebracht; im Eingangsbereich kann man an Computern im Bibliothekskatalog recherchieren.
Bilder oben: die parabelförmigen verglasten Fassadenbereiche spenden Licht für die Lesebereiche und die verschiedenen Etagen.
Bilder oben: eine Raumskulptur ist die zentrale Wendeltreppe.
Bilder oben: Mehrere Oberlichter lassen Tageslicht ins Gebäude; auch der offene Treppenbereich wird so belichtet.
Die finnischen Nationalbibliothek (Kansalliskirjasto)
als Institution wurde 1640 gegründet und ist damit die älteste wissenschaftliche Bibliothek des Landes; das Gebäude der Bibliothek befindet sich direkt am Senatsplatz; der klassizistische Bau wurde von Carl Ludwig Engel in den Jahren von 1840 bis 1846 errichtet und in der Folge mehrfach erweitert. Aufgabe der Nationalbibliothek ist es, das kulturelle Erbe des Landes einerseits zu wahren und andererseits der Öffentlichkeit leicht zugänglich zu machen. Während der zaristischen Herrschaft über Finnland zwischen 1828 und 1917 erhielt die Bibliothek auch von jedem in Russland veröffentlichten Buch ein Belegexenplar; sie verfügt somit über einen immensen Bestand an slavistischer Literatur.
Das historische Bibliotheksgebäude wurde zwischen 2014 und 2016 aufwändig saniert, was besonders der Gestaltung der Innenräume zugutekam.
Die Nationalbibliothek trägt diesen Namen erst seit 2010; zuvor war es die „Universitätsbibliothek“. Jetzt wurden im neuen Kaisa-Haus Teilbibliotheken der Universität Helsinki, die in verschiedenen Gebäuden untergebracht waren, zusammengeführt und die so entstandene Einrichtung trägt jetzt den Namen „Universitätsbibliothek“.
Bilder oben: das neoklassizistische Gebäude der finnischen Nationalbibliothek; Gebäudedetails: der Portikus mit acht korinthischen Säulen.