Antwerpen Jugendstilbauten

Bild oben: Jugendstilgebäude in der Schilderstraat im Stadtteil Het Zuid (Süden) von Antwerpen; das als Boutique-Hotel genutzte Haus stammt vom Jugendstil-Architekten Frans Smet-Verhas, der auch das Nachbarhaus (Haus der fünf Kontinente, „Het Bootje“) sowie Häuser im Stadtteil Zurenborg erbaut hat.

Bilder oben: das „Haus der fünf Kontinente“, im Volksmund auch als „Het Bootje“ – das „kleine Boot“ bezeichnet, gebaut vom Jugendstilarchitekten Frans Smet-Verhas.

Das Jugendstilviertel in Zurenborg

Unter der Überschrift „Antwerpens Stadtteil Zurenborg: Bürgerkitsch und hohe Kunst“ schrieb der Autor Roland Groß auf der Website www.aerzteblatt.de/ über das Jugendstilviertel Antwerpens die folgenden Zeilen:

„Das Viertel mit seinen Belle-Époque-Fassaden war solide katholisch geprägt. Ohne Sittenzeugnis des Pfarrers gab es keinen Mietvertrag.

Abseits von Rubens, Diamanten und quirliger Hafenatmosphäre ist Antwerpen immer für Entdeckungen gut. Denn wer würde hier ein architektonisches Disneyland der Belle Époque erwarten? Zwischen Kitsch und Kunst geraten die Augen ins Taumeln. Von der Miniaturausgabe des Aachener Kaiserdoms zur Palazzopracht Venedigs – Antwerpens südöstlicher Stadtteil Zurenborg macht es möglich.

Das aus heutiger Sicht höchst kuriose Viertel, das ab 1890 auf landwirtschaftlich „saurem Boden“ (Zurenborg) geplant und angelegt wurde, sollte ein solide katholisch geprägtes Wohnviertel für seriöse Bürger der oberen Mittelklasse werden. Den katholischen Bankiersfamilien des Senators Cogels und des Barons Osy gehörte das Land. Deren Immobilien- und Baugesellschaft – die Nachfolger sind heute noch tätig – sorgte für handverlesene Mieter und Käufer. Ohne ein Sittenzeugnis des Pfarrers für die Immobilien-Gesellschaft war damals an Wohnen in Zurenborg nicht zu denken.

Antwerpen hatte sich nach 1863 von den Schelde-Zollzwängen freigekauft, die die Niederlande bis dahin erhoben hatten. Neue, attraktive Wohnviertel sollten neue Bürger in die Hafenstadt locken. Je skurriler, ausgefallener und fantastischer die Fassaden in Zurenborg prunkten, desto höher fiel der Miet- oder Kaufpreis aus. Die Bepflanzung der Vorgärten und die Begrünung der vielleicht zehn kurzen Straßen um die zentrale Cogels-Osylei wurden hübsch ordentlich ausgerichtet.

Mythos, Märchen und Historie verschwimmen in Zurenborg.“

Eingangstür eines Jugendstilgebäudes in der Schilderstraat im Stadtteil Het Zuid.

Jedenfalls kann man in den drei Straßen Cogels-Osylei, Transvaalstraat und Waterloostraat Gebäuden von sehr unterschiedlichem Kunst- bzw. Architekturstil begegnen, obwohl sie mehrheitlich in den auf 1890 folgenden Jahren zeitlich nahe beieinander errichtet wurden; hier trifft man auf barocke Schlösschen, auf toskanische Villen, auf neoklassizistische Paläste und neogotische Bauwerke und natürlich auch auf alle Spielarten des Jugendstil mit unterschiedlich opulenter und skurriler floraler, geometrischer oder figürlicher Ornamentik.

Bilder oben: Fassadendetails: Türen, Fenster, Erker an den Gebäuden in Zurenborg.

Bilder oben: Gebäude in Zurenborg.

Bilder oben: die Paläste am Kreisverkehr in der Mitte der Cogels-Osylei wurden von Ernest Dieltiëns im Stil von französischen Schlössern an der Loire erbaut.

Bilder oben: ein ziemliches Durcheinander von Baustilen ist in der Cogels-Osylei versammelt; hier kann man auch einem klassischen griechischen Tempel mit Karyatiden begegnen.

Bilder oben: Jugendstilgebäude in Zurenborg.

Bilder oben: Details der Jugendstil-Ornamentik.

Im Stadtteil Antwerpen Zuid entdeckt man auch viel Jugendstilarchitektur, etwa in der Schilderstraat (u.a. das „Haus der fünf Kontinente“, im Volksmund als „Het Botje“ = „das kleine Boot“ bezeichnet) oder in der Volkstraat (das „Volkshaus“).

Bilder oben: das von Frans Smet-Verhas 1901 erbaute „Haus der fünf Kontinente“ an der Schilderstraat.

Bilder oben: Das „Haus der fünf Kontinente“,  gehört wohl zu den originellsten Varianten von Jugendstilgebäuden in Antwerpen; es wurde 1901 von Frans Smet-Verhas erbaut und heißt im Volksmund naheliegenderweise „Het Botje“.

Bilder oben: neben dem „Haus der fünf Kontinente“ befindet sich ein weiteres Jugendstilgebäude, das als Boutique-Hotel genutzt wird.

Bilder oben: Das „Haus des Volkes“ wurde 1901 von Emile van Averbeke und Jan van Asperen erbaut.

Zitat von der Website slowtravelantwerp.com: „1984 kaufte die liberale Gewerkschaft „Help Yourself“ ein Grundstück in der Volksstraat. Der Bauantrag wurde 1899 vom Architekten Van Asperen eingereicht, aber erst 1901 realisiert. Der Name des Architekten Van Averbeke erscheint auf dem Mosaik an der Vorderfassade. Das Gebäude hatte mehrere Funktionen: Kaffeehaus, Versammlungsraum, Bankettsaal, Theater und Bäckerei. Im Jahr 1952 wurde der Innenraum zu einer Fabrik umgebaut. Von 1989 bis 1994 wurde das Gebäude restauriert und für seine heutige Funktion als Steiner-Schule renoviert.

Im Erdgeschoss befand sich ein zentrales Café. Im ersten Stock hinter dem hufeisenförmigen Fenster befand sich der Ballsaal. Oben an der Fassade befinden sich die Skulpturen eines Pelikans, Symbol der Solidarität, und von hockenden männlichen Figuren, Symbol der Kraft der Arbeit. Das Mosaik in der Mitte der Fassade hat das Thema „Arbeit“, und die vier kleineren Tafeln auf der rechten Seite des Gebäudes stellen Berufe dar: einen säenden Bauern, einen Tischler, einen Steinmetz und einen Eisenarbeiter. (…)“

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