New York World Trade Center

Neuere Stadt(bau)geschichte New Yorks

Einen drastischen Einschnitt in die Stadtentwicklung (und in das Lebensgefühl ihrer Bewohner/innen) bewirkten die Terroranschläge auf das World Trade Center (WTC) am 11. September (9/11) 2001; bei den Flugzeugeinschlägen in die Twin Towers und deren anschließendem Einsturz kamen annähernd 3000 Menschen ums Leben. Außer den Doppeltürmen wurden auch andere Gebäude stark beschädigt und stürzten ebenfalls teilweise ein. Mittlerweile sind die Leerstellen, welche diese Katastrophe hinterlassen hat, großteils wieder gefüllt.

Die Neugestaltung des World Trade Center nach den Anschlägen vom 11. September 2001

Im Bereich des World Trade Center sollen die sieben bei den Anschlägen am 11. September 2001 zerstörten Gebäude (am gleichen Ort) mittelfristig wieder (in anderer Form) hergestellt werden. Die Räumung der Trümmer, die Klärung von Eigentums- und Versicherungsfragen sowie Kontroversen bei der Planung der neuen Bauten durch die vielen beteiligten Akteure haben den Baubeginn stark verzögert. Es war ja sogar zeitweise die Wiederherstellung der ursprünglichen Twin Towers im Gespräch und andererseits war zu klären, wie mit dem Ort als Erinnerungs- und Gedenkort angemessen umgegangen werden soll.

Nachfolgend wird die Situation im Frühjahr 2023 dargestellt.

Bild oben: zumindest das Gebäude 1 World Trade Center (1 WTC) kann man von fast überall aus in Manhatten sehen; der früher als „Freedom Tower“ benannte Turm ist momentan das höchste Gebäude in New York. Im Bild: Blick von der Auffahrt der Manhattan Bridge auf die Straße East Broadway; etwa in Bildmitte ragt Gehrys mit gewellter Fassade umhüllter Wolkenkratzer „8 Spruce Street“ auf, rechts daneben die Türme von 4 WTC und 3 WTC, rechts der Bildmitte das neogotische Woolworth Building und das Municipal Building im Civic Center District, dahinter der steinerne Turm des Four Seasons Hotel und direkt dahinter 1 WTC.

Bauten im Bereich des World Trade Center

2011 wurde die Gedenkstätte (9/11-Memorial) für die fast 3000 Opfer des Terroranschlages eröffnet; Michael Arad und Peter Walker haben die Anlage mit der Bezeichnung „Reflecting Absence“ geschaffen: Brunnenanlagen im Format und am Platz der Fundamente der Twin Towers in einem Feld von Eichen erinnern mit den eingravierten Namen an die Opfer.

Außerdem entstand ein 9/11-Museum (auch 9/11 Pavillon), das 2014 eröffnet wurde; das Museumsgebäude ist ein Entwurf des norwegischen Architekturbüros Snøhetta und von Gehry Partners LLP. Oberirdisch umfasst es nur zwei Stockwerke, die von einer unregelmäßg geformten Hülle aus schräg verlaufenden Paneelen aus Edelstahl umschlossen werden; die Gedenk- und Ausstellungsräume befinden sich in 7 unterirdischen Etagen.

Bilder oben: das Gelände des 9/11 Memorial Im Vordergrund die „Fußabdrücke der beiden Zwillingstürme“, das unregelmäßig geformte Gebäude mit glänzender Metallfassade ist das 9/11-Museum; im Hintergrund die Gebäude 1 WTC und 7 WTC.

Auf der Website www.baunetz.de kann man zu dem 9/11-Memorial, dem seine Schöpfer Michael Arad und Peter Walker die Bezeichnung „Reflecting Absence“ gegeben haben, das Folgende lesen:

„Zentrales Element sind die unter Straßenniveau liegenden „Fußabdrücke“ der früheren Zwillingstürme des WTC, die mit Wasser gefüllt und von hohen Wänden eingefasst sind. Vor die eigentlichen Wände legt sich ein Vorhang aus Wasserfällen, die eindrucksvoll in die Tiefe stürzen. Im Kleinen wiederholt sich dieses Schauspiel erneut in der Mitte der Becken, wo sich früher die konstruktiven Kerne der Zwillingstürme befanden. Ringsum die Flächen ziehen sich schmale, stille Wasserläufe; Bronzetafeln zeigen die Namen der rund 3.000 Opfer der Anschläge. Der Raum zwischen den beiden Becken, die Plaza, wurde begrünt und mit Bäumen bepflanzt.“

Bilder oben: einer der beiden „Fußabdrücke“ der ehemaligen Zwillingstürme; hier der Nordturm mit dem Gebäude des Ronald O. Perelman Zentrums für Darstellende Kunst von Snøhetta und Gehry.

Bilder oben: „Reflecting Absence“.

Das 9/11-Museum

Auf www.baunetz.de kann man zur Fertigstellung des 9/11-Museums (9/11-Pavillon) das Folgende lesen:

„Mit ihrem Bau aus Edelstahl und Glas wollen die Architekten den „Kontext ergründen“. Sie sehen in ihrem Entwurf ein Symbol für „die Kraft der Geschichte und eine neue Hoffnung für die Zukunft“. Das transparente, reflektierende Material soll die Aufmerksamkeit von Passanten auf sich lenken und potentielle  Besucher dazu anregen, näherzukommen, hereinzuschauen und den Pavillon zu berühren, erklären sie weiter.

Das beeindruckendste Raumgefüge innerhalb des Gebäudes ist das Atrium, in dem zwei originale konstruktive Bauteile als rostige Relikte der Tragödie des 11. Septembers 2001 in den Himmel der Glaspyramide ragen.“

Bilder oben: der 9/11-Pavillon vom Liberty Park aus gesehen mit den Gebäuden Brookfield Place  und den Türmen 1 WTC und 7 WTC.

Bilder oben: das 9/11-Museum fällt wegen seiner unregelmäßigen Form und der schimmernden Metallfassade auf.

Bilder oben: der 9/11-Pavillon befindet sich direkt neben dem 9/11 Memorial „Reflecting Silence“ an der Greenwich Street.

Fertiggestellte Hochhaus-Bauten

Folgende Gebäude des World Trade Center sind bereits fertiggestellt:

1 World Trade Center (Freedom Tower); das jetzt höchste Hochhaus New Yorks wurde 2014 vollendet; der Entwurf stammt von Daniel Liebeskind und David Childs von SOM (Skidmore, Owings & Merrill); die Gebäudehöhe beträgt (einschließlich Antenne) 1776 Fuß; die Zahl entspricht dem Jahr der Veröffentlichung der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung; umgerechnet sind das 541 Meter.

Das Gebäude hat eine komplexe Geometrie: die unteren Etagen bilden eine Gebäudesockel; sowohl das 20. Geschoss des einem Obelisk gleichenden Hochhauses als auch der Dachabschluss sind quadratisch; das obere Quadrat ist allerdings zum Fußquadrat um 45 Grad gedreht, so dass als Gebäudehülle acht lange spitze Dreiecksflächen entstehen, wobei nebeneinanderliegende Dreiecke entgegengesetzt orientiert sind. Die obersten Etagen enthalten ein Restaurant und Aussichtsräumlichkeiten. Die Dachhöhe des Gebäudes entspricht etwa der des Nordturms der ehemaligen Zwillingstürme (417 Meter).

Der 20 Stockwerke hohe Gebäudesockel wirkt für Fußgänger ziemlich abweisend; das wird in der Architekturkritik negativ vermerkt; weist ein solches Hochhaus dagegen eine öffentlich zugängliche Lobby auf oder sind im Erdgeschoss Einzelhandelsgeschäfte oder Gastronomie angesiedelt, profitieren alle davon.

Zum Bild: das Gebäude 1 WTC, links die Bauten Brookfield Place (früher: World Financial Center); rechts das Hochhaus 7 WTC.

Bilder oben: das höchste Gebäude ist der Turm 1 World Trade Center von David Childs nach ursprünglichen Plänen von Daniel Libeskind. Der obeliskartige Turm steht auf einem 20 Stockwerke hohen Sockelgebäude. Letzte Bilder: die Rippen der „Flügel“ des „Oculus“ von Santiago Calatrava vor dem Hintergrund des 1 WTC.

Bild oben: erstes Bild: das Woolworth Building, der Hotelturm des „Four Seasons“ und der „Freedom Tower“ (1 WTC); letzte Bilder: die oberen Etagen des Turms und die aufgesetzte Spitze.

7 World Trade Center; dieses Haus wurde als erstes realisiert (2006); in den unteren Stockwerken ist für das zuständige Elektrizitätsunternehmen ein wichtiges Umspannwerk für das südliche Manhattan untergebracht.

4 World Trade Center wurde vom japanischen Büro Fumihiko Maki associates geplant und 2013 fertiggestellt.

3 World Trade Center; das Gebäude wurde entworfen von Richard Rogers Partnership und 2018 fertiggestellt.

Mit dem Bau des Gebäudes 2 World Trade Center (Norman Foster) wurde begonnen; seit Jahren ruhen die Arbeiten aber, weil noch kein zuküftiger Mieter gefunden wurde. Das Gebäude 5 World Trade Center (Kohn Pedersen Fox) ist in Planung.

7 World Trade Center

Dieser Büroturm auf dem World Trade Center-Gelände wurde von David Childs von Skidmore, Owings und Merrill (SOM) geplant und konnte als erstes Gebäude nach den Zerstörungen von 2001 bereits 2006 nach 4-jähriger Bauphase eröffnet werden. Das Vorgängergebäude war bei den Terroranschlägen durch herabfallende Trümmer stark beschädigt worden, brannte teilweise aus und stürzte schließlich ein. Das neue Gebäude 7 WTC  ist höher (227 Meter) als das ursprüngliche Gebäude und schlanker im Querschnitt. Die Fassade ist voll verglast. In den unteren Stockwerken sind Versorgungseinrichtungen für das Stromnetz im südlichen Manhattan untergebracht.

Bilder oben: 1 World Trade Center (links) und das Gebäude 7 World Trade Center.

Bild oben: der obeliskartige „Freedom Tower“ (One World Trade Center); links der „Oculus“ (Eingangsgebäude des U-Bahnhofs), rechts das Gebäude 7 World Trade Center.

Bilder oben: die Gebäude 1 und 7 WTC; im Vordergrund die ausschwingende Dachkonstruktion des „Oculus“.

Bilder oben: erstes Bild: links das Gebäude 3 WTC von Richard Rogers; zweites Bild: 1 WTC und 7 WTC, im Vordergrund das Ronald O. Perelman Zentrum für Darstellende Kunst (2023) von Joshua Ramus (Architekturbüro REX); drittes Bild: im Vordergrund links das 9/11-Museum und rechts die Lobby des Gebäudes 3 WTC.

Bilder oben: links neben dem „Freedom Tower“ die Gebäude des (früher so bezeichneten) World Financial Center; heute: Brookfield Place.

3 und 4  World Trade Center

Die beiden Hochhausbauten 3 WTC und 4 WTC stehen nebeneinander an der Greenwich Street, schräg bzw. direkt gegenüber dem 9/11-Memorial. Der 329 Meter hohe Büroturm von 3 WTC wurde zwischen 2010 und 2018 nach Plänen von Richard Rogers errichtet. Das Gebäude steht auf einem mehrstöckigen breiten Sockel; der mittlere und höchste Teil des Turmes ist vollständig verglast, die unterschiedlich hohen seitlichen Teile zeigen an der Fassadenaußenseite zur Greenwich Street und zur Church Street hin das fachwerkartige Tragwerk aus Stahl.

Die außen sichtbare Tragwerkskonstruktion war auch für den breiteren Mittelteil des Hochhauses vorgesehen, wurde dann aber zugunsten eines Stahlbeton-Kerns wieder verworfen.

Bereits 2013 wurde der Nachbarturm, das Gebäude 4 World Trade Center  fertiggestellt, das der japanische Architekt Fumihiko Maki entworfen hatte; der Büroturm wurde nach 5-jähriger Bauzeit eingeweiht. Das Hochhaus ist mit 298 Metern etwas niedriger als der Nachbarturm 3 WTC. Das Gebäude befindet sich direkt gegenüber des 9/11 Memorial und ist ebenfalls komplett verglast. Die Büroräume werden vor allem von der New Yorker Hafenbehörde (New York Port Authority) belegt, in den untersten Etagen gibt es auch Einzelhandel und Gastronomie; die sich über mehrere Etagen erstreckende Lobby ist ebenfalls auf drei Seiten verglast und wirkt sehr offen und einladend.

Zum Bild: die beiden Gebäude 3 WTC von Richard Rogers (vorn) und 4 WTC von Fumihiko Maki (hinten)

Das Gebäude besteht aus zwei unterschiedlichen hohen Türmen mit unterschiedlicher Geometrie des Querschnitts: der niedrigere Teil vom 7. bis zum 46. Stockwerk hat einen parallelogrammförmigen Grundriss, der höhere Teil hat die Form eines Trapezes, so dass auf dem Dach des 46. Stockwerks eine dreieckig geformte Dachterrasse entsteht.

Bilder oben: erstes Bild: der von Richard Rogers entworfene Gebäude 3 WTC; zweites Bild: das Gebäude 4 WTC stammt vom japanischen Architekten Fumihiko Maki. Letztes Bild: Blick vom Liberty Park (mit der Skultur „Sphere“ von Fritz König) auf die beiden WTC-Bauten 4 World Trade Center (rechts) und 3 World Trade Center (links).

Bilder oben: die World Trade Center-Bauten 3 WTC und 4 WTC.

Bilder oben: die Lobby von 4WTC ist auf drei Gebäudeseiten verglast; in der Fassade spiegeln sich die Gebäude des World Financial Center (heute. Brookfield Place).

Ronald O. Perelman Zentrum für Darstellende Kunst (Perelman Performing Arts Center; PAC)

Mittlerweile fertig gebaut ist das Gebäude des Ronald O. Perelman Zentrums für Darstellende Kunst (2023) von Joshua Ramus und Davis Brody Bond (Architekturbüro REX). Bürgermeister Bloomberg hatte in seiner Amtszeit die Ansiedlung einer der Kultur dienenden Institution auf dem Gelände des World Trade Center angeregt.

Das Gebäude weist 3 Stockwerke auf; im Erdgeschoss gibt es Gastronomie, im mittleren werden Verwaltung und Proben-/Umkleideräumlichkeiten untergebracht; im 3. Stock gibt es drei Theatersäle, die auch zusammengelegt werden können. Mit dem Bau wurde 2017 begonnen; 2023 war Eröffnung. Das Gebäude fällt auf dem Gelände wegen seiner Fassade auf: die äußerste Hülle besteht aus sehr dünnen Marmorplatten, die beidseitig von Glasscheiben gefasst sind. Ähnlich wie die St. Nikolaskirche im Liberty Park kann auch das PAC nächtens von innen beleuchtet werden, wobei das Licht die Marmorplatten durchdringt.

Bild oben: das Gelände, auf dem 2 WTC entstehen soll – die Arbeiten stocken seit Jahren und so wurden die Baucontainer mit Street Art verschönert; im Hintergrund links das Perelman Performing Arts Center und dahinter die Türme von 1 WTc und 7 WTC.

Bild oben: das Perelman Performing Arts Center; im Vordergrund ein Teil des 9/11-Memorial: hier stand der Nordturm der zerstörten Zwillingstürme.

Bilder oben: das Perelman Performing Arts Center (PAC) an der Greenwich Street; letztes Bild: links vor dem PAC befindet sich das 9/11-Museum.

Bilder oben: Santiago Calatravas „Oculus“ und das PAC im abendlichen Gegenlicht.

Zum Gebäude schreibt Michael Kimmelmann in der New York Times (13.9.2023): „The new Perelman Performing Arts Center is the most glamorous civic building to land in New York in years.(…) A floating, translucent marble cube, it nestles at the foot of One World Trade Center, just eight stories high, a runt in a herd of mega-tall commercial skyscrapers but impossible to miss.

The $500 million, 129,000-square-foot project arrives at a moment, and in a New York, very different from the one in which it was conceived two decades ago. Back then, the city was all-consumed by grief and fear, its economy in free-fall, ground zero still a smoldering gravesite. (…)

The focus after Sept. 11 was rightly on the families of victims, some of the most vocal ones lobbying to enshrine the entire 16-acre site as a memorial; and officials struggled to reconcile those pleas with the urgent need to restore the economy and downtown. Authorities trumpeted shiny new office towers as middle fingers to Osama bin Laden, secured by new checkpoints and bollards, and surrounding the twin memorial pools.

At the same time there were downtown residents and others who argued that a retort to terrorism — and what the neighborhood needed to come back to life — was a place for the arts. “The community that stayed was steadfast in supporting a cultural component,” Catherine McVay Hughes, the former chairwoman for the area’s Community Board 1, told The New York Times in 2016. “It was important that something alive gets created here, right here, at the World Trade Center site.

Ground zero remains unfinished, with major parcels still empty, and Perelman is hardly the last piece of the puzzle — just the most public, welcoming one so far that isn’t a shopping mall or a Path train station.

And the most promising.

Its architect is Joshua Ramus. He refers to the building as a “mystery box,” alluding to the three exquisitely engineered, shape-shifting theaters tucked inside it. Small, medium and large, they’re swathed in modular acoustic wood panels, resting on thick rubber pads that further dampen the rumble of subways passing under the building, and they can be combined and reshuffled into more than 60 configurations, their floors raked or flat, balconies collapsed or thrust, walls moved, stages lowered. 

This trio of high-tech theaters is veiled behind a facade made up of thousands of half-inch-thick, richly veined marble panels that are sandwiched between whisperingly thin sheets of glass. The veins create lozenge-shaped patterns that ripple across all four sides of the building. After dark, when the memorial park across the street empties and office workers head home, Perelman lights up like a lantern. Its white stone turns amber. And chandeliers in the towering corridor hugging the center’s curtain wall cast the silhouettes of milling theatergoers onto the glowing marble, summoning the neighborhood back to life.“ (…)

Der Liberty Park mit der „Sphere“ von Fritz König

Am Südende des WTC-Geländes wurde auf einem Garagengebäude ein Park angelegt; der Liberty Park erhebt sich etwa 7 Meter über das Straßenniveau. 2016 war der Park vollendet, ein Jahr später wurde hier die „Sphere“ von Fritz König aufgestellt. Dabei handelt es sich um eine Groß-Skulptur, die ursprünglich zwischen den Zwillingstürmen des ehemaligen World Trade Center stand und bei den Anschlägen von 9/11 nur wenig beschädigt wurde.

Auch die griechisch-orthodoxe Kirche St. Nikolas ist im östlichen Bereich des Parks neu entstanden. Das Gebäude stammt – wie der „Oculus“ von Santiago Calatrava und wurde 2022 fertiggestellt.

Bilder oben: die als „Sphere“ bekannte Bronzeplastik des Künstlers Fritz König stellt stilisiert eine Weltkugel dar; sie war ursprünglich Bestandteil einer Brunnenanlage und wurde 1971 zwischen den beiden Türmen des ehemaligen World Trade Center aufgestellt. Die 20 Tonnen schwer Plastik überlebte die Anschläge von 9/11 mit moderaten Beschädigungen. Die Plastik wurde auf „Ground Zero“ demontiert, zwischengelagert, gesäubert, aber nicht restauriert. Anfang 2002 wurde das Kunstwerk auf dem Gelände des Battery Park aufgestellt und 2017 nach Fertigstellung des Liberty Park dorthin überführt.

Bilder oben: die Weltkugel von Fritz König vor den Gebäuden 3 WTC und 4 WTC.

Bilder oben: die „Sphere“ vor dem Hintergrund der Gebäude Brookfield Place bzw dem „Freedom Tower“ (1 WTC).

Der World Trade Center Transportation Hub

Mittlerweile abgeschlossen ist auch der Bau des U-Bahn-Knotenpunktes im World Trade Center (Transportation Hub) für die Port Authority Trans-Hudson (PATH) mit einem Eingangsgebäude (Oculus) von Santiago Calatrava (2016).

Beim Einsturz der Zwillingstürme des World Trade Center wurde auch die dortige U-Bahn-Station zerstört. Dabei stellt sie einen wichtigen Knotenpunkt mehrerer Bahnlinien dar. Nach längerer Bauzeit als geplant und zu etwa doppelten Kosten wurde 2016 die von Santiago Calatrava entworfene Anlage fertiggestellt. Bei der oberirdischen Bahnhofshalle handelt sich um ein „typisches Calatrava-Gebäude“ mit vielen parallelen Stahlrippen in leuchtendem Weiß; nach außen setzen sich die das Dach der Halle bildenden Rippen in die andere Richtung gekrümmt fort und geben dem Gebäude den Anschein einer gerade zum Flug abhebenden Taube, die ihre Schwingen ausgebreitet hat – eine Anmutung, die der ursprünglichen Intention des Architekten entspricht (siehe Bild: im Hintergrund die Türme 3 WTC und 4 WTC).

Betreten wird die Halle durch relativ „normale“ und völlig unscheinbare Glastüren im Osten oder im Westen; dann öffnet sich aber ein enorm hoher, weiter und heller, elliptisch geformter Raum mit einem wie die Tragwerksrippen ebenfalls makellos weißen Marmorfußboden; die als „Oculus“ bezeichnete Konstruktion zeigt in der Dachmitte, sozusagen als „Rückgrat“ zu den Stahlrippen ein durchgängiges, 100 Meter langes Oberlicht-Band, durch welches außer über die seitliche Verglasung Licht in den gewaltigen Raum fällt. Das Oberlicht lässt sich öffnen, um an heißen Tagen einen Luftaustausch zu erzeugen; auf jeden Fall öffnet es sich einmal jährlich am 11. September, dem Tag der Anschläge auf das World Trade Center.

Der "Oculus", die Eingangshalle des U-Bahnhofes am World Trade Center; links das Gelände, auf dem 2 WTC entstehen soll; im Hintergrund die Türme 3 WTC und 4 WTC.

Der Oculus ist aber noch nicht die eigentliche Bahnstation, sondern zunächst einmal eine riesige Einkaufs-Mall. Das hat dem Bauwerk die despektierliche Bezeichnung „Shopping-Center mit Gleisanschluss“ eingebracht; die Züge mehrerer sich hier kreuzender oder zusammenlaufender U-Bahn-Linien findet man im  Untergeschoss des Gebäudes.

Bilder oben: wie ein zum Abflug bereiter Vogel: die Eingangshalle „Oculus“ von Santiago Calatrava zum U-Bahnhof des World Trade Center.

Bilder oben: Blick von Osten nach Westen auf Calatrava’s U-Bahnhofs-Gebäude; im Hintergrund die Hochhäuser 7 WTC und 1 WTC.

Bild oben: der unspektakuläre Eingangsbereich des „Oculus“.

Bilder oben: Calatrava’s „Oculus“; dahinter ragt das Gebäude 3 WTC auf; rechts im Bild das alles überragende Gebäude 1 WTC.

Bilder oben: Licht und Schatten auf den Rippen des Gebäudes.

Bilder oben: die Eingangshalle hat Ausmaße und Anmutung einer Kathedrale; durch die seitliche Verglasung der Halle und das 100 Meter lange Oberlicht fällt Licht in den Raum. Auf der Website www.daskreativeuniversum.de kann man zu der Lichtführung und zu der Bezeichnung „Oculus“ (auf lateinisch: das Auge, die Öffnung) das Folgende lesen:

„Aus architektonischer Sicht ist diese Lichtführung ein wichtiges Element, da sie den Raum ästhetisch ansprechend ausleuchtet. Ihre Absicht geht jedoch über die reine Funktionalität hinaus. Sie übernimmt eine symbolische Aufgabe. Jeden 11. September um 10:28 Uhr – das ist die Ortszeit, an dem der zweite Turm einstürzte – scheint das Sonnenlicht durch das Oberlicht und beleuchtet die Mittelachse der Haupthalle. Diese besondere Ausrichtung des Sonnenlichts ist möglich, weil das Gebäude leicht versetzt zum übrigen Straßennetz von New York ausgerichtet wurde.

Calatrava beschreibt dieses Phänomen als „Sinn für das Kosmische“ und stellt fest, dass es das wichtigste Element des Gebäudes selbst ist. Kein Wunder also, dass er sich für die Bezeichnung Oculus entschieden hat. In der klassischen Architektur bezieht sich ein „oculus“ auf eine Öffnung, die einen Blick auf den Himmel bietet.“

Bilder oben: Blick von der Straßenebene auf die Halle; vorherrschende Farbe: weiß.

Bilder oben: von der Eingangshalle aus gelangt man auf zwei Etagen zu den Läden der Einkaufs-Mall.

Bilder oben: die Seitenflächen der Halle sind verglast; vom Marmorfußboden eine Etage unter Straßen-Niveau kann man auf die Gebäude 3 WTC und 4 WTC sehen, die dem „Oculus“ benachbart sind.

Bilder oben: vom Eingang aus gelangt man in eine emporenartige Auskragung und zu den beiderseits geführten Treppen, die ins Untergeschoss führen. Licht und Schatten auf den Rippen des Bauwerks.

Bild oben: zu den Zügen der PATH (Port Authority Trans-Hudson) gelangt man am westlichen Ende der Eingangshalle auf Untergeschossebene; die Wege sind gut ausgeschildert; über Rolltreppen geht es dann zu den Geleisen.

Bilder oben: durch die Sicherheitsschleusen gelangt man eine Etage unter Straßenniveau zu der eigentlichen U-Bahn-Station.

Das neue Fulton Center – ein wichtiger Nahverkehrs-Knotenpunkt

Wie die Bahnstation am World Trade Center selbst wurde auch die Metrostation Fulton Center bei den Anschlägen des 11. September 2001 weitgehend zerstört. Nach 9-jährigen Bauarbeiten wurde der neu gestaltete Bahnhof 2014 wieder eröffnet. Die Station befindet sich an der Ecke Fulton Street und Broadway, unweit des World Trade Center; zu der dortigen Metrostation gibt es eine unterirdische Verbindung. Der Nahverkehrsknoptenpunkt wurde von Arup & Grimshaw Architects umgebaut; nach außen hin entstand eine dreistöckige Glasbox mit einer aufgesetzten konischen Kuppel. Über mehrere Eingänge gelangt man von der Straße aus zu den hier angeschlossenen U-Bahn-Linien.

Die Wirkung der Kuppel ist erst im Inneren des Gebäudes erlebbar: ihre metallische Hülle wurde von James Carpenter Design Associates und dem deutschen Architekturbüro Schlaich Bergermann Partner entworfen und ist auch die „Kunst am Bau“, welche die New Yorker Nahverkehrsgesellschaft MTA (Metropolitan Transportation Authority) bei Neubauten vorschreibt.

Das Ingenieur-Kunstwerk sorgt für Tageslichteinfall auch in die unterirdischen Stockwerke des Gebäudes. Aufwändige Beleuchtungseinrichtungen sorgen für zusätzliche Reize.

 

Zum Bild: Aufzug und Wendeltreppe im Fulton Center; die konische Kuppel leitet Licht bis in die unterirdischen Etagen des Metrobahnhofes.

Auf der Website von Schlaich Bergermann Partner kann man zum Gebäude das Folgende lesen: „Im Herzen von Lower Manhattan soll das Fulton Street Transit Center zur Aufwertung des Standortes beitragen und zu einem Schmuckstück des New Yorker Schienenverkehrssystems werden. Es verknüpft acht U-Bahn-Linien miteinander und ist mit durchschnittlich 300.000 Passagieren pro Tag einer der verkehrsreichsten U-Bahn-Knotenpunkte von New York City
Im Innern des kegelförmigen Atriums am Hauptzugang spannt eine hyperbolartige Seilnetzkonstruktion, die als Tragstruktur für eine Innenhaut aus rautenförmigen, perforierten Aluminiumpaneelen dient, welche das einfallende Tageslicht nach unten reflektiert und dafür optimiert wurde, das ganze Jahr hindurch Tageslicht bis zum untersten Level des Transit Centers zu leiten.“

Bilder oben: Fulton Center, die neue Metrostation mit einer einzigartigen Seilnetzkonstruktion des konisch geformten Daches, welches das Gebäudeinnere mit Tageslicht versorgt; letztes Bild: das Gebäude von außen.

Die DBZ (Deutsche Bau-Zeitschrift) schreibt auf ihrer Website zu dem Ingenieur-Kunstwerk das Folgende:

„Im November 2014 wurde das Fulton Center in Lower Manhattan in Betrieb genommen. 13 Jahre nach den Anschlägen vom 11. September 2001, die auch hier schwere Schäden verursachten, erhebt sich über dem Knotenpunkt von neun U-Bahnlinien das Gebäude, das von einer imposanten Stahl-Glaskuppel gekrönt wird. Diese Konstruktion sorgt dafür, dass  Tageslicht ins Innere des Gebäudes gelenkt wird.

Das Sky-Reflector-Net, das dort gespannt ist, ist ein „integratives Kunstwerk“, so James Carpenter, denn dort haben Künstler, Architekten und Ingenieure zusammengearbeitet. James Carpenter Design Associates, Grimshaw Architects und Arup waren die beteiligten Büros. Gemeinsam mit Schlaich Bergermann und Partner entwickelte James Carpenter das Konzept für die filigrane, doppelt gekrümmte Tragstruktur der Aluminiumpaneele. Das Sky-Reflector-Net, ein ähnlich einem einschaligen Hyperboloid geformtes Netz aus Stahlseilen und Daylight Panels, befindet sich im Atrium des Fulton Centers und passt sich an die 24 m hohe Kontur der Kuppel an. Die 952 in das Netz gespannten Aluminium Panels leiten das Sonnenlicht ins Innere des Transit- und Shopping Centers. Sie fangen die ständig wechselnden Farben des Himmels und der Wolken ein und bringen diese Atmosphäre hinab ins Atrium und bis in die Tunnelgänge.“

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