Antwerpen – neuere Stadtbaugeschichte

Neuere Stadt(bau)geschichte Antwerpens ab etwa der Jahrtausendwende – Konversionsgebiete

Mit Beginn des Warentransportes in Containern verlagerte sich der Hafen Antwerpens mit der Anlage von Containerterminals, dem Bau von Raffinerien und großen Tank-Lagern immer mehr nach Norden und bestehende Hafeneinrichtungen verloren ihre Bedeutung und Aufgabe.

Die Entwicklung dieser Gebiete erhielt durch die Ernennung der Stadt zur Kulturhauptstadt Europas 1993 Auftrieb und mit einem städtebaulichen Masterplan auch ein Ziel. Seitdem werden die Docks und Hafenanlagen nördlich der Altstadt umgenutzt oder mit Wohngebäuden, Büro-, Kultur-, Verwaltungs- und Freizeiteinrichtungen bebaut.

Weitere neuere Entwicklungen sind etwa der Bau des neuen Justizpalastes im südlichen Stadtteil Het Zuid oder die Einrichtung der Zentralbibliothek Permeke im Gebäude einer ehemaligen Autogarage.

So entstand im als „Het Eilandje“ (Das Inselchen) genannten Viertel das „Museum aan de Strom“ (2011), das „Red Star Line Museum“ (2013) sowie als neues ikonisches architektonisches Wahrzeichen der Stadt eine Gebäudeerweiterung auf der ehemaligen Feuerwehrzentrale, welche nun von der Hafenverwaltung genutzt wird (Havenhuis); Zaha Hadid hat dieses „Schiff auf Haus“ (so eine Schlagzeile in der Presse) geplant und realisiert (Fertigstellung 2016).

Zum Bild: am Kattendijkdok befindet sich die historische Feuerwache; Zaha Hadid überbaute das Gebäude mit einem auf Beton- und Stahlstützen schwebenden Neubau; in dem so erweiterten Gebäude ist nun die Hafenbehörde untergebracht. Das aufgesetzte Gebäude erinnert einerseits an ein Schiff; zum anderen  kann man mit der aus Glasdreiecken bestehenden und komplex gefalteten Fassade eine Verweis auf die Funktion Antwerpens als Stadt des Diamantenhandels und -Schleifens sehen.

Das Havenhuis, Erweiterungsbau für die Hafenbehörde Antwerpen

Nachdem das bisher benutzte Gebäude sich als zu klein erwiesen hatte, plante die Hafenbehörde, alle Mitarbeiter an einem gemeinsamen (neuen) Ort unterzubringen. Als die Planungen für den neuen Hauptsitz 2007 begannen, war im Hafen gerade das bisher von der Hafenfeuerwehr benutzte Gebäude am Kattendijkdok am Übergang zwischen altem und neuem Hafen frei geworden. Das neue Gebäude für die Hafenbehörde sollte dieses Bestandsgebäude auf jeden Fall einbeziehen und möglichst unangetastet belassen. Den ausgeschriebenen Architekturwettbewerb gewann schließlich das Büro von Zaha Hadid (Zaha Hadid Architects, London). Der Entwurf sah einen über dem Bestandsgebäude „schwebenden“ Baukörper vor, der auf Stützen vor der Hauptfassade der alten Feuerwache und weiteren im Innenhof des rechteckigen Gebäudes ruhen sollte.

Die Form des Neubaus erinnert an einen Schiffsrumpf, die vordere Stütze an die Geometrie eines Hafenkrans und die mehrfach komplex gefaltete Hülle aus Aluminium-/Glas-Dreiecken lässt Vergleiche mit einem geschliffenen Diamanten zu. So stellt das Gebäude viele Bezüge zu den charakteristischen Tätigkeitsbereichen Antwerpens her: zum See- und zum Diamantenhandel. Dimensionen und Form des Gebäudes waren nicht unumstritten; mittlerweile hat sich das Gebäude aber zu einem neuen Wahrzeichen der Stadt entwickelt.

Die Verbindung zwischen dem Bestandsgebäude und dem Erweiterungsbau stellt ein Aufzug dar, welcher in den ehemaligen Schlauchturm der Feuerwache (wo die Feuerwehrschläuche zum Trocknen aufgehängt wurden) gestellt wurde. Der Innenhof in dem fast quadratischen historischen Gebäude wurde bei den Umbaumaßnahmen mit einem Glasdach geschlossen. Der schwebende Erweiterungsbau hat eine Innenstruktur aus Stahl, die beim Hersteller in großen Modulen fertig verschweißt und per Schiff transportiert und mit Kränen eingehoben wurden.

Bilder oben: am Kattendijkdok steht das von Zaha Hadid entworfene Erweiterungsgebäude für die Hafenbehörde.

Bilder oben: der Gebäudeaufsatz ruht auf Stützen vor der Hauptfassade und auf solchen im Innenhof des Bestandsgebäudes. Auf dem letzten Bild ist der obere Teil des aus Ziegeln gemauerten Schlauchturmes zu sehen mit dem darin eingestellten gläsernen Aufzugsschacht.

Bilder oben: die gläserene Außenhaut des Neubaus.

Bilder oben: die aus Dreiecken zusammengestzte Fassadenkonstruktion ist in Teilen mehrfach gefaltet; das Glas ist weitgehend transparent; einige Segmente aber sind auch opak, um die Sicht von außen in die Büroräme zu begrenzen. Die Glasfassade des Havenhuis wurde von der Bielefelder Firma SCHÜCO konstruiert und geliefert.

Bilder oben: abendliche Beleuchtung der Büroräume im Havenhuis.

Das ehemalige Lagerhaus Sint-Felix, heute FelixArchief

Entlang des Bonaparte-Docks befinden sich etliche historische Speicher- und Lagergebäude, in denen Massengüter gelagert wurden; eines davon, das Sint-Felix Pakhuis, wurde 1858 von Felix Pauwels ursprünglich für die Eisenbahngesellschaft erbaut. Nach einem Brand einige Jahre später wurde das im neoklassizistischen Stil gestaltete Gebäude wieder hergestellt. 1912 ging das Lagerhaus in den Besitz der Stadt Antwerpen über und erfüllte bis in die 1970er Jahre seine ursprünglich vorgesehene Funktion. 

Nach einigen Jahren Leerstand entschloss sich die Stadtverwaltung, das mittlerweile denkmalgeschütze Haus für das Stadtarchiv zu nutzen, dessen Räumlichkeiten im Stadtzentrum zu klein geworden waren; seitdem trägt das Gebäude, das 2006 in dieser neuen Funktion bezogen werden konnte, die Bezeichnung FelixArchief. Der Umbau wurde vom Antwerpener Architekturbüro Robbrecht & Daem durchgeführt.

Auffällig an dem mächtigen Bauwerk ist der über 70 Meter lange Durchgang in Gebäudemitte, der das Antwerpener Stadtzentrum an der Oudeleeuwenrui mit dem Bezirk Eilandje am Godefriduskaai verbindet. Diese gebäudeinterne Verbindungsstraße teilt das Haus in zwei Hälften, erstreckt sich bis zur gläsernen Überdachung und gibt Einblicke in den ehemaligen Verladebereich. Außer dem Stadtarchiv gibt es in dem Gebäudekomplex auch Tagungsräume und eine gastronomische Nutzung.

Bild oben: Blick vom Gebäudedurchgang auf das Eingangsportal in der Oudeleeuwenrui in der Antwerpener Innenstadt.

Bilder oben: an der Oudeleeuwenrui befinden sich mehrere historische Speichergebäude des alten Hafens, darunter auch das ehemalige Lagerhaus Sint-Felix.

Bilder oben: die in Gebäudemitte verlaufende glasüberdachte Durchgangsstraße.

Bilder oben: Eingangsportal am Godefriduskaai und Gebäudedurchgang mit Maschinen aus der Zeit der Nutzung als Massengutspeicher.

Bilder oben: Nachbargebäude am Godefriduskaai.

Neuere Stadtbaugeschichte Antwerpens / Fortsetzung

Im südlichen Teil der Stadt (Het Zuid), wo sich das Königliche Museum der Schönen Künste befindet, haben sich weitere Museen etabliert, etwa das Foto-Museum oder das Museum für Zeitgenössische Kunst (MHKA).

Auch die Uferpromenade der Schelde mit der Burg Het Steen aus dem Beginn des 13. Jahrhunderts sowie dem historischen Lotsenhaus haben sich herausgeputzt. Um die Schiffahrt nicht zu behindern, wurden im Stadtgebiet keinerlei Brücken über die Schelde gebaut; vom einen zum anderen Ufer kommt man durch mehrere Tunnels; zu den ältesten gehört der Sint Anna Tunnel, der zwischen 1931 und 1933 erbaut wurde und Fußgängern und Fahrradfahrern vorbehalten ist. Alternativ können Fußgänger/innen und Fahrradfahrer/innen auch mit einer Fähre, welche von der Stadt kostenlos betrieben wird, von der Anlegestelle bei Het Steen zum Stadtteil Linkeroever am linken Schelde-Ufer gelangen.

Bild oben: Fährverbindung über die Schelde; Blick vom linken Schelde-Ufer aus auf die Stadtsilhouette.

Stadt am Hafen

Nach der Verlagerung der Hafenanlagen nach Norden bis an die Grenze zu den Niederlanden hin wurden viele Einrichtungen, Gebäude und Flächen im historischen alten Hafen funktionslos. Zu der gemäß eines Generalplans vorgenommenen Konversion dieses Stadtbereichs schrieb die Zürcher Zeitung 2016 im Feuilletonteil das Folgende: „Als Kompensation hat man in den letzten Jahren begonnen, dem unmittelbar an die Innenstadt grenzenden historischen Hafen, dessen Betrieb aufgegeben wurde, neues urbanes Leben einzuhauchen – mit auffallender planerischer Behutsamkeit und einer Architekturkultur, die tendenziell eher dem Alltäglichen als dem Spektakulären den Vorzug gibt. (…)

Ganz anders als etwa bei der Umgestaltung des Rotterdamer Hafens, wo auf dem Wilhelminapier zuletzt gewaltige, hoch verdichtete Projekte wie der Hochhaus-Cluster De Rotterdam von Rem Koolhaas ein zweites Manhattan aus einem Inseldock emporstemmten, hat man in Antwerpen auf Erhaltung, Sanierung, Baulücken-Reparatur und behutsame Nachverdichtung der Blocks gesetzt.“

Eines der Projekte im Zuge dieser „Reurbanisierung“ war der Bau von sechs Punkthochhäusern entlang des Kattendijkdok: sechs Wohntürme mit jeweils 15 Wohngeschossen und etwa 60 Metern Höhe wurden von drei Architekturbüros jeweils paarweise in den Jahren 2005-2009 (Diener+Diener Architekten, Basel), 2001-2015 (Chipperfield Architects, London) und Tony Fretton, London (bis 2017) errichtet.

Zu den Bildern: neue Bebauung am Willemdok und alte Hafenkräne am Nord-Kai.

Bilder oben: Blick auf Bonaparte-Dock, die Schelde und den neuen Hafen im Norden der Stadt.

Bilder oben: Willemdok und Kattendijkdok sind über eine Klappbrücke (Londenbrug) miteinander verbunden; im alten Hafengebiet ist nun ein lebendiges urbanes Areal mit gemischter Nutzung entstanden.

Bilder oben: Willemdok mit Jachthafen; letztes Bild: Blick auf Bonapartedok, das alte Lotsenhaus an der Schelde und die Innenstadt (mit Liebfrauenkathedrale).

Bilder oben: der Willemdok dient nun als Jachthafen.

Bilder oben: entlang des Willemdok stehen zum Teil frühere Hafenspeicher; das Felix Pakhuis beherbergt nun das Antwerpener Stadtarchiv. Im Erdgeschoss der historischen Gebäude sind jetzt Gastronomie eingezogen oder Boutiken.

Bilder oben: die 6 Wohntürme (3 Zwillinge) am Kattendijkdok. Von der Dachterrasse des Museum aan de Stroom aus kann man nur drei der sechs Türme sehen, weil diese leicht versetzt gegeneinander errichtet wurden; die beiden Türme von Chipperfield Architects sowie Turm 6 von Tony Fretton sind von hier nicht zu sehen.

Bilder oben: Blick auf den Kattendijkdok vom Museum aan de Stroom aus (am Abend). 

Bilder oben: die Wohntürme am Kattendijkdok; die Türme 1 und 2 von Diener+Diener Architekten (Basel) haben eine Fassade aus schirmmerndem Glas, die beiden Wohntürme 3 und 4 von Chipperfield Architects sind unterschiedlich konstruiert; Turm 3 steht auf rechteckigem Grundriss und trägt umlaufende Balkone, welche die Horizontale betonen, während Turm 4  auf quadratischem Grundriss beriht und recht monolithisch wirkt. Die beiden Türme 5 und 6 von Tony Fretton zeigen eine Ziegel-Fassade.

Das Architekturbüro Diener+Diener (Basel) schreibt auf seiner Website zu dem Projekt in Antwerpen das Folgende: „Mit der Umstrukturierung des Kattendijkdok erfährt Antwerpen eine Erweiterung des Stadtgebiets nach Norden. Inmitten alter Dockanlagen entlang des Hafenbeckens entstehen Wohnhäuser, Geschäfts- und Kulturbauten sowie Parks. Zusammen mit vier weiteren neuen Wohntürmen sind die beiden 56 m hohen Bauten am Westkaai vom Stadtzentrum aus zu sehen. Die zwei 16-stöckigen Gebäude sollten sich leicht voneinander unterscheiden.

Das Erdgeschoss bietet jeweils Räume für Handel und Gewerbe, darüber gruppieren sich um einen Kern 40 und 44 Wohnungen, verteilt auf elf Typen zwischen 360 und 70 Quadratmetern. Die Geschosse sind von sieben verschiedenen Grundrissdispositionen bestimmt, die sich jeweils übereinandergesetzt zwei bis vier Mal wiederholen. Die großen Wohnungen finden sich eher in den oberen, die kleineren vermehrt in den unteren Stockwerken. Loggien öffnen die Wohnungen nach außen.

Die beiden Türme stehen nicht in einer Flucht, sondern etwas versetzt zueinander. Ihre rechtwinkligen Körper glänzen und schillern verschiedenfarbig, je nach Tageszeit und Witterung mehr kontrastierend oder fast Ton in Ton.

In die Fassadenhaut aus Strukturglas und Aluminiumprofilen sind Gruppen von Fenstern unterschiedlichen Formats geschnitten. Ihre Position zeichnet die Lage der Zimmer nach außen ab. Das kompositorisch frei anmutende Bild beruht auf den systematisch kombinierten Wohnungstypen.

Die Türme 5 und 6 mit einer Ziegel-Fassade stammmen von Architekt Tony Fretton (London)

Bilder oben: zu den beiden Wohntürmen von Tony Fretton (London), deren Fassade von einem deutlichen Ziegel-Relief geprägt sind und die mit einem Preis für „Ausgezeichnete Internationale Ziegelarchitektur“ prämiert wurden, schreibt die Deutsche Bauzeitung (dbz) auf ihrer Website das Folgende: „Die Wohntürme Westkaai 5 & 6 in Antwerpen von Tony Fretton Architects überzeugten in der Kategorie „Living together“ und wurden mit einem der beiden Grand Prizes ausgezeichnet. Die Türme sind Teil eines größeren Wohnbauprojekts in einem neu entwickelten Stadtteil mit gemischter Nutzung. Die detailreichen Ziegelfassaden der beiden Türme stellen eine Verbindung zwischen dem charakteristischen Mix aus monumentalen Lagerhallen und profanen Hafengebäuden her.“ Letztes Bild: Ziegelgebäude am New York Kai.

Bilder oben: Hafenkräne am Nordkai an der Schelde. Der Hangar 26/27 ist jetzt ein Veranstaltungszentrum.

Bilder oben: neue Wohnbauten am Rijnkaai; in den Fassaden spiegeln sich die alten Hafenkräne am Nord-Kai.

Das neue Gerichtsgebäude (Justizpalast)

Am Bolivarplaats, am südwestlichen Stadtrand von Antwerpen befindet sich das neue Gerichtsgebäude, welches man aufgrund seiner Dimensionen auch als Justizpalast bezeichnen könnte. Auf fünf Etagen sind für 8 verschiedene Gerichte insgesamt 36 Gerichtssäle untergebracht, dazu Büroräume, ein Archiv, eine Bibliothek und eine Cafeteria. Unter dem Gebäude fürt die Autobahn in einem Tunnel hindurch.

Auffälligstes Merkmal des Gebäudekomplexes ist die Dachlandschaft, die segelartige Aufbauten zeigt, welche bis in eine Höhe von über 40 Metern aufragen: sechs größere über den großen Sälen und 26 kleinere über den kleineren Gerichtssälen. Diese zeltdachähnlichen Konstrukte bestehen aus einem Stahlrahmen und einem darauf aufbauenden Holztragwerk, welches mit einer Edelstahlhaut eingekleidet ist. Geometrisch bilden die „Segel“ zweifach gekrümmte Flächen, genauer: hyperbolische Paraboloide. Entsprechend groß waren auch die Herausforderungen an die Holzbaufirma, welche die Tragkonstruktionen angefertigt hat. Die Dachsegel liefern Tageslicht und Luft für die darunterliegenden Räume und spenden andererseits auch Schatten. Eine Seite der „Segel“ ist dazu verglast.

Der Gebäudekomplex wird über eine große Freitreppe betreten; man gelangt zu einem glasüberdachten Eingangsbereich und schließlich in eine zentrale Foyerhalle, von der aus die hier abzweigenden sechs Gebäudeflügel (drei rechts, drei links) erschlossen werden.

Für das neue Gerichtszentrum wurde 1998 ein internationaler Architekturwettbewerb ausgeschrieben, den das Büro von Richard Rogers (London) sowie Van Kerckhove und Ove Arup (London) für sich entscheiden konnten. die Bauarbeiten dauerten von 2001 bis 2006.

Bild oben: Aufzugsturm vor dem Justizgebäude und „Dachsegel“.

Bilder oben: Freitreppe zum Bolivar-Platz hin mit Vordach über dem erhöhten Eingangsbereich.

Bilder oben: die vordersten der 6 Gebäudeflügel, die vom zentralen Foyer aus erreichbar sind.

Bild oben: Blick vom erhöhten Eingangsbereich aus auf den Bolivarplaats.

Bilder oben: Gebäudedetails im Eingangsbereich des Gebäudekomplexes.

Bilder oben: die dem Bolivarplaats abgewandte Gebäudeseite.

Bilder oben: die verglaste Seite der Dachsegel; Eingangsbereich und Aufzugstürme vor dem Gebäude.

Bilder oben: im Stadtteil Het Zuid in Nachbarschaft zum neuen Justizpalast wird noch gebaut; südlich und westlich des Justizgebäudes entstehen neue Hochhäuser mit Wohnungen und Hotels.

Die öffentliche Zentralbibliothek Permeke in Antwerpen-Nord

Die Einrichtung einer neuen Zentralbibliothek im Stadtteil Antwerpen-Nord am Coninckplein war von Anfang an als sozial wirksames Projekt im etwas benachteiligten Stadtbezirk geplant, in dem Menschen aus vielen sehr unterschiedlichen Kulturen zusammenleben. Im April 2005 wurde die Bibliothek Permeke schließlich eröffnet.

Der Name stammt vom ehemaligen Besitzer  einer großen Ford-Garage, Oscar Permeke, dessen Betriebsgebäude zu Bibliothek um- und ausgebaut wurde. Zugleich ist es auch der Name des expressionistischen Malers Constant Permeke, dem Bruder von Oscar Permeke.

Planende und ausführende Architekten war ein niederländisch-belgisch-deutsches Team aus Aat Vos (AEQUO Architecturals), FJ Interieurs sowie Schulz Benelux und Schulz Speyer (Bibliothekstechnik).

Die Bibliothek Permeke ist nun die von der Fläche für das Publikum her größte Bibliothek in Belgien. Zur Erfüllung ihrer sozialen Funktion umfasst der Komplex außer der Bibliothek auch ein Stadtbüro, ein Lesecafé, einen Garten, ein Auditorium und Konferenzräume.

Bild oben: vor dem Bestandsgebäude wurde für die Kinder- und Jugendbibliothek ein neues Gebäude errichtet, welches sich ganz in grün gefärbtes Glas hüllt.

Die als Bibliothek genutzte Autogarage hat zwei sehr unterschiedlich eingerichtete Ebenen: im Erdgeschoss liegt die „Marktzone“, in der auch größere Veranstaltungen stattfinden können und die flexibel möbliert werden kann, weil die Regale alle auf Rollen verschiebbar sind; über eine breite gekrümmte Treppe kommt man zum Obergeschoss, wo der Großteil der Bücher und Medien in herkömmlichen Regalen untergebracht ist.

Von der früheren Gebäudenutzung ist in der Bibliothek Permeke noch viel zu sehen; die Stützen, Unterzüge, Decken und Wände zeigen ihre Betonstrukturen (und Gebrauchsspuren). Beim Bodenbelag, der Wandgestaltung und der Möblierung haben die Architekten aber zum Grau der statischen Strukturen starke Akzente mit der Farbe Rot gesetzt. Mit dem Sheddach oder dem Außenbereich haben die Gestalter der neuen Zentralbibliothek aber viel vom Charme der früheren Nutzung erhalten.

Bild oben: am Treppenaufgang zum ersten Obergeschoss. Die Farben Grau und Rot dominieren.

Bilder oben: die Öffentliche Zentralbiliothek Permeke ist Bibliothek, Stadtteilbüro, Lesecafé und Veranstaltungszentrum in einem; ein sozialer Ort im Quartier. Am Coninckplein sind zwei neue Gebäude entstanden; im einen (mit der begrünten Fassade) ist die Ombudsstelle der Stadt Antwerpen untergebracht, der mit einer grünlichen Glasfassade versehene Kubus beherbergt das Café und die Kinderbibliothek.

Bilder oben: Café und Kinderbibliothek im Neubau.

Bilder oben: das Sheddach und der Außenbereich haben den Charme der ursprünglichen Nutzung (Autogarage) behalten. Im Erdgeschoss stehen alle Regale auf Rollen; so kann der „Marktplatz“ (etwa bei Veranstaltungen) umgeräumt werden.

Bilder oben: Bestandsgebäude für eine andere Nutzung umzuwidmen, wird immer mehr Aufgabe von Architekten.

Bilder oben: begrünte Fassade am Gebäude der städtischen Ombudsstelle am Coninckplein und Blick vom ersten Obergeschoss in das Erdgeschoss des eigentlichen Bibliotheksgebäudes.

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