Wien

Bilder oben: Wiener Impressionen: das „Obere Belvedere“, das Hotel Sacher, das „Haus zum Goldenen Becher“ am Stephansplatz, der Stadtbahnpavillon von Otto Wagner am Karlsplatz, das „Haus am Michaeler-Platz“ von Adolf Loos und das „Volksbildungshaus Urania“.

Wien

Nach Wikipedia hat die österreichische Bundeshauptstadt heute etwa 1,9 Millionen Einwohner; im Großraum leben etwa 2,3 Millionen Menschen. Bei einer Gesamtbevölkerung Österreichs von etwas über 8 Millionen lebt also etwa ein Viertel aller Österreicher in der Hauptstadt und ihrem näheren Umfeld.

Die Nennung der Stadt Wien ruft wohl bei jedem bestimmte Bilder vor dem geistigen Auge hervor: barocke Schlösser, weite alleengesäumte Boulevards, gepflegte Parks, nostalgische Kaffeehäuser, beeindruckend mächtige Bauten für Konzert und Oper sowie für die Museen, das charakteristisch gemusterte Dach des Stephansdoms, die prächtigen Kirchen, der Zentralfriedhof, das Riesenrad im Prater… So besehen ist die Stadt auch ein Mythos und mit ihr verbinden sich Phantasien, Erwartungen und eine Atmosphäre, denen die erlebte Realität nicht zwingend in allen Punkten entsprechen muss/kann…

Zusammen mit der gebauten Umgebung und ihrer Geschichte bewirken deren Bewohner/innen und ihre Lebensentfaltung, dass man sich beim Aufenthalt in der Stadt so fühlt, wie man sich fühlt und der topografische Ort „Wien“ zum sozialen Ort „Wien“ wird.

Auf dem heutigen Stadtgebiet gründeten bereits die Römer 15 v. C. ein Heerlager (Vindobona); eine erste urkundliche Erwähnung von Wien als Stadt findet sich im Jahr 1137. Architektonisch geprägt ist die Stadt heute vom Barock, dem Jugendstil, den historistischen Bauten entlang der Ringstraße, aber auch von den Gebäuden der „Moderne“ sowie zeitgenössischen Gebäuden. Und dann gibt es da noch eines der größten städtebaulichen Projekte ganz Europas: jenseits der Donau und östlich der Altstadt entsteht ein ganz neuer Stadtteil, der sich wegen seiner Nähe zu einem künstlich angelegten See „Seestadt Aspern“ nennt.

Bilder oben: eines der berühmten Wiener Cafés; hier wird der „gepflegte Müßiggang“ kultiviert. Die Wiener Kaffeehäuser sind eine Institution; hier trafen (und treffen?) sich Künstler/innen und Schriftsteller/innen, tauschten sich aus und holten sich neue Anregungen für ihr Schaffen.

Stadtgeschichte und Wiener Flair

In der Online-Enzyklopädie Wikipedia kann man zur Stadtgeschichte Wiens lesen: „Nach dem Sieg über die Türken 1683 vor Wien setzte in der Folge eine rege Bautätigkeit ein. Im Zuge dieser Wiederauf- und Neubauten wurde Wien weitgehend barockisiert. Dies ist vor allem mit den Namen der Architekten Johann Bernhard Fischer von Erlach und Johann Lukas von Hildebrandt verbunden. Vor allem in den Vorstädten wurde viel gebaut, der Adel begann das ganze Umland mit seinen Gartenpalais zu überziehen, (…).“

Über die Attraktivität der österreichischen Bundeshauptstadt für Besucher und Besucherinnen  kann man auf der Website https://reisewiki.at/wiens-kunst-architektur Folgendes lesen:

„Wien verdankt seine universelle Anziehungskraft der spannungsreichen Verbindung von kaiserlich-nostalgischem Flair mit einer sehr kreativen Kulturszene, der verantwortungsvollen Pflege eines kostbaren Erbes und liebenswerter Traditionen im Einklang mit aktuellen Trends. Die Architektur aus der Kaiserzeit hat einen unauslöschlichen Eindruck in der Stadt hinterlassen. Prächtige Bauten, vor allem aus dem Barock, Historismus (“Ringstraße”) und Jugendstil prägen die Stadt. Ein beachtliches Erbe für die Hauptstadt der kleinen Republik Österreich mit nur 8,4 Millionen Einwohnern. In Wien überdauert bis heute die Romantik eines längst verlorenen Reiches.

Doch es ist nicht nur die kaiserliche Architektur der Stadt, die ihre Schönheit ausmacht. Wien bietet auch weltbekannte Museen, Kunstsammlungen und Kunstwerke. (…)“

Wiener Fassaden in der Gründerzeit

Beim Bummel durch die Wiener Altstadtgassen und Boulevards ist man immer wieder beeindruckt von der  ausgefeilten und auch einheitlichen Gestaltung der Fassaden. In der Schrift der Wiener Magistratsabteilung 18 (Stadtentwicklung) „Wien – Dekorative Fassadenelemente in der Gründerzeit zwischen 1840 und 1918“ (Link zur Datei) kann man lesen:

„Zum Großteil sind es die prächtigen Bauten der Gründerzeit, die glanzvollen Fassaden der Ringstraßenpalais, der Bürgerhäuser und der Zinskasernen, die den Charakter unserer Stadt prägen. Ihnen gemeinsam ist der reiche Dekor, der mit viel Liebe zum Detail an den Fassaden angebracht ist und
dessen Anblick uns bis heute erfreut.

(…) Erstaunlich ist, dass bereits vor rund 150 Jahren in serieller Produktion gearbeitet wurde, aus Katalogen konnte bestellt werden.“

Ein wichtiger Anbieter solcher Fassaden(schmuck)-Elemente für die Häuserfassaden der Früh-, Hoch- und Spätgründerzeit ist die „Wienerberger Thonwarenfabrik“, in deren Produktkatalogen sich der Architekt oder Bauherr passende Gestaltungselemente aussuchen und bestellen konnte: Konsolen, Friesbänder, Ornamente, Pilaster, Säulen, Fenstergewände, Fensterrahmen und -Verdachungen, Portale, Schluss-Steine, Baluster und Kapitelle.

Bilder oben: die „Wienerberger Thonwarenfabrik“ ist nicht ganz unschuldig daran, dass die Fassaden der Wiener Gründerzeitgebäude ein recht einheitliches Aussehen haben und dabei reich verziert sind: die verschiedenen Gestaltungselemente konnte man im Katalog bestellen.

Wien – Stadt der Musik, der Kunst – aber auch der Architektur

Auf der Website https://austria.city-tourist.de/ schreibt der Autor Dietmar Steiner:

„Eine vom WienTourismus durchgeführte Gästebefragung bestätigt, dass Wiens Stadtbild bzw. seine Architektur für die Entscheidung, nach Wien zu reisen, den wichtigsten Faktor darstellt. Neben den für Wien bekannten Themen wie Kunst und Musik rückte somit die Architektur der Stadt als Grund des Besuches an prominenteste Stelle. Damit sind nicht einzelne Monumente und Spitzenleistungen der Architektur der Vergangenheit und Gegenwart gemeint, sondern eine Art allgemeines urbanes Empfinden, ein Gefühl für einen erlebbaren städtebaulichen Maßstab. Wien wäre aber nicht so, wenn es nicht durch wichtige Spitzenleistungen der Architektur jenes Niveau erreicht hätte, das die Stadt heute so attraktiv macht.“

Und etwas später schreibt er:

„Wien ist zunächst eine geradezu idealtypische europäische Großstadt, wie Paris, London, Rom, Mailand oder Barcelona. Aber im Unterschied zu diesen sehr konzentriert und überschaubar. Viele nennen Wien eine einzigartige Zwiebel, jede ihrer rund ums älteste historische Zentrum angelagerten städtischen Schichten ist gleich wichtig für den gesamten Geschmack der Stadt. So ist in Wien die gesamte Tradition der europäischen Stadt vorhanden, von der römischen Gründung über die Gotik bis zu Barock und Gründerzeit. Und Wien ist, als Stadtbild vor allem, heute immer noch eine Stadt mit präsenter Geschichte. Dafür bieten die obligaten touristischen Institutionen die bewährten Besichtigungen, vom gotischen Stephansdom über das barocke Schloss Schönbrunn und vom Schloss Belvedere bis zum Gesamtkunstwerk der Ringstraße.“

Bilder oben: die Ringstraße wird beidseitig von einer Allee gesäumt; entlang des „Rings“ gibt es auch große Grünanlagen, etwa den Burggarten oder den Stadtpark (im Bild).

Die Wiener Hofburg

„Als Ausgangspunkt für eine Entdeckungsreise durch Wien und seine Geschichte sind die Hofburg und ihre Umgebung ideal: In den Wohn- und Arbeitsräumen des Kaisers blickt man in das Alltagsleben der Habsburger, in der Augustinerkirche kann man den Wiener Sängerknaben lauschen und in der Kapizinergruft (Kaisergruft) den letzten Überresten von Kaiserin Maria Theresia und ihren Nachfahren einen Besuch abstatten. In den Straßen rund um die Hofburg sind heute das Bundeskanzleramt, die Ministerien der Republik und das Parlament untergebracht.“ So beginnt im „MERIANmomente“-Reiseführer über Wien der Abschnitt zu „Rund um die Hofburg“ (Autor: Christian Eder, Gräfe und Unzer, München, 2018).

Früher Residenz der Habsburger, ist die Hofburg seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges Sitz des Österreichischen Bundespräsidenten. Der gewaltige Gebäudekomplex (der auch die Österreichische Nationalbibliothek, die Spanische Reitschule und die kaiserliche Schatzkammer beherbergt) blickt auf eine 700-jährige Baugeschichte zurück. Das zentrale Gebäude der „Neuen Hofburg“ wurde zwischen 1881 und 1918 von Gottfried Semper und Carl Hasenauer geplant und gebaut.

Bilder oben: die Hofburg in Wien; im Burggarten befindet sich das Palmenhaus mit Schmetterlingshaus.

Bilder oben: das Gebäude des Bundeskanzleramtes wurde 1717-19 von Johann Lukas von Hildebrandt erbaut.

Die Wiener Ringstraße

Nach den geografischen und politischen Neuordnungen durch den Wiener Kongress von 1815 schritt auch in Österreich die Industrialisierung voran, der Schienenverkehr wurde aufgenommen, die Donauschiffahrt wurde ausgebaut und die Einwohnerzahl Wiens wuchs. Von 1857 bis 1890 etwa verdoppelte sich die Einwohnerzahl auf 1,3 Millionen.

Da stellte die Anlage der Ringstraße für die städtebauliche Entwicklung Wiens eine Zäsur dar; im Jahr 1857 entschied Kaiser Franz Joseph I., dass die Stadtmauer, die sich um die Altstadt zog, geschleift werden und an ihrer Stelle ein repräsentativer und breiter (67 Meter!) Boulevard angelegt werden soll. Durch diese Maßnahme verbesserte sich natürlich auch die Verbindung von der Innenstadt zu den bisher außerhalb der Stadtmauern entstandenen Vorstädten. Die Ringstraße (kurz: „der Ring“) umschließt mit einer Doppelreihe von Alleen gerade den 1. Bezirk der Stadt, die historische Innenstadt. (Das „historische Zentrum“ Wiens ist auch UNESCO Weltkulturerbe.)

Die Ringstraße ist gesäumt von ausgedehnten Grünflächen (Volksgarten, Burggarten, Stadtpark) und wichtigen öffentlichen Gebäuden, wobei die historistischen Gebäudestile von den Planern und Architekten je nach Bauaufgabe so angepasst wurden, wie es der jeweiligen Funktion ihrer Meinung nach am besten entsprechen sollte: so wurde die Votivkirche (fertiggestellt 1879) im Stil der Neogotik erbaut, das Hauptgebäude der Universität (1873-84) im Stil der (Italienischen Hoch-)Renaissance, ebenso die Staatsoper (1863-69), das Burgtheater (1874-88) und das Naturhistorische sowie das dazu nahezu spiegelbildlich gestaltete Kunsthistorische Museum (1871-91); das Rathaus (1872-83) wurde dagegen im neogotischen Stil errichtet und das Parlament (1871-83) im klassisch-griechischen Stil.

Kaffeehaus an der Wiener Ringstraße

Bilder oben: die Wiener Ringstraße mit der Bebauung aus der Gründerzeit.

Das Burgtheater

Das Gebäude wurde zwischen 1874 und 1888 nach Plänen von Gottfried Semper und Carl Hasenauer im Stil der Italienischen Renaissance errichtet.

Bilder oben: das Burgtheater bei Tag und bei Nacht.

Das Parlament

Ebenfalls am „Ring“ liegt das monumentale Gebäude des österreichischen Parlaments (erbaut: 1874-83). Der klassizistische Bau des dänischen Architekten Theophil Hansen erinnert an griechische Tempel das klassischen Altertums. Parlaments- und Regierungsbauten wurden auch an anderen Orten (z. B. in Kapstadt oder in vielen amerikanischen Hauptstädten der Bundesstaaten) im klassisch-griechischen Stil erbaut, weil Griechenland ja als „Wiege der Demokratie“ gilt und dieser Baustil am besten die Bedeutung des Gebäudes, in dem das Volk in Vertretung durch die gewählten Parlamentarier seine Macht ausübt, verkörpern soll.

Bilder oben: das Parlamentsgebäude in Wien mit Pallas-Athene-Brunnen (Athene gilt als Göttin der Weisheit).

Das „Neue“ Rathaus

Etwas zurückgesetzt von der Ringstraße und in unmittelbarer Nachbarschaft von Parlament, Universität und Burgtheater steht der neogotische Bau des „Neuen“ Rathauses. Es wurde zwischen 1872 und 1883 nach Plänen von Friedrich Schmidt errichtet. Vor dem Gebäude erstreckt sich der Rathauspark. Das Gebäude selbst mit seinem fast 100 Meter hohen Turm (der Kaiser ordnete an, dass er den Turm der Votivkirche nicht überragen dürfe) kann stilistisch etwa mit dem Brüsseler Rathaus verglichen werden.

Bilder oben: das Neue Rathaus in Wien; letztes Bild: Umzäunung des Burgparks.

Wien und die Musik

Viele weltbekannte Komponisten sind im Lauf ihres Lebens nach Wien gezogen und haben hier gelebt; andere wurden hier geboren und sind dann auch in ihrer Heimatstadt geblieben. Zu den letzteren zählen etwa Schubert, Schönberg oder Strauß. Wahlheimat war Wien dagegen für Mozart, Beethoven, Haydn, Mahler und Brahms. Ihren Komponisten hat die Stadt Wien zum Teil auch Denkmäler gesetzt. Am bekanntesten ist wohl der „vergoldete Walzerkönig“ Johann Strauß (Sohn; 1825-99); dieses Denkmal steht im Stadtpark und ehrt den Komponisten des Walzers „An der schönen blauen Donau“ oder der Operettenmusik zur „Fledermaus“ oder zum „Zigeunerbaron“. Wolfgang Amadeus Mozart (1756-91) begegnet man in Form eines großen Denkmals dagegen im Burggarten.

Die Stadt verfügt über etliche große Konzerthäuser; am bekanntesten sind das Haus des Musikvereins, das Wiener Konzerthaus und natürlich die Wiener Staatsoper.

Bilder oben: Johann Strauß-Denkmal im Wiener Stadtpark.

Bilder oben: das Mozart-Denkmal im Burggarten; letzte zwei Bilder: das Haus des Musikvereins. Das Gebäude wurde 1867-69 vom Architekten Theophil von Hansen erbaut. Bekannt ist es international unter anderem auch deshalb, weil hier die Wiener Philharmoniker ihr Neujahrskonzert aufführen, das im Fernsehen übertragen wird.

Bilder oben: das Wiener Konzerthaus wurde 1913 nach Plänen von Ferdinand Fellner und Hermann Helmer fertiggestellt. Das Haus ist Spielort der Wiener Symphoniker.

Bilder oben: direkt im Wiener Stadtpark steht der 1865-67 von Johann Garben im Stil der Italienischen Renaissance erbaute Kursalon, in dem schon die Gebrüder Strauß ihre Werke aufführten.

Die Wiener Staatsoper

Das von Eduard van der Nüll und August Sicard von Sicardsburg im Stil der Renaissance geplante Gebäude für die Wiener Staatsoper (damals: Hofoper) ist das erste am neu geschaffenen „Ring“ errichtete Bauwerk; es entstand zwischen 1861 und 1869 und wurde mit der Aufführung von Mozarts „Don Giovanni“ eröffnet.

Bild oben: Besucher/innen des Kunstmuseums Albertina schreiten die Treppe hinunter; im Hintergrund: das Gebäude der Staatsoper.

Bilder oben: das Gebäude der Staatsoper.

Der Wiener Stephansdom

Am Ort des heutigen Domes gab es mehrere Vorgängerbauten, die im Lauf der Jahrhunderte erbaut, erweitert, vergrößert, abgerissen oder umgebaut wurden. So wurde das heutige Langhaus ab 1426 als dreischiffige Staffelhalle errichtet mit einem sehr hohen und sehr stark geneigten Satteldach; Wimperg-Giebel an der Westfassade machen diesen Bereich zur „Schauseite“ des Stephansdomes zum Stephansplatz hin. Der Südturm mit 137 Metern Höhe wurde 1433 fertiggestellt; Bauarbeiten an einem zunächst vorgesehenen Nordturm wurden 1511 eingestellt. Der Südturm heißt im Volksmund auch „Steffl“; z. T. wird diese Bezeichnung auch auf die gesamte Kirche angewandt.

Der gotische Innenraum wurde im 17. Jahrhundert barockisiert. Im Zweiten Weltkrieg wurde der Stephansdom stark in Mitleidenschaft gezogen; aber nicht Bombardierungen oder Beschuss lösten im Gebäude Brände aus, sondern Brände von umliegenden Gebäuden, welche durch Plünderer gelegt worden waren, griffen auf den Turm und auch auf den Dachstuhl über.

1952 war der Dom vor allem mit finanziellen Mitteln aus privaten Spenden wieder hergestellt.

Bilder oben: der Wiener Stephansdom mit dem 137 Meter  hohen Südturm. Die Nordwestseite des Doms mit den beiden „Heidentürmen“ ist noch vom romanischen Vorgängerbau erhalten; die Westfassade mit dem „Riesentor“ wird von Wimperg-Giebeln geschmückt. Die Dachziegel sind in mehreren Farben im Zickzack-Muster verlegt.

Die Karlskirche

König Karl VI. legte 1713 in Anbetracht einer drohenden Pestepidemie das Gelübde ab, eine Kirche zu erbauen, wenn die Seuche Wien verschonen würde. So kam es zum Bau dieser barocken Kirche, womit Johann Bernhard Fischer von Erlach 1716 beauftragt wurde; vollendet hat sie dann sein Sohn 1739. Geweiht wurde die Kirche dem „Pestheiligen“, dem Schutzpatron vor der Krankheit, dem Hl. Karl Borromäus; daher der Name der Kirche.

Mit den beiden Ecktürmen, die als Durchfahrt genutzt werden können, wirkt die Frontseite der Kirche sehr breit; das Langhaus hat aber einen längsovalen (elliptischen) Grundriss und ist nur ungefähr so breit wie die beiden Triumphsäulen voneinander entfernt sind. Diese dorischen Kolossalsäulen tragen nach römischem Vorbild ein schraubenförmig sich hoch-windendes Reliefband. Der Portikus mit den sechs korinthischen Säulen und dem Dreiecksgiebel erinnert eher an eine griechische Tempelanlage; das Tympanon-Motiv zeigt die Errettung Wiens von der Pest.

Die elliptische Kuppel ruht auf einem hoch aufragenden Tambour und trägt eine Laterne.

Bei der Gestaltung der Kirche hat Fischer von Erlach demnach Referenzen zu früheren Stilepochen und zu anderen Bauwerken gemacht: die Kolossalsäulen erinnern an die Trajan-Säule in Rom, die Fassadengestaltung mit dem Portikus und den seitlichen Türmen mit Durchfahrten erinnert an den Petersdom.

Bilder oben: die Karlskirche in Wien.

Das Obere Belvedere

Johann Lukas von Hildebrandt erbaute zwischen 1721 und 1723 dieses Sommerschloss für Prinz Eugen von Savoyen im barocken Stil. Das Gebäude befindet sich am oberen Ende eines terrassenförmig ansteigenden Parks. In einem großen Wasserbassin nördlich des Bauwerkes spiegelt sich dessen Fassade.  Der Mittelbau mit Walmdach wird von vier Seitenflügeln und vier Eckpavillons begrenzt. Die Fassade ist reich geschmückt, oberhalb des Dachgesimses folgt eine Balustrade mit allegorischen Figuren. 

Bilder oben: das Obere Belvedere.

Bilder oben: in der Advents- und Weihnachtszeit findet auf der Freifläche südlich des Gebäudes ein Weihnachtsmarkt statt und alles ist festlich beleuchtet.

St. Elisabeth

Am St. Elisabethplatz, unweit des neuen Wiener Hauptbahnhofs, steht die im neugotischen Stil zwischen1859 bis 1866 von Hermann von Bergmann erbaute Kirche St. Elisabeth.

Bilder oben: am St. Elisabeth Platz steht auch die Pfarre Zur Frohen Botschaft (siehe Bilder) und eine Grundschule.

Das „rote“ Wien – kommunaler Wohnungsbau

Zitat aus Reclams Städteführer „Wien – Architektur und Kunst“ von Hildegard Kretschmer (Reclam Verlag, Ditzingen, 2019, S. 180 f): „Der 1926-1933 von Karl Ehn errichtete Gemeindebau verkörpert wie kein zweiter den in den 1920er Jahren ins Zentrum der Bauaufgaben gerückten kommunalen Wohnungsbau des Roten Wien. Der 1 km lange Komplex mit 1382 Wohnungen ist um zwei Höfe gruppiert und wird von vier Gassen durchquert. Zur Straßenseite weist die Fassade in der Mitte einen durch Risalite und die Bronzeskulptur eines Sämannes von Otto Hofner (1928) monumentalen Ehrenhof auf.  (…) Es gibt zahlreiche Gemeinschaftseinrichtungen wie Wäscherei, Kindergarten, Bibliothek, Arztpraxen und Läden, so dass die Anlage wie eine Stadt in der Stadt funktioniert.“

Bilder oben: Hinweistafel mit einem Grundriss der Gesamtanlage; Fassade des Karl-Marx-Hofes von der Boschstraße aus mit Eingangsportalen und Durchgängen zum großen Innenhof. Mit den monumentalen Portalen wird eine dezidierte Eingangssituation in den halböffentlichen Raum des Hofes erzeugt.

Bilder oben: die Wohnungen werden vom Innenhof aus erschlossen: verschiedene Hauseingänge.

Bilder oben: Nur etwa ein Fünftel der Grundfläche ist verbaut; zwischen den Gebäudereihen liegt ein große grüne Hoffläche; hier befinden sich auch Gemeinschaftseinrichtungen wie Wäscherei oder Kindergarten.

Bilder oben: Grünbereich zwischen den Gebäudezeilen; Fassade von der Heiligenstädter Straße aus mit großem „Ehrenhof“ und Bronzeskulptur des Sämanns.

Das Haas-Haus von Hans Hollein

Gegenüber dem Wiener Stephansdom befindet sich seit 1990 das vom österreichischen Architekten Hans Hollein geplante und gebaute „Haas-Haus“, benannt nach dem Besitzer des Kaufhauses, welches vor dem Zweiten Weltkrieg am selben Ort stand. Ein unmittelbarer Nachkriegsbau wurde dazu wieder abgerissen. Das postmoderne Gebäude war vor und während des Baus und nach Fertigstellung mit seinem diagonalen Fassadenübergang von Stein zu Spiegelglas und dem zylinderförmigen Erker heftig umstritten.

Bild oben: in der Fassade des Haas-Hauses (manchmal auch nach seinem Architekten Hollein-Haus genannt) spiegeln sich gegenüberliegende Bauten am Stephansplatz, etwa das „Haus zum Goldenen Becher“ oder der Stephansdom.

Bilder oben: das posmoderne Haas-Haus am Stephansplatz.

Die Müllverbrennungsanlage Spittelau

Auf der Website www.wienenergie.at kann man nachlesen, dass die Müllverbrennungsanlage Spittelau bereits seit 1971 existiert. 1987 gab es offensichtlich einen Großbrand. Zudem musste die Technik der Anlage nachgerüstet und auf einen aktuellen (umweltfreundlicheren) Stand gebracht werden. Der Künstler und Architekt Friedensreich Hundertwasser konnte dafür gewonnen werden, die Hülle für die umgerüstete Anlage neu zu gestalten. Nach 4-jähriger Bauzeit konnte das Müllheizkraftwerk, das Fernwärme für viele Wiener Haushalte liefert, 1992 wieder in Betrieb gehen.

Jetzt ist der Profanbau eine Großskulptur, welche die dahinterliegende Technik auf freundliche und witzige Art verdeckt; der Schornstein mit der markanten goldenen kugelartigen Ausbuchtung ist von weitem sichtbar.

Bild oben: der von Friedensreich Hundertwasser gestaltete Abluftkamin der Müllverbrennungsanlage Spittelau ist schon von weitem zu sehen (hier: Blick vom Riesenrad im Prater).

Bilder oben: die Müllverbrennungsanlage Spittelau nach Umgestaltung durch Friedensreich Hundertwasser; man kann lange vor dem Gebäude stehen und entdeckt stets wieder neue bunte und spielerisch gestaltete Elemente an Fassade, Fenstern, Toren, Ecken, Kanten und Türmen…

Donau-City, UNO-City

Im 22. Wiener Bezirk liegt der Stadtteil Donau-City; erstes Gebäude auf diesem Areal war der zwischen 1962 und 1964 für die 1964 stattfindende Internationale Gartenschau gebaute Aussichtsturm „Donau-Turm“; der Donau-Park ist heute der verbliebene Teil des früheren Gartenschaugeländes.

Wien ist (neben New York, Genf und Nairobi)  einer der Sitze von Einrichtungen der Vereinten Nationen (UN); dafür wurde zwischen 1973 und 1979 nach Plänen des Architekten Johann Staber die so genannte „UNO-City“ gebaut, das Vienna International Centre (VIC).

Wenn man von der U-Bahn-Linie U1 anfährt und die UNO-City besuchen möchte, begibt man sich auf das Hoheitsgebiet des Vereinten Nationen und verlässt Österreich; entsprechend muss man Sicherheitskontrollen wie an einem Flughafen über sich ergehen lassen. Die UNO-City beherbergt einige UN-Organisationen, z. B. die IAEO (die Internationale Atomenergiebehörde). Das VIC wurde 1987 um das Austria Center Vienna (ACV) erweitert.

Der Stadtteil Donau City entsteht ab 1996 und weist etliche Hochhausbauten auf, etwa den Andromeda Tower, das Büro- und Wohn- und Bürohochhaus „Neue Donau“ (1999), den IZD-Tower (Internationales Zentrum Donaustadt, 2001) oder den Tech Gate Tower (1999).

In neuerer Zeit wird weiter gebaut; 2014 wurde der von Dominique Perrault entworfene DC  Tower 1 fertiggestellt, mit 220 Metern Höhe das höchste Gebäude Österreichs; die aufgesetzte Antenne misst nochmals 30 Meter.

Eingangsbereich des Austria Center Vienna

Bilder oben:  die „UNO-City“, das Vienna International Centre (VIC), Amtssitz einiger Institutionen der Vereinten Nationen.

Bilder oben:  der von Wilhelm Holzbauer zwischen 1996 und 1998 errichtete Büroturm „Andromeda Tower“

Bilder oben: der Andromeda Tower spiegelt sich in der Fassade eines andere Hochhauses in der Wiener Donau City.

Bilder oben: das Vienna International Centre  wurde 1987 um das Austria Center Vienna (ACV) erweitert; es ist das größte Kongresszentrum Österreichs. Die Überdachung des Eingangsbereichs ist eine elegante Holzkonstruktion. Auf der Website www.woschitzgroup.com kann man dazu lesen: „Der Eingangsbereich des Austria Center Vienna – Internationales Konferenzzentrum Wien – wurde mit einer spektakulären Holzkonstruktion überdacht. Die Welle formt den neuen Eingangsbereich. Das architektonische Objekt scheint vor der Betonkonstruktion zu schweben. Es hat keine konstruktive Verbindung mit dem bestehendem Gebäude und steht frei auf Basis von Stahlkonsolen. Das Vordach ist 26 Meter tief und 32 Meter lang. Der 17 Meter hohe Anbau wurde im Juni 2007 fertig gestellt. Die so genannte „Eingangswelle“ ist ein wellenförmiges Tragwerk bestehend aus einem rautenartigen Geflecht geneigter Brettschichtholzträger (…).

Laut Architekt Christian Knechtl fügt sie „dem urbanen Bauen ein komplementäres architektonisches Objekt hinzu“ und erzeugt „einen Sog nach bewusst fließenden, weichen Formen.“

Bilder oben: Hochhausbauten in der Wiener Donau City; auch der Baukonzern STRABAG hat hier seinen Sitz (letztes Bild).

Bilder oben: Wohn- und Büroturm „Neue Donau“ (Architekt: Harry Seidler; fertiggestellt 2002).

Bilder oben: der Wohn- und Büroturm „Neue Donau“ und der Andromeda Tower.

Bilder oben: die Architekten Sepp Frank und Wilhelm Holzbauer bauten zwischen 1999 und 2005 den Tech Gate Tower.

Bilder oben: 2001 wurde der IZD Tower fertiggestellt; gebaut haben ihn das Architektenteam NFOG (Nigst, Fonatti, Ostertag und Gaisrucker) sowie Thomas Feiger.

Der neue Wiener Hauptbahnhof

Seit 2015 ist nach 6-jähriger Bauzeit auf dem Gelände des bisherigen Südbahnhofes der neue Wiener Hauptbahnhof in Betrieb, ein Durchgangsbahnhof mit einer bemerkenswerten rautenförmigen Dachkonstruktion. Geplant und gebaut wurde der neue Bahnhof vom Architektenteam Hotz/Hoffmann-Wimmer. Er ersetzt den bisherigen Süd- und Ostbahnhof. Im Umfeld sind auf den freigewordenen Flächen umfangreiche Bauprojekte mit Büros, Gewerbe und Wohnbebauung verwirklicht worden, so das Sonnwendviertel und das Belvedere-Quartier. Direkt neben dem Bahnhof ragt nun auch der S-förmig geschwungene Bürokomplex der Österreichischen Bundesbahn ÖBB (Konzernzentrale) auf.

Bild oben: das rautenförmige, aluminium-glänzende Dach über den Bahnsteigen hat auch rautenförmige Lichtöffnungen.

Bilder oben: der Durchgangsbahnhof hat auf beiden Seiten einen Haupteingang; in unmittelbarer Bahnhofsnähe steht nun auch die ÖBB-Konzernzentrale mit geschwungener Glasfassade.

Bilder oben: im Umfeld des neuen Hauptbahnhofs sind Quartiere mit Büro-, Gewerbe- und Wohnbauten entstanden.

Bilder oben: im Bereich des neuen Hauptbahnhofes entstehen auch Wohnquartiere: die „Park-Appartements am Belvedere“ vom italienischen Architekten Renzo Piano erheben sich auf schlanken Stützen und bieten den Bewohner*innen Ausblicke auf das Obere Belvedere und den Park.

Ausgezeichnete Architektur: Viertel Zwei und WU-Campus

Im wahrsten Wortsinne (mit Preisen) ausgezeichnet wurden etliche neue Gebäude im neuen Stadtquartier „Viertel Zwei“ und im Bereich des Campus der Wirtschaftsuniversität am Prater-Rand.

Das Stadtquartier „Viertel Zwei“ (im 2. Wiener Bezirk, daher die Bezeichnung) umfasst Wohngebäude, Bürogebäude und Studentenwohnungen; am Rand des Praters und in unmittelbarer Nähe der Trabrennbahn Krieau befindet sich auch der neue Campus der Wirtschaftsuniversität Wien (WU).

Deren Library&Learning Center wurde von Zaha Hadid geplant und gebaut, das Teaching Center (mit Hörsälen) und das Departmentgebäude D1 stammt vom Wiener Architekturbüro BUSarchitektur. Während das Bibliotheksgebäude von Zaha Hadid aus zwei Baukörpern besteht, wobei der dunklere auf dem helleren ruht und weit über diesen hinauskragt, ist beim Teaching Center die rostrote Fassade besonders auffällig. Sie besteht aus einer Stahlsorte, die oberflächlich rostet und dadurch die Farbe im Lauf der Zeit auch ändert (Corten-Stahl).

In fröhlich-hellen Orange- und Gelbtönen kommt dagegen die Fassade des Departmentgebäudes D3 daher, welches vom britischen Architekten Sir Peter Cook (CRABstudio) gebaut wurde.

Das höchste Gebäude steht dagegen gleich am Eingang zu dem neuen Viertel von der U-Bahnhof-Station Krieau aus; es wurde von Henke und Schreieck Architekten gebaut und wird vom österreichischen Öl- und Gaskonzern OMV genutzt. Das Gebäude weist eine konvex und konkav geschwungene Fassade und einen nach oben hin wachsenden Querschnitt auf.

Bilder oben: das höchste Gebäude im Stadtquartier „Viertel Zwei“ ist das Bürohochhaus „Hoch Zwei“; es wurde von den Architekten Henke und Schreieck erbaut und hat auf 80 Metern Höhe 23 Etagen (Nutzung: OMV-Zentrale).

Bilder oben:  das Gebäude „Plus Zwei“ mit gewerblicher Nutzung wurde von Martin Kohlbauer (Wien) geplant und gebaut.

Bilder oben: ebenfalls von Martin Kohlbauer (Wien) erbaut wurde das Bürogebäude „Biz Zwei“.

Bilder oben: verschiedene Künstler*innen haben den Skulpturenpark in den Freiräumen zwischen den Gebäuden bestückt; im Hintergrund das Gebäude „Loft Zwei“, ein ehemaliges Lagergebäude.

Bilder oben: das einzige Bestandsgebäude (erste drei Bilder) ist ein ehemaliges Lagerhaus; es wurde saniert und umgestaltet und nennt sich jetzt „Loft Zwei“.

Bilder oben: das „Viertel Zwei“ gruppiert sich zum Teil um einen großen, künstlich angelegten See; in den Freiräumen zwischen den Gebäuden erstreckt sich ein Skulpturenpark; das gelbe „Ei“ heißt „O.T.“ (Ohne Titel) und stammt von der Künstlerin Barara Mungenast.

Bilder oben: das Teaching Center (mit den Hörsälen) und das Departmentgebäude D1 stammt vom Wiener Architekturbüro BUSarchitektur. Die Fassade des Gebäudes besteht aus einer Stahlsorte, die oberflächlich rostet und dadurch die Farbe im Lauf der Zeit auch ändert.

Das Library&Learning Center von Zaha Hadid auf dem Campus der Wirtschaftsuniversität Wien (WU).

Zum Bibliotheksgebäude von Zaha Hadid kann man auf www.baunetzwissen.de Folgendes lesen: „Ziemlich schräg kommt das neue Gebäude der Universitätsbibliothek der Wirtschaftsuniversität Wien daher. Das verwundert nicht, stammt es doch aus der Feder von Zaha Hadid und ihrem Hamburger Architekturbüro. Das futuristisch anmutende Learning and Library Center (LLC) ist einer von insgesamt sechs Neubauten, die auf dem ebenfalls neuen Campus auf dem einstigen Weltausstellungsgelände am Rande des Naherholungsgebiets Prater entstanden sind. (…)

Zwei ineinander verschränkte Baukörper in Weiß und Schwarz gliedern den Bibliotheksbau seinen Nutzungen entsprechend in zwei Hauptzonen. Die zwischen ihnen entstehende Fuge bildet eine Art Schlucht, die sich durch das gesamte, sechsgeschossige Gebäude zieht und in einem hohen Atrium mündet. Die Dynamik dieser Bewegung findet ihren Abschluss in der über 28 Meter hohen Süd-Bibliothek, die mit einer riesigen Glasfront zum zentralen Campusplatz hin ausgerichtet ist. Sie kragt aus der mit einer Neigung von 35 Grad überhängenden Eingangsfassade noch einmal um mehr als 16 Meter aus und ruht auf einem 80 Meter langen Stahlträger. Die Fassaden bestehen aus 12 Millimeter starken Glasfaserbetonplatten, die den gedämmten Betonwänden vorgehängt wurden.“

Bilder oben: Das Library&Learning Center wurde von Zaha Hadid geplant und gebaut.  Das Bibliotheksgebäude besteht aus zwei Baukörpern, wobei der dunklere auf dem helleren ruht und weit über diesen hinauskragt. Spektakulär ist insbesondere das riesige Atrium des Gebäudes.

In Bezug auf das architektonische Konstruieren und die Erfordernisse der Tragswerksplanung passt folgendes Zitat von Zaha Hadid auch zum Library&Learning Center: „Ich glaube fast, dass es so etwas gibt wie Schwerelosigkeit. Ich glaube wirklich, dass die Gebäude fliegen. Ich weiß, dass sie es nicht tun, aber ich glaube daran – außer, wenn ich mich mit meinen Ingenieuren treffe“ (zitiert nach Eberhard Möller, „Atlas Tragwerke“, Detail Business Information GmbH, München detail.de, 2021)

Bilder oben: in ihrem Buch „Die Stadt als Architektur“ (Birkhäuser, 2019) schreiben Sophie Wolfrum und Alban Janson, dass Architektur „räumliche Situationen“ schaffe. Im Falle des LLC (Library&Learning Center) von Zaha Hadid auf dem Campus der Wiener Wirtschaftsuniversität wäre das ein zu neutraler Begriff: betritt man das Gebäude und schreitet in das bis zur Gebäudedecke reichende Atrium, so bietet sich den Besuchern/innen ein Raum-Erlebnis, unterstützt von der Rauminszenierung durch die Beleuchtung.

Bilder oben: In fröhlich-hellen Orange- und Geldtönen kommt dagegen die Fassade des Departmentgebäudes D3 daher, welches vom britischen Architekten Sir Peter Cook (CRABstudio) gebaut wurde. Weitere Bilder: Institutsgebäude auf dem Campus und Wohngebäude in Campusnähe.

Bilder oben: sieben runde Wohngebäude haben südöstlich des WU-Campus Platz gefunden; die Siedlung wurde von IC Development und dem Grazer Architekturbüro Thomas Pucher gestaltet. Prägend an den bis zu 10 Geschossen hohen Wohnhäusern sind die um die zylindrischen Baukörper umlaufenden Terrassen. Passenderweise haben die Erbauer/Entwickler dem Bau-Ensemble die aus der Musik geläufige Bezeichnung „Rondo“ gegeben.

Die Seestadt Aspern

Auf der offiziellen Website der Stadt Wien heißt es zu diesem Stadtentwicklungsprojekt:

„In der Donaustadt im 22. Bezirk entsteht mit aspern Die Seestadt Wiens ein neues lokales Zentrum. Das Projekt ist eines der größten Stadtbauvorhaben Europas. Ein multifunktionaler Stadtteil mit Wohnungen, Büros sowie einem Gewerbe-, Wissenschafts-, Forschungs- und Bildungsquartier wächst bis 2028 aus dem Boden. Auf 240 Hektar – das entspricht etwa der Fläche des 1. Bezirks – werden leistbare Wohnungen für mehr als 20.000 Menschen geschaffen. Darüber hinaus sollen hier tausende Menschen in der Seestadt Arbeit finden – in den Segmenten Büro und Dienstleistungen sowie in den Bereichen Gewerbe, Handel, Forschung, Gesundheit und Bildung.

Leben am Wasser

Ein etwa fünf Hektar großer See liegt im Zentrum und gibt dem neuen Stadtteil seinen Namen. Großzügige, miteinander vernetzte Grün- und Freiräume und die Nähe zum Nationalpark Donau-Auen sowie eine hochwertige Infrastruktur sorgen für eine neue Qualität des urbanen Wohnens und Arbeitens.

50 Prozent der Grundfläche sind dem öffentlichen Raum vorbehalten, für Straßen, Plätze, Grün- und Erholungsflächen. Knapp 25 Prozent davon entfallen auf Grünflächen in und um den neuen Stadtteil.

(…)“

Bild oben: Stadt am See – in der Seestadt Aspern hat man das Naherholungsgebiet inklusive Badesee direkt vor der Haustüre.

Bilder oben: über die neu weitergeführte U-Bahn-Linie U2 und Buslinien ist die Seestadt gut in das Nahverkehrsnetz eingebunden.

Bilder oben: Wohnblocks am 5 Hektar großen See; letzte zwei Bilder: das „HoHo“ dürfte wohl das (zur Zeit) weltweit höchste Holz-Hochhaus sein. Der Entwurf stammt vom Architekturbüro Rüdiger Lainer + Partner.

Wie bei den meisten solcher Gebäude ist der Treppenhaus- und Aufzugskern des Hauses (vor allem aus Brandschutzgründen) aus Beton; für alles andere wurde der Baustoff Holz eingesetzt.

Bilder oben: bei der Mobilität werden Fahrräder und Fußgänger bevorzugt; für die Autos gibt es eine Garage an der Peripherie.

Bilder oben: Zitat von der Website www.baunetzwissen.de  zum Wohngebäudekomplex: „Im Südosten des Areals realisierten die ortsansässigen querkraft architekten gemeinsam mit Berger + Parkkinen Architekten einen Geschosswohnungsbau auf rund 7.700 Quadratmetern. Der Wohnkomplex mit 213 Wohnungen und acht gewerblich genutzten Einheiten ist ein Holzhybridbau – mit 21 Metern Höhe und sichtbarer Holzfassade ein Pionier in der Donaumetropole. Bei einem Baufeld von 80 x 80 Metern wollten die Architekten eine monotone Randbebauung vermeiden, der Block sollte vielmehr für Fußgänger und Radfahrer durchlässig sein und ein abwechslungsreiches Erscheinungsbild zeigen.“

Eine lebendige Stadt

Wird ein ganzer Stadtteil „auf der grünen Wiese“ geplant oder ein größerer Bereich innerhalb einer bestehenden Stadt neu angelegt, ist oft von „lebendigem urbanem Charakter“ die Rede, den die neue Siedlung haben soll. Und oft geht das dann schief: der neue Stadtteil bleibt tot, die Menschen verlieren sich in den großen Freiflächen zwischen den Wohn-Riegeln und solitären Wohnhochhäusern, die Gebäude wirken abweisend, uniform und wenig einladend.

Eine historisch gewachsene Stadt unterscheidet sich von einer solchen Plansiedlung: die Gebäude, die nebeneinander stehen, kommen aus ganz unterschiedlichen Epochen; es gibt Durchbrüche, Innen- und Hinterhöfe, die Straßen sind oft eng, eher unbequem und verwinkelt, die Nutzung der Gebäude gemischt. Vom Balkon des einen Hauses kann man gut auf diejenigen der Häuserzeile auf der anderen Straßenseite sehen; mitunter öffnet sich die Bebauung für einen kleinen Platz, auf der straßenabgewandten Gebäudeseite gibt es kleine Gärten, einen Spielplatz, eine Werkstatt oder einen Gewerbebetrieb.

Die Seestadt Aspern zeigt solche Elemente, die eine Stadt zu einer lebendigen Stadt machen könnten: die Straßen sind zum Teil gekrümmt, so dass man erst mal nicht sehen kann, wie es weitergeht, es gibt enge Verbindungsgassen, es gibt Grünflächen, Alleen, gepflasterte Plätze; es gibt Häuser unterschiedlicher Höhe und Dichte; es gibt Kindergärten, ein Bürgerhaus, eine Bibliothek; die Erdgeschosszone ist höher als die oberen Stockwerke; hier gibt es zum Teil Arkaden, hier gibt es Einzelhandel, Gastronomie und Dienstleistungsangebote. Teile der Stadt sind auch mit dem Auto erreichbar und man kann eventuell sogar vor dem Laden parken, in dem man einkaufen möchte. Manche Gehwege sind höhergelegt, so dass man auf die Straße herunterschauen kann und der öffentliche Nahverkehr ist überall gut erreichbar.

Bilder oben: Kindergarten, Wohn- und Geschäftsgebäude in der Seestadt; letztes Bild: Fassade des „HoHo“ (Holzhochhaus).

Neue Wohnbauarchitektur

In der Buchengasse im 10. Wiener Bezirk hat das Architekturbüro RLP Rüdiger Lainer + Partner zwischen 2006 und 2008  einen ganzen Block mit 254 neuen Wohnungen (mit Kindergarten) bebaut. Die Gebäude fallen auf durch ihre Farbigkeit und die in eigentümlicher Weise vorspringenden Balkone (auf der Website der Architekten nennt sich die Anlage „Haus mit Veranden“

Zitat von der Website www.nextroom.at (das ist ein Verein, der sich die Vermittlung von Architektur zum Ziel setzt) :“Der Wiener Wohnbau tanzt: Als Alternative zur geschlossenen Blockrandbebauung, die in der Widmung für das Grundstücks in der Buchengasse bei Wettbewerbsbeginn schon festgelegt war, entwickelte Rüdiger Lainer in seiner Anlage mit 250 Wohnungen eine wie lose hingestreute Formation von Baublöcken, die sich farbkräftig und mit ausladenden Veranden in der herben Umgebung des 10. Bezirks behauptet. Was sich auf den ersten Blick wie ein enthemmtes Spiel der Kräfte und Formen ausnimmt, habe sich, so der Architekt, aus dem Anspruch ergeben, ein Konzept zu entwickeln, das den Bewohnern trotz hoher Dichte Freiraumqualität, Ausblick, Durchblick und Besonnung bietet: „Die Konfiguration der Baukörper ergab sich aus der Optimierung von Kontext, Lichteinfall, Sichtbezügen und Funktion. Die plastischen Baukörper wurden durch die Terrassierungen, Einschnitte und die auskragenden Veranden gegliedert. Die Verschneidungen und Einschnitte strukturieren die innen liegende Erschließung und schaffen als Mehrwert vielfältige Gemeinschaftsbereiche unterschiedlicher Größe.“

Bild oben: „Haus mit Veranden“ vom Architekturbüro RLP Rüdiger Lainer + Partner im 10. Wiener Bezirk: von der expressiven Farbgebung und Formensprache ein „Hingucker“.

Sofitel Vienna Stephansdom / Design Tower von Jean Nouvel

Das von Architekt Jean Nouvel geplante und 2010 fertiggestellte 75 Meter hohe Gebäude beherbergt Konferenz- und Fitness-Räume, Verkaufsflächen, ein Hotel und im 18. Stockwerk ein Restaurant. Dessen Decke und das Vordach im Erdgeschoss wurde von der schweizerischen Künstlerin Pipilotti Rist, die v.a. durch Videoinstallationen bekannt wurde, gestaltet.

Bild oben: der „Design Tower“ steht am Donaukanal, direkt an der Schwedenbrücke.

Bild oben: die künstlerische Gestaltung der Decken im Aussichts-Restaurant, im Atrium und das Vordach im Eingangsbereich stammt von Pipilotti Rist.

Der UNIQUA Tower

Abends bietet die Fassade des 75 Meter hohen Turmes an der Aspernbrücke eine eindrückliche Light-Show; die Fassade wird mit Hilfe von Tausenden LEDs zur Medienprojektionswand. Durch die Nutzung von LED ist die Beleuchtung energiesparend. Das gesamte Bürogebäude ist nach EU-Standards auch ein „Green Building“.

Auf der Website der Uniqua-Versicherungsgesellschaft, die in das Bürohaus eingezogen ist, kann man lesen:

„Der UNIQA Tower ist vom Donaukanal schwer wegzudenken, steht dort aber noch gar nicht so lange: nach langjähriger Planung, federführend war Architekt Heinz Neumann, und drei Jahren Bauzeit ist er 2005 eröffnet worden. Auf 75 Metern Höhe und 22 Obergeschossen können seitdem (…) mehr als tausend UNIQA Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeiten.
(…)
Nicht nur für unsere Mitarbeitenden, auch für alle, die am Donaukanal flanieren oder vorbeifahren, bietet die Fassade des UNIQA Towers immer wieder eine Überraschung. Auf 7.000 Quadratmetern Fläche sind 160.000 LEDs befestigt, die allabendlich eine einzigartige Medienfassade bilden.“

Bild oben: das Bürohochhaus der UNIQUA-Versicherung bietet besonders abends  spektakuläre Ansichten.

Der Donau-City-Tower (DC Tower 1)

ist mit 250 Metern und 60 Etagen das höchste Gebäude in Wien. Geplant und gebaut wurde das 2014 fertiggestelte Hochhaus von Dominique Perrault und dem Büro Hoffmann-Janz Architekten. Dem DC Tower 1 sollen zwei weitere Hochhausbauten folgen. Genutzt wird der DC Tower 1 für Büros, ein Restaurant und ein Hotel.

Bilder oben: der DC Tower 1 in der Donaucity überragt alle anderen Gebäude in der österreichischen Hauptstadt.

Der Wiener Prater

Im Reclam-Städteführer „Wien“ (Reclam-Verlag, Ditzingen, 2019) kann man zum Prater das Folgende lesen: „Über den Praterstern mit dem Monument für Admiral Wilhelm von Tegetthoff (…) erreicht man den Prater, einst das kaiserliche Jagdgebiet. 1766 machte es Kaiser Joseph II. der Bevölkerung zugänglich. Der Prater erstreckt sich entlang der Prater-Hauptallee zwischen Donau und Donaukanal und ist größtenteils auch heute noch – trotz zahlreicher Gebietsabtrennungen – Auenlandschaft. Er umfasst neben Erholungsgebieten, Sportanlagen und Gaststätten (…) auch den berühmten Wurstel- oder Volks-Prater mit seinen Schaubuden usw.“ (…)

Das weltbekannte und 65 Meter hohe Riesenrad wurde von zwei englischen Ingenieuren (Walter Bassett Basset und Harry Hitchins) geplant und erbaut. Eingeweiht wurde es 1897. Die ursprüngliche Ausführung umfasste 30 Eisenbahnwaggons nachempfundene Gondeln; im Zweiten Weltkrieg wurde das Riesenrad stark beschädigt und beim Wiederaufbau nur noch mit der halben Anzahl an Gondeln versehen. Vorgänger und Vorbild für das in Wien errichtete Riesenrad war das von George Ferris für die Weltausstellung 1893 in Chicago errichtete Riesenrad (Ferris-Wheel).

Bei den Touristen dürfte vom Prater vor allem der Teil mit dem Vergnügungspark bekannt sein mit seinen Fahrgeschäften und dem Riesenrad als Wahrzeichen.

Bilder oben: der Wiener (Wurstel-)Prater mit dem weltberühmten Riesenrad. Von ihm aus hat man einen guten Blick auf die Stadt.

Nach oben