Antwerpen Museen
Museen in Antwerpen
In Antwerpen gibt es einige bedeutende Kunst- und sonstige Museen:
Das Museum Plantin-Moretus
Das Museum Plantin-Moretus am Vrijdagmarkt ist das ehemalioge Wohn- und Geschäftshaus von Cristophe Plantin und von dessen Schwiegersohn Jan (Johannes) Moretus (und dessen Nachkommen), die im 16. Jahrhundert eine erste große Buchdruckerei im industriellen Maßstab eröffneten und betrieben. Das Museum umfasst außer dem Wohngebäude der Familie auch die Produktionsstätten der Druckerei sowie eine große Gartenanlage im Innenhof.
Der Gründer der Druckerei, Christophe Plantin, arbeitete zunächst als Buchbinder; 1555 erweiterte er diesen Tätigkeitsbereich zu einer der größten Buchdruckereien seiner Zeit in ganz Europa. Unter anderem wurden hier auch Bibeln gedruckt, etwa die in fünf Sprachen abgefasste Biblia Regia (1570). Die später als Officina Plantiniana bekannte Druckerei druckte und verkaufte aber nicht nur religiöse Literatur, sondern auch Werke aus dem natur- und geisteswissenschaftlichen Bereich. Der Schwiegersohn von Christophe Plantin (Jan Moretus) stieg später in den Betrieb ein und führte das Unternehmen nach dessen Tod weiter. Die Druckerei blieb auch weiter in Familienbesitz; Balthasar Moretus, Sohn von Jan Moretus übernahm das Unternehmen von seinem Vater. Ende des 16. Jahrhunderts arbeiteten ca. 30 Drucker und 20 Setzer in dem Betrieb. 2005 wurde die Druckwerkstatt in das Weltkulturerbe der UNESCO aufgenommen. In der Druckwerkstatt standen zu Hochzeiten 16 Pressen; etwa die Hälfte davon ist noch heute zu besichtigen.
Die Druckerei Plantin-Moretus entwickelte und fertigte auch die Lettern, die zum Satz der Druckvorlagen benötigt werden; die britische Monotype Corporation schuf 1913 die Schriftart Plantin, welche auf eine Schriftart aus dem Hause Plantin zurückgeht; aus dieser wiederum entwickelte sich später die noch heute viel benutzte Schriftart Times New Roman. Das Museum beherbergt auch eine Bibliothek mit 25 Tausend Bänden aus der Zeit der Renaissance und des Barock.
1876 verkaufte die Familie Moretus das gesamte Anwesen samt Inventar an die Stadt Antwerpen, die es ein Jahrzehnt später als Museum der Allgemeinheit zugänglich machte.
Bild oben: in der Antwerpener Innenstadt befindet sich das Museum Plantin-Moretus (rechts).
Bilder oben: der Gebäudekomplex aus Wohnhaus und Druckerwerkstatt; die Räumlichkeiten gruppieren sich um einen großen Innenhof, in dem ein Garten angelegt ist.
Bilder oben: am Gebäude sind Büsten der Druckereiinhaber angebracht: der Gründer Chrstophe Plantin, seine Schwiegersohn Jan Moretus und dessen Sohn Balthasar.
Das Museum aan de Stroom (MAS)
Der mit leuchtend rotem Sandstein und gewellten Glaspaneelen umhüllte Neubau des Museum aan de Stroom (MAS) beherbergt in einem 60 Meter hohen Turm die Sammlungen mehrerer Museen: des Ethnografischen Museums, des Volkskundemuseums, des Kunsthandwerksmuseums sowie des Nationalen Schifffahrtsmuseums. Das Gebäude steht auf dem „Platz der Hansestädte“ zwischen Willemdok und Bonapartedok an der Stelle, an welcher bis zum Ende des 19. Jahrhunderts das „Haus der Hanse“ stand, welches 1893 abbrannte.
Den Architekturwettbewerb für das neue Museum entschied Willem Jan Neuteling (Vom Büro Neutelings Riedijk, Rotterdam) 1999 für sich. Nach 4-jähriger Bauzeit wurde das Haus 2020 eröffnet. Strukturell gesehen stapelte Neuteling an Schiffscontainer erinnernde Quader jeweils um 90 Grad gedreht in 10 Etagen zu einem Turm übereinander, wobei die einzelnen Boxen jeweils 12 Meter über der jeweils darunter liegenden auskragen. Die entstehenden Freiräume versah er mit einer Fassade aus gewellten Glaspaneelen; hier führt das Treppenhaus mit Rolltreppen und Terrassen im Wechsel die Besucher/innen schraubenförmig nach oben, wobei sich auf jeder Etage in den Galerien ein atemberaubendes Panorama der Stadt und des Hafens nach den vier Himmelsrichtungen bietet. Von den 10 Stockwerken werden 7 für die Ausstellungen genutzt; im Erdgeschoss gibt es ein Café und im obersten Stockwerk ein Restaurant. Die mit einer Glaswand gesicherte Dachterrasse steht auch Besuchern/innen offen, die keine der Ausstellungen besichtigen möchten. Vor dem Turm erstreckt sich ein flacher Pavillon mit dem Museumsshop und Informationen zum Hafen und den Sponsoren des Museums.
Zum Bild: im Foyer des Museums kann man die Konstruktion des Gebäudes anhand eines Modells gut nachvollziehen.
Bild oben: schaut man frontal durch die gewellten Glaspaneele, sieht man das Stadtpanorama fast verzerrungsfrei; seitlich betrachtet ergeben sich ganz neue Effekte (die Wohn-Hochhäuser am Kattendijkdok).
Die Gebäudefassade sowie die Böden, auch auf der Plaza, bestehen aus roten Sandsteinplatten, die mit sechs verschiedenen Tönungen ein lebendiges Patchwork bilden. Was wie Befestigungsnägel oder Schraubenköpfe aussieht, sind in Wirklichkeit über 3000 Hände aus Metall, die an die Legende von Brabo zur Namensgebung der Stadt erinnern. Diese Ornamentik ist dem Architekten ein wichtiger Aspekt seines architektonischen Schaffens; auf seiner Website schreibt Neuteling über die identitätsbildende Wirkung der Ornamentik: „Wir glauben, dass zeitgenössische Ornamente zu Gebäuden mit einem starken Ausdruck führen, die neue lokale Identitäten in einer globalisierten Welt schaffen.“
Weitere Informationen zum Gebäude bekommt man z. B. auf der Website www.bauwelt.de: (…) „Einstimmig kürte die Jury im April 2000 den Vorschlag von Neutelings Riedijk als Siegerentwurf. Der Vorschlag überzeugte die Jury nicht nur als architektonische Landmarke, sondern auch, weil es der einzige Entwurf war, der die Idee eines Turms einbrachte und so mehr als die Hälfte des Areal unbebaut ließ. Darüber hinaus schufen Neutelings Riedijk mit ihrer Spiralgalerie eine öffentliche Promenade bis zum Dach, wo dem Besucher ein spektakulärer Blick über die Stadt und den Hafen geboten wird.“
(…)
„Der 60 Meter hohe Turm hat einen zentralen Betonkern von 12 auf 12 Meter, in dem die Versorgungsstränge, Feuertreppen, Aufzüge und die technische Infrastruktur untergebracht sind. Zu jeder Seite des Kerns kragen sechs Meter hohe Gitterträger aus Stahl zwölf Meter weit aus, in die vorgefertigte Beton-Wandelemente eingehängt wurden.“
Bilder oben: das neue Museum wurde von Willem Jan Neuteling als Solitär geplant, der auf der Insel zwischen Willem- und Bonaparte-Dok aufragt.
Bilder oben: vor dem Museumsturm zum Willem-Dok hin erstreckt sich ein flacher Pavillon, in welchem der Museumsshop sowie Informationsräume zum Antwerpener Hafen und den Sponsoren des Museumsprojektes untergebracht sind. An der Plaza südlich des Gebäudes gibt es ein Museumscafé und eine Terrasse.
Bilder oben: der gläserne Fassaden-Vorhang besteht aus S-förmig gewellten Elementen, die jeweils 1,9 Meter breit und 5,5 Meter hoch sind; an den Gebäudeecken ergibt sich so teilweise eine sich über 11 Meter Höhe erstreckende gläserne Öffnung des Blocks. Die „Wellentiefe“ beträgt 60 Zentimeter; Zur Abtragung von Windlasten sind die Glaspaneele an Boden und Decke verankert, stehen ansonsten aber frei.
Bilder oben: vor der Glasfassade steht im achten Stockwerk eine Skulptur: ein Paar in Admiralsuniform.
Bilder oben: die „Galerie“ windet sich schraubenförmig um den Gebäudekern und wechselt zwischen Treppenbereichen und Galerien, von denen aus man die Stadt und den Hafen in bis auf 60 Meter zunehmender Höhe betrachten kann. Dieser Bereich des Museums ist der Öffentlichkeit unabhängig von einem Museumsbesuch zugänglich. Die „Galerie“ versteht sich auch als „Außenbereich“; durch die Einscheibenverglasung kann es im Sommer schon mal 30 Grad warm werden. Der Raum kann aber mechanisch belüftet werden; im Winter heizt die große Speichermasse des Gebäudekerns und der Sandsteinfassade. Auch das Wasser des benachbarten Docks wird zur Kühlung/Heizung genutzt.
Bild oben: die Glasfassade.
Bild oben: die Dachterrasse in 60 Metern Höhe.
Bilder oben: das „Museum aan de Stroom“ hat ähnlich ikonisches Potential wie das Guggenheim-Museum in Bilbao.
Bilder oben: das nächtlich beleuchtete Museumsgebäude; im Hintergrund das alte Lotsengebäude und (letztes Bild:) der Museums-Shop.
Bilder oben: Museumsgebäude bei Nacht.
Bilder oben: auf der Museumswebsite kann man zur Fassadengestaltung das Folgende lesen:
„Jeder, der sich die rotbraunen Fassaden des MAS genau angesehen hat, hat vielleicht bemerkt, dass hier glänzende Aluminiumhände hängen. Natürlich hängen sie nicht nur dort. Sie erinnern an die vielen Gönner, die dem MAS beim Bau geholfen haben.
Die Wahl des Handsymbols ist natürlich kein Zufall. Das MAS erzählt die Geschichte von Antwerpen in der Welt und der Welt in Antwerpen. Es erzählt, wie Menschen aus aller Welt ihre Handabdrücke in unserer Stadt hinterlassen haben und wie Menschen von Antwerpen dasselbe an anderen Orten getan haben. Darüber hinaus ist die Hand auch das Symbol von Antwerpen mit der Legende von Brabo und Antigoon.
Neben dem symbolischen Wert dieser Hände sind sie auch eine Erinnerung an Gönner, die dem MAS beim Bau geholfen haben. Interessenten konnten dem Museum mit einer Spende von mindestens 1.000 Euro helfen. Im Gegenzug erhielten sie unter anderem eine Hand an der Wand.“ (…)
Das Königliche Museum der Schönen Künste (Koninklijk Museum voor Schone Kunsten Antwerpen, KMSKA)
Dieses Museum im Stadtteil Het Zuid gehört zu den ganz großen Kunstmuseen Europas. Seine Sammlung umfasst die bedeutendsten Werke der niederländischen Malerei des 16. und 17. Jahrhunderts (Gemälde der flämischen Meister wie Rubens, van Eyck oder Brueghel), aber auch Werke aus dem 19., 20. und dem 21. Jahrhundert.
Das Museumsgebäude am Leopold De Waelplaats wurde zwischen 1884 und 1890 von Jan Jacob Winders und Frans Van Dijk im neoklassizistischen Stil mit großem Säulenportikus auf einem Sockel erbaut, der für die nötige Feuer- und Flutsicherheit sorgen sollte.
Im Zweiten Weltkrieg wurden das Gebäude und Sammlungsteile beschädigt. Eine erste größere Renovierung erfuhr das Haus zum „Rubensjahr“ 1977.
Zwischen 2011 und 2022 wurde das Museumsgebäude grundlegend saniert, renoviert und im Zuge von Umbauarbeiten auch um 40 % zusätzliche Ausstellungsfläche erweitert. Dazu bebaute das Architekturbüro Kaan Architekten (Rotterdam) die bisherigen vier Innenhöfe des monumentalen Gebäudekomplexes; in den neuen Ausstellungsräumlichkeiten, die durch intelligente Lichtführung alle Tageslicht erhalten, wird vor allem neuer Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts präsentiert.
Im Bild: Skulptur vor der Hauptfassade des Gebäudes.
Bild oben: Hauptfassade des KMSKA im Sommer 2022, kurz vor der Wiedereröffnung nach 11-jährigen Umbauarbeiten und im Sommer 2024.
Bild oben: das Königliche Museum für Schöne Künste in Antwerpen; in den Flügeln seitlich des Mittelrisalits sind die Büsten von bedeutenden Künstlern angebracht.
Auf der Website deu.archinform.net kann man zur Architektur des Museumsgebäudes das Folgende lesen: „Das tempelartige Gebäude wurde entworfen nach einem zu seinem Zeitpunkt ultra-modernem Plan mit einer großartigen Fassadenstruktur (60 m), skulpturalen Statuen und einem großen Treppenaufstieg.
An dem herausragendem Mittelrisalit teilen 4 Rundsäulen mit ionischen Kapitellen oberhalb der Treppe den Portikus in 5 Traveen, oben in der Loggia stehen Portraitskulpturen von Frans Floris, Jan Van Eyck, P.P. Rubens, Quinten Metsys und Arthus Quellinus. Oben auf dem Fries, der um das Gebäude herumläuft und verziert ist mit Relief-Figuren stehen auf einer Erhöhung zwei Pferdegespanne mit Engeln aus Bronze von Thomas Vinçotte. Links und rechts befinden sich zwei Treppenhäuser und Seitenflügel mit Skulpturen von Michelangelo, Rafael, Van Dijck, Velasques, Memlinc und Holbein. Die 130 m langen Seitengiebel in weisßem Euvillestein werden unterbrochen durch 4 quadratische Halbsäulen mit allegorischen Skulpturen zur Illustration verschiedener Epochen in der Kunstgeschichte von Ägypten, Griechenland, Arabien, Byzanz, der Gotik, der flämischen Renaissance und der modernen flämischen Kunst.
Rings um den Bau ist bis auf etwa 2 m Höhe eine ornamentierte Sockelverkleidung in blauem Quaderstein angebracht, die auch die Seitentüren mit einbezieht.“
Bilder oben: Rück- und Seitenfassade des Museumsgebäudes (während abschließenden Bauarbeiten im Sommer 2022, vor der Wiedereröffnung des Hauses im September 2022).
Bilder oben: Rück- und Seitenfassade des Museumsgebäudes nach Abschluss der Umbaumaßnahmen; vor der Gebäuderückseite befindet sich eine Skulptur mit dem Prinzen Willem van Oranje (1533-84) und dem damaligen Bürgermeister der Stadt, Philips van Marnix van Sint-Aldegonde. In der seitlichen Gartenanlage sind weitere Skulpturen aufgestellt.
Bilder oben: 15 Jahre nach Fertigstellung des Gebäudes wurden 1905 auf den beiden Erhöhungen im Mittelrisalit des Museumsgebäudes Bronzeskulpturen von Thomas Vincotte aufgestellt: Pferdegespanne mit zwei Pferden symbolisieren den Triumph der Kunst.
Bilder oben: die Hauptfassade des Museumsgebäudes (Sommer 2022).
Bilder oben. die Hauptfassade des Museumsgebäudes; Gebäudedetails (ionische und korinthische Säulen, Gebäudefries, Akroterien).
Bilder oben: in der seitlichen Gartenanlage kann man sich im offiziellen KMSKA-Liegestuhl etwas von den Anstrengungen der Sammlungsbetrachtung erholen, Hunde finden an heißen Tagen Abkühlung im Wasserbassin vor der Freitreppe zum Portikus und ihre Halter können sich derweil im Schatten der Bäume aufhalten.
Das Museum für Zeitgenössiche Kunst Antwerpen (M HKA)
Das Museum für Zeitgenössiche Kunst (Museum van Hedendaagse Kunst Antwerpen), abgekürzt M HKA befindet sich im Stadtteil Antwerpen Zuid (Süd) unweit des Königlichen Museums der Schönen Künste. Auf der Website www.tradeflandern.com kann man zu dem Museum das Folgende lesen: „1987 fand das M HKA ein Unterkommen in einem umgebauten Getreidelager mit benachbartem Speicherhaus. Die Renovierung und Umnutzung der Gebäude fügte sich nahtlos in den urbanen Aufschwung des Viertels „Zuid“ ein, heute einer der spannendsten Stadtteile von Antwerpen. Anfang 2017 wurde das Museumskonzept und die Schwerpunkte der Sammlung vollständig überarbeitet und im Rahmen umfangreicher Umbauarbeiten umgesetzt.
Heute ist das M HKA ein Forum für die führende zeitgenössische Kunstszene in Flandern ein. Seit dem 28. April 2017 präsentiert M HKA eine Auswahl an wegweisenden Künstlern und „Helden“ der Gegenwart, Pioniere der Geschichte und Tausende Werke aus der Kernsammlung des Museums. Neben einer neuen Sammlungspräsentation wurde größter Wert auf die Didaktik, moderne Informationssysteme und einen freundlichen und offenen Eingangsbereich gelegt. Das Museum hat sich neu definiert und empfängt das Publikum mit einer Reihe von neu entwickelten Führungs-, Bildungs- und digitalen Angeboten, die oft in mehrere Sprachen angeboten werden. Damit möchte man ein neues, breiter gefächertes Publikum ansprechen und gewinnen. Der neu gestaltete Eingangsbereich verfügt auch über eine Bibliothek mit Lesesaal, die allen Besuchern, wie auch die permanente Ausstellung, kostenlos offensteht.“
Den Umbau vom Getreidespeicher (und späteren Nachtclub) zum Museum plante und gestaltete der Antwerpener Architekt Michel Grandsard. In 1992, 2003 und 2009 wurde das Gebäude weiter umgebaut, die Ausstellungsfläche vergrößert, die Technik auf den neuesten Stand gebracht und die Art-déco-Fassade neu gestrichen. Im Haus gibt es auch eine Bibliothek mit Lesesaal sowie ein Café.
Bilder oben: Lageplan und Grundrissplan am / im Museumsgebäude; letztes Bild: Eingangsbereich.
Bilder oben: Umnutzung statt Neubau: das in einem ehemaligen Getreidespeicher untergebrachte Museum hat dadurch einen besonderen Reiz; zudem spart das Baustoffe und Energie.
Das Red Star Line Museum
Die Red Star Line war eine belgisch-amerikanische Reederei, die von 1871 bis 1939 operierte und vor allem Aussiedler von Antwerpen und etlichen anderen europäischen Häfen nach Philadelphia und später New York in die Vereinigten Staaten sowie nach Kanada brachte. Den Namen erhielt die Reederei nach ihrer Flagge, welche einen roten Stern auf weißem Grund darstellt. Im Laufe ihres Betriebes ließ die Gesellschaft immer größere Passagierschiffe bauen; mit der 1923 in Dienst gestellten „Belgenland“ emigrierte Albert Einstein nach Amerika. Nach Auflösung der Linie 1939 wurde ihr Geschäft von der in Rotterdam ansässigen Holland-Amerika-Linie übernommen.
Die Red Star Line besaß im alten Hafenviertel Antwerpens, dem „Eilandje“ am Rijnkanaal (an der Montevideostraat) mehrere Gebäude / Lagerhallen. In diesen Gebäuden wurden die Überseepassagiere registriert, hier wurde über ihre Ausreise entschieden und hier wurden sie medizinisch untersucht und sie und ihr Gepäck aufwändig desinfiziert. In den Hallen wurde ihr Gepäck dann bis zu Abreise gelagert. Die Einreisebestimmungen für die USA waren sehr streng und wurden laufend verschärft. Insbesondere bestand dort die Sorge, dass mit den Menschen auch Seuchen eingeschleppt werden könnten. Wurde bei einem Passagier bei einer Untersuchung auf Ellis Island eine bedrohliche Erkrankung diagnostiziert, wurde die Einreise verweigert und die Person auf Kosten der Reederei zurückgeschickt.
In diesen aus Backsteinen errichteten Hallen der Reederei wurde 2013 das Red Star Line Museum als Migrationsmuseum eröffnet. Die Reedereigebäude sind unterschiedlich groß. Sie wurden alle aufwändig saniert und renoviert und ein Turm wurde neu errichtet. Die große, zweistöckige Halle stammt von 1922 und wurde im Art Déco-Stil vom Architekten Jan Jacobs erbaut. Hier wurde vor allem das Gepäck der Reisenden zwischengelagert. Im Eckgebäude, dem heutigen Eingangsgebäude des Museums, fanden die ärztlichen Untersuchungen sowie die Desinfektion statt. Es ist das älteste Gebäude und stammt aus dem Jahr 1893. Der ehemalige Schornstein wurde 1936 abgerissen. Bei der Umnutzung der Gebäude zum Museum wurde an seiner Stelle ein Turm errichtet.
Die Umwandlung der Gebäude wurde von dem amerikanischen Architekturbüro Beyer Blinder Belle Architects and Planners ausgeführt. Das Büro hatte mit der Renovierung des Immigration Museum auf Ellis Island in New York einschlägige Erfahrungen vorzuweisen.
Bilder oben: das aus mehreren Hallen bestehende Museum.
Bilder oben: im Eingangsgebäude des Museums; hier gibt es einen Museumsshop und ein kleines Café; die Hallen sind untereinander verbunden und es wurde großzügige und offene Treppen und Erschließungsgänge eingefügt.
Bilder oben: im Museumsgebäude gibt es ein kleines Café und einen Museums-Shop.
Bilder oben: Eingangbereich des Museums, der neu errichtete Turm und ein Werbeplakat der Red Star Line mit dem Passagierschiff „Belgenland“.
Im Museum gibt es eine Dauerausstellung und im Eingangsgebäude immer wieder wechselnde Sonderausstellungen. Zur Dauerausstellung kann man auf der Website des Museums das Folgende lesen:
„Wenn die Wände sprechen könnten, würden wir über ihre Geschichten staunen. Zwei Millionen Passagiere haben die Überfahrt mit den Dampfern der Red Star Line gemacht. Entdecken Sie das Museum Stück für Stück.
Eine Sammlung von Geschichten
Im Red Star Line Museum stehen Geschichten im Mittelpunkt. Sie handeln von den Erlebnissen der Passagiere, die auf der Suche nach Glück und einem besseren Leben mit der Red Star Line nach Amerika fuhren. Alle diese Geschichten zusammen erzählen die Geschichte der Reederei Red Star Line.
Die Geschichte der Auswanderer
Zwei Millionen Passagiere wagten mit den Ozeandampfern der Red Star Line die Überfahrt von Antwerpen nach Nordamerika. Zentrale Themen der Hauptausstellung im Museum sind die Geschichte der Reederei, die sie beförderte, und die Geschichte der Stadt und des Hafens, wo die Reise begann. Die Zeit, um die es geht – die Jahre zwischen 1873 bis 1934 – wird in einen breiteren gesellschaftlichen Kontext eingebettet. Migration und Mobilität sind Phänome, die die gesamte Menschheitsgeschichte durchziehen: Zahllose Menschen in der ganzen Welt ließen schon immer und lassen noch heute alles Vertraute hinter sich, um anderswo ein besseres Leben zu versuchen.
Höhepunkte
Die Sammlung enthält historische Zeugnisse und Dokumente, aber auch zeitgenössische Geschichten über Migration. Das Museum stellt auch Werke von Antwerpener Künstlern aus, für die Migration ein inspirierendes Thema war.“ (Zitat Ende)