Berlin – Regierungsbauten

Neubauten im Regierungsviertel – das „Band des Bundes“

Das Bundeskanzleramt.

Nach der Deutschen Wiedervereinigung sind in Berlin ganze Stadtteile neu geplant und gebaut worden. So wurde etwa die Brache am Potsdamer Platz vollständig neu bebaut, ebenso der Leipziger Platz. Und anstelle des alten Lehrter Bahnhofs entstand der Berliner Hauptbahnhof.

Nachdem der Deutsche Bundestag im Sommer 1991 beschlossen hatte, die Bundeshauptstadt von Bonn nach Berlin zu verlagern, mussten dort Pläne für die nötigen Regierungsgebäude geschmiedet werden. Einen Architekturwettbewerb für die Gestaltung des neuen Regierungsviertels im Jahr 1992 gewannen die Berliner Architekten Axel Schultes und Charlotte Frank mit dem Vorschlag für ein „Band des Bundes“. Dies ist ein 900 Meter langes Band von Gebäuden, welches am Berliner Spreebogen zweimal die Spree quert und aus folgenden Bauwerken besteht: 

  • dem Bundeskanzleramt mit zwei langgestreckten Büroflügeln und dem Kanzlerpark (1997 – 2001)
  • dem Paul-Löbe-Haus (1997 – 2001), in dem (Abgeordneten-)Büros und Räume für die verschiedenen Bundestagsausschüsse untergebracht sind
  • einer zweistöckigen Fußgängerbrücke über die Spree (Marie-Elisabeth-Lüders-Steg), welcher zum
  • Marie-Elisabeth-Lüders-Haus führt; hier befinden sich u.a. die große Bundestagsbibliothek und das Parlamentsarchiv (Fertigstellung 2003)

Während das Bundeskanzleramt auch von Schultes und Frank geplant wurde, stammen die beiden anderen Gebäude von Stephan Braunfels.

Das Jakob-Kaiser-Haus befindet sich direkt neben dem Reichstagsgebäude, dem Sitz des Deutschen Bundestages, reiht sich nicht in das „Band des Bundes“ ein und ist das vom Bauvolumen her größte Parlamentsgebäude. Der Komplex besteht eigentlich aus 8 jeweils sechsgeschossigen Einzelbauten, die von unterschiedlichen Architekturbüros geplant wurden; verschiedene Bestandsgebäude wurden in den Komplex integriert, u.a. das ehemaligen Reichspräsidentenpalais. Hier befinden sich Büroräume für die Abgeordneten, für die Fraktionen und Sitzungssäle. Das Gebäude wurde 2002 fertiggestellt.

Bild oben: vor dem Jakob-Kaiser-Haus sind in eine Glaswand die ersten Artikel des Grundgesetzes eingraviert.

Das Bundeskanzleramt (2001)

Bilder oben: Das zwischen 1995 und 2001 erbaute Bundeskanzleramt (Architekten: Axel Schultes, Charlotte Frank, Berlin) wird im Volksmund aufgrund des Gebäudedesigns nur „Waschmaschine“ genannt. Die Interpretation des Architekturbüros ist eine etwas andere (Zitat von der Website www.schultesfrank.de): „Die ‘Dummheit der Fassade’ vermeiden, eine Verräumlichung, ein Aufbrechen der Ost- und Westfronten des Kanzlergebäudes, – eine Befreiung also besonderer Art hatten die Architekten dabei im Sinn: die Leichtigkeit des Steins zu behaupten gegen allzu Deutsche – und Berlinische – Tektonik und Teutonik, der notwendigen Statik eines großen Hauses Dynamik, Fortschreiten abzuringen, ein Quäntchen Aufbruch einzuhauchen.

Das Ganze also wie ein großer, ruhiger Fluss – vom Garten durchs Foyer, hinab über den Hof ins Forum und zum Alsenblock, – wie Brückenpfeiler stemmen sich die Säulen der Sky-Lobby in die Strömung. ‘Panta rhei’ – ‘alles fließt’, nichts bleibt so, wie es ist – das wäre doch auch eine sehr politische Interpretation des Amtes.“ (…)

Das Paul-Löbe-Haus (2001)

Zur Architektur des Paul-Löbe-Hauses kann man auf der Website des Deutschen Bundestages das Folgende lesen: „Anders als beim Reichstagsgebäude konnten mit dem Paul-Löbe-Haus, losgelöst von den Vorgaben der Geschichte, eigene Akzente gesetzt werden. Das ist dem Architekten Stephan Braunfels nach dem einhelligen Urteil von Fachleuten und Laien gelungen: Der achtgeschossige Neubau mit seinen jeweils fünf markanten Seitenkämmen und den acht charakteristischen gläsernen Zylindern wirkt wie ein kraftvoller ‚Motor der Republik‘.

Bestimmt ist das rund 200 Meter lange und 102 Meter breite Gebäude vor allem für drei Arbeitsbereiche des Deutschen Bundestages: die Ausschüsse, die Öffentlichkeitsarbeit und die zentrale Besucherbetreuung. (…) Die Transparenz des Hauses beginnt bereits am Haupteingang, der auf der Westseite liegt. Die riesige Fläche ist verglast und spiegelt das gegenüberliegende Kanzleramt wider. (…)

Transparenz kennzeichnet auch die 200 Meter langen und 23 Meter hohen Seitenfassaden, die durch jeweils fünf Seitenflügel mit dazwischen liegenden begrünten Lichthöfen strukturiert werden. Mit ihren verglasten Seitenwänden stehen sie im Kontrast zu dem grauen Sichtbeton der Außenmauern. Da sowohl die Büros der Abgeordneten als auch die Sekretariate und die Sitzungssäle der Ausschüsse auf die Lichthöfe führen, haben nicht nur die Parlamentarier eine gute Aussicht, sondern auch die Bürger von außen eine gute Einsicht in die Arbeit der Volksvertreter. Dort, wo das Gebäude an die Spree grenzt, lädt eine Uferpromenade zum Spaziergang ein.“ (…)

Bilder oben: Westfassade des Paul-Löbe-Hauses zum Kanzleramt hin.

Bilder oben: das Paul-Löbe-Haus. In seiner Glasfassade spiegelt sich der Bau des Bundeskanzleramtes.

Bild oben: die seitliche Fassade des Paul-Löbe-Hauses zum Platz der Republik hin.

Bilder oben: Baudetails Paul-Löbe-Haus.

Bild oben: Ostfassade des Paul-Löbe-Hauses zur Spree hin.

Bilder oben: das Paul-Löbe-Haus ist über zwei Stege (eine Brücke für die Allgemeinheit und einen überdachten Steg für die Abgeordneten) mit dem Marie-Elisabeth-Lüders-Haus verbunden.

Bild oben: der Marie-Elisabeth-Lüders-Steg überspannt die Spree und verbindet das Paul-Löbe-Haus mit dem Marie-Elisabeth-Lüders-Haus. Historisch betrachtet verbindet der Steg West- mit Ost-Berlin.

Das Marie-Elisabeth-Lüders-Haus (2003), Sitz der Bundestagsbibliothek 

Das vom Münchner Architekten Stephan Braunfels entworfene Gebäude beherbergt die Bundestagsbibliothek; mit 1,3 Millionen Bänden gehört diese Parlaments-Bibliothek nach denen in Washington und Tokio zu den größten Parlamentsbüchereien weltweit. Im Haus untergebracht sind auch der Wissenschaftliche Dienst des Parlaments und das Parlamentsarchiv.

Auf der Website des Bundestages kann man zu dem Gebäude das Folgende lesen: „Das Marie-Elisabeth-Lüders-Haus knüpft auf der anderen Seite der Spree an das Paul-Löbe-Haus an und wurde ebenfalls vom Architekten Stephan Braunfels entworfen. Der Spreeplatz am westlichen Ufer, der über eine lange, leicht geschwungene Treppe zur Spree hinunterführt, korrespondiert auf der Seite des Marie-Elisabeth-Lüders-Hauses mit einer sich nach oben weitenden Freitreppe. Vom Spreeplatz aus hat man auch den besten Blick auf die gläserne Bibliothek des Hauses und auf die große runde Öffnung in der Betonfassade, hinter der sich der Sitzungssaal für öffentliche Anhörungen befindet.“

Bilder oben: das Maria-Elisabeth-Lüders-Haus mit der Bundestagsbibliothek (Architekt: Stephan Braunfels, München) liegt gegenüber dem Paul-Löbe-Haus.

Bild oben: der Maria-Elisabeth-Lüders-Steg über die Spree.

Bilder oben: Gebäudedetails.

Das  Gebäude des Bundesrates

Bilder oben: der Bundesrat, die Vertretung der Bundesländer, tagt im Gebäude des ehemaligen Preußischen Herrenhauses. 

Das Haus der Bundespressekonferenz (2001)

Bilder oben: neu ist auch das Gebäude für die Bundespressekonferenz (Presse- und Informationsamt der Bundesregierung) vom Architekturbüro KSP Engel und Zimmermann, Berlin. Im Bildvordergrund: die äußerst raffiniert gestaltete Kronprinzenbrücke.

Das Parlament: der Deutsche Bundestag im ehemaligen Reichstagsgebäude

Das im Zweiten Weltkrieg stark beschädigte Reichstagsgebäude wurde im Inneren völlig umgebaut und erhielt von Sir Norman Foster eine begehbare Glaskuppel, welche direkt über dem Plenarsaal sitzt und heute ein Wahrzeichen für das Berliner Regierungsviertel darstellt. 1991 hatte das Parlament den Beschluss gefasst, dass Parlament und Regierung von Bonn nach Berlin umziehen sollte („Hauptstadtbeschluss“).

Auf der Website des Bundestages kann man zu den Vorgängen und zum Gebäude das Folgende lesen: „Das von 1884 bis 1894 erbaute Gebäude war im Krieg stark zerstört worden. Nach dem Krieg wurde auch die beschädigte Kuppel gesprengt, die der Architekt Paul Wallot entworfen hatte. Den Wiederaufbau des im Westteil der Stadt, aber hart an der Berliner Mauer gelegenen Bauwerks hatte der Architekt Paul Baumgarten bis 1973 übernommen. (…)

Sir Norman Foster erhielt den Auftrag zum Umbau des Gebäudes und zur Wiederherstellung einer Kuppel. Im Juni 1995 erregten die Künstler Christo und Jeanne-Claude Aufsehen mit ihrem Projekt der Reichstagsverhüllung. Unmittelbar danach begann der Umbau des Gebäudes.

Das gut dreieinhalb Jahre später wiedereröffnete Reichstagsgebäude, Heimat des Deutschen Bundestages, verfügte über hell belichtete, große Räume und verlieh damit Transparenz und Leichtigkeit. Ein Großteil der historischen Bausubstanz war freigelegt und öffnete den Blick für die Wallot-Architektur mit den Beschädigungen, die ihr der Reichstagsbrand 1933, der Zweite Weltkrieg und die Wiederaufbauarbeiten zugefügt hatten. Die offene Raumstruktur, der freie Zugang zur Kuppel und die Besuchsmöglichkeiten auf der Besucherebene erlauben Einblick in die Arbeit des Parlaments.“

Großes Interesse am Parlamentsgebäude.

Bild oben: die Umbauarbeiten am ehemaligen Reichstagsgebäude nach den Plänen von Sir Norman Foster geschahen von 1995 bis 1999.

Bild oben: das Reichstagsgebäude, Sitz des Deutschen Bundestages, im Licht der Abendsonne (Dezember 2017).

Bilder oben: das ehemalige Gebäude des Reichstages ist nach Umbau seit 1999 Sitz des deutschen Parlamentes, des Bundestages.

Bilder oben: der Bundestag im ehemaligen Reichstagsgebäude ist stets ein Publikumsmagnet, insbesondere die Begehung der Kuppel ist spektakulär (Aufnahmen: Dezember 2004).

Das Bundesministerium des Auswärtigen (Auswärtiges Amt)

erhielt neben dem Gebäude der ehemaligen Reichsbank (am Werderschen Markt), welches dazu  von Hans Kollhoff umgebaut wurde, einen kubischen Neubau der Architekten Thomas Müller, Ivan Reimann.

Auf der Website Baunetzwissen kann man zu dem Gebäude das Folgende lesen: „Der Erweiterungsbau des Auswärtigen Amtes wurde nach einem europaweiten Wettbewerb von den zweitplazierten Architekten Thomas Müller und Ivan Reimann realisiert. Entstanden ist ein klar strukturierter Sandsteinbau mit drei Höfen, der sich gut in die vorhandene städtebauliche Situation einfügt. Zur Friedrichwerderschen Kirche öffnet sich der Kubus mit einem großen Lichthof. „Das Gebäude soll kein abgeschlossener Block, sondern Teil der Stadt sein“, so die Architekten. Mimosenbäumchen säumen eine Wassertreppe, es gibt ein öffentliches Café, ein Teehaus, Verkaufsshops und die Passstelle. Seit Anfang 2000 arbeiten hier ca. 770 Mitarbeiter in ca. 700 Büros, die je nach Lage interessante Ausblicke genießen können – den Werderschen Markt mit der Schinkel-Kirche, den Bibliothekshof oder den begrünten Innenhof.“

Zusammen mit dem Altbau umfassen die Räumlichkeiten des Auswärtigen Amtes nach dem Tempelhofer Flughafengebäude das größte Raumvolumen. Der Lichthof des Neubaus ist für die Öffentlichkeit (nach einer Sicherheitskontrolle) zugänglich.

Bild oben: der Neubau des Auswärtigen Amtes und (links) das zu DDR-Zeiten für den Sitz des Staatsrates genutzte Gebäude. In das 1964 vollende Gebäude hatten die Architekten Roland Korn und Hans Erich Bogatzky ein Eingangsportal des gesprengten Stadtschlosses integriert.

Bilder oben: erstes Bild: die Spree und die zur Demonstration für einen möglichen Wiederaufbau der Schinkelschen Bauakademie errichtete Modell-Ecke des Gebäudes, im Hintergrund der Neubau des Auswärtigen Amts: (weitere Bilder) dieser trägt eine transparente Glasfassade zum Werderschen Markt hin, in welcher sich die Friedrichswerdersche Kirche spiegelt.

Bilder oben: der Neubau für das Auswärtige Amt hat einen Innenhof und einen öffentlich zugänglichen Lichthof mit einer Glasfassade zum Werderschen Markt.

Bilder oben: das Auswärtige Amt war bis zur Fertigstellung des Neubaus 1999 vollständig im Altbau, dem ehemaligen Sitz der Reichsbank, untergebracht; nach dem Zweiten Weltkrieg (ab 1959) war das Gebäude bis zur deutschen Wiedervereinigung Sitz des Zentralkomitees der SED.

Bild oben: Blick von der Dachterrasse des wieder aufgebauten Berliner Stadtschlosses (Humboldt-Forum) auf das quadratische Gebäude des Auswärtigen Amtes; im Hintergrund links die Hochhäuser an der Leipziger Straße, rechts die Kuppel des Deutschen Doms am Gendarmenmarkt.

Bauten der Ländervertretungen beim Bund

Bilder oben: die Landesvertretungen der Bundesländer Hessen, Niedersachsen und Brandenburg / Mecklenburg.

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