Helsinki Stadtentwicklung

Projekte der Stadtentwicklung

In der finnischen Hauptstadt wird insbesondere seit dem Jahr 2000, als Helsinki Europäische Kulturstadt war, viel geplant, gebaut und umgenutzt. Insbesondere der Wohnungsbau hat große Bedeutung für die Stadtentwicklung. Einige Beispiele:

Katalysator für die Stadtentwicklung Helsinkis: das Europäische Kulturstadtjahr 2000

Im Jahr 2000 war Helsinki (neben anderen Städten) „Europäische Kulturstadt“, was der Sanierung bestehender Stadtbereiche und der Stadtentwicklung gewaltigen Auftrieb gab: so wurden viele öffentliche Gebäude, aber auch Straßen und Plätze renoviert, saniert und neu gestaltet. Es entstanden verkehrsberuhigte Bereiche in der Innenstadt und das Hafenbecken am Südhafen wurde neu gefasst. 

Im Zuge der Vorbereitungen auf das Europäische Kulturstadt-Jahr erhielt z. B. auch der historische Bahnhof von Eliel Saarinen eine Überdachung der Bahnsteige, der Glaspalast wurde aufwändig renoviert, ebenso die Universitätsbibliothek am Senatsplatz, jetzt Nationalbibliothek.

Bild oben: ein Publikums-Hot Spot ist der Südhafen mit dem Marktplatz und der alten Markthalle; auf die Stufen an der Kaimauer kann man sich niederlassen und den Schiffen zusehen, die im Hafen ein- und ausfahren.

Aktuelle städtebauliche Entwicklung Helsinkis

Im Gegensatz zu vielen Städten, in denen vor allem private Investoren, welche Eigner von Baugrund sind, die architektonische, städtebauliche und soziale Ausrichtung neuer Bauvorhaben bestimmen, gehört in Helsinki der öffentlichen Hand, also Stadt und Staat etwa vier Fünftel der Bauflächen.

Für die Stadtentwicklung gibt es einen kommunalen Flächennutzungsplan, der vor allem eine Verdichtung am Rande, in den Vorstädten vorsieht, aber auch die Umnutzung freiwerdender Flächen ehemaliger Hafen- und Industrieanlagen oder Lagerflächen, verbunden mit einer guten verkehrlichen Vernetzung, insbesondere durch den Öffentlichen Personennahverkehr. Auch auf eine gute soziale Durchmischung der zukünftigen Bewohner/innen wird geachtet, indem für alle Bedürfnisse Wohnformen angeboten werden: also eine Mischung von Wohnblocks, Stadthäusern, Reihenhäusern oder solitären Hochhauswohnungen.

Private Investoren bewerben sich dann um Projekte innerhalb dieser behördlichen Planungen bei ausgeschriebenen Architekturwettbewerben, bei denen dann die attraktivste Lösung ausgewählt und umgesetzt werden kann. Wie man der Stadtbaugeschichte Helsinkis entnehmen kann, hat das Verfahren, durch Ausschreibungen die beste Lösung für ein Projekt zu finden, eine lange (und erfolgreiche) Tradition.

Die neuen Stadtteile sollen keine „Schlafstädte“ werden, sondern eine gemischte Nutzung von Wohnen, Gewerbe, Dienstleistung, Bildung, Kultur, Gastronomie und Handel aufweisen.

Bei der Planung und Realisierung dieser neuen Stadtteile ist auch immer wieder vom Begriff der „Smart City“ die Rede, was einerseits „Smart Homes“ bedeuten kann, also intelligente Steuerung der Haustechnik im Hinblick auf nutzerfreundliches und energieeffizientes Wohnen aber auch Optimierung der übergreifenden Infrastruktureinrichtungen, etwa bei der Abfallentsorgung und der intelligenten, ressorcenschonenden und klimafreundlichen (auch: autonomen) Fortbewegung innerhalb der Stadt. Schon durch die Nutzungsmischung innerhalb der Siedlungen werden Klimaziele umgesetzt, weil weniger Verkehr zwischen Wohnung, Arbeitsstätte und Versorgungseinrichtungen nötig ist.

Smart wird eine City auch, wenn sie viel grüne und blaue Infrastruktur aufweist, also Grünflächen zum Schutz der biologischen Vielfalt, zur Naherholung, zur Nahversorgung (urban gardening) und zur Verbesserung des Lokalklimas und ein Wassermanagement etwa durch Regenwasserbewirtschaftung. Viele von diesen beschrieben Zielen wurden und werden bei den neuen Stadtteilen Kalasatama und Jätkäsaari bereits umgesetzt.

Stadtentwicklung in Helsinki heißt auch, dass es zu einer Nachverdichtung im Zentrum kommt, indem noch vorhandene Brachflächen bebaut wurden/werden oder früher anders genutzte Flächen im Zuge einer Konversion neue Nutzungen erhalten – so etwa beim Bau des Kunstmuseums Kiasma, dem Haus der Musik, der Universitäts-Bibliothek (Kaisa-Haus) oder der neuen Zentralbibliothek „Oodi“. Die Oodi-Bibliothek und das Musikhaus stehen auf dem Gelände, das früher vom Güterbahnhof belegt war.

Öffentlicher Personen-Nahverkehr

Ein dichtes Netz von Trambahn-, Bus- und U-Bahn-Linien sorgt für ein gutes Fortkommen im ganzen Großraum Helsinki.

Bilder oben: die finnische Hauptstadt Helsinki verfügt über ein umfangreiches und modernes Verkehrsnetz des Öffentlichen Personennahverkehrs mit modernen Verkehrsmitteln und bequemer Nutzung mit Hilfe der HSL-App (HSL = Helsingin seudun liikenne = Verkehr in der Region Helsinki). Im Bild eine Trambahn vor dem Enso Gutzeit Gebäude, der Innenraum einer Trambahn; ein Busbahnhof befindet sich direkt neben dem Hauptbahnhof vor dem National-Theater.

Bilder oben: Helsinki verfügt auch über eine U-Bahn; eine Metro-Linie verbindet auch die Innenstadt mit dem Flughafen Vaanta (Bild: Metrostation am Flughafen und Innenraum der Metrozüge).

Der neue Stadtteil Kalasatama

Kalasatama bedeutet „Fischereihafen“; das neue Stadtviertel entsteht auf dem ehemaligem Hafen- und Industriegebiet Sörnäinen. Nachdem die Hafenfunktion nach Vuosaari verlagert wurde, entstehen hier Wohn- und Geschäftsbauten und die nötige Verkehrsinfrastruktur.

Das Zentrum von Kalasatama wird durch das Einkaufs- und Dienstleitungcenter REDI gebildet, das auch den neuen Metrobahnhof des Stadtteils integriert. Direkt in diesem Zentrum ragen auch drei (Stand 2022) Punkthochhäuser auf, die bis zu 136 Meter hoch sind und zwischen 24 und 37 Etagen umfassen. Insgesamt sollen es 8 solcher Hochhäuser werden. Die REDI-Hochhäuser dienen vor allem dem Wohnen, aber auch Büros, ein Hotel und ein Restaurant sind in einem der Bauwerke untergebracht. Die Dachterrassen der Wohntürme dürfen von allen Bewohnern genutzt werden. Planendes und bauendes Architekturbüro ist Helin & Co Architects von Pekka Helin.

Bilder oben: bestehende Industrie- und Kraftwerksanlagen und Neubauten des neuen Stadtteils Kalasatama; ein Hängebrücke für Fußgänger und Fahrradfahrer verbindet den Stadtteil mit der Nachbarinsel Mustikkamaa; über weitere Brücken kommt man von hier aus auch zur Insel Korkeasaari (auf dem sich der Zoo von Helsinki befindet) und zur Insel Kulosaari.

Bild oben: Blick von der Hängebrücke, welche den Stadtteil Kalasatama mit der Insel Mustikkamaa verbindet. Die Brücke wurde von Teo Tammivuori/Architekturbüro Pontek entwickelt und gebaut.

Bilder oben: zwischen den Wohngebäuden befindet sich ein Quartiersplatz, mit Schatten spendenden Bäumen bepflanzt, Stufen neben einer Skulptur und am Wasser laden zum Sitzen ein, die sich zum Platz hin öffnende Erdgeschosszone mancher umgebenden Gebäude bietet Gastronomie und Handel. So kann wohl die viel beschworene „lebendige Urbanität“ entstehen.

Bilder oben: das Kraftwerk und neue Wohnbebauung in Kalasatama.