Köln

Bild oben: die Kranhäuser im neu gestalteten Rheinauhafen.

Köln – die Anfänge

Die Rhein-Metropole Köln liegt in Nordrhein-Westfalen und ist mit knapp 1,1 Millionen Einwohnern die viertgrößte deutsche Stadt. Ihre Gründung geht auf die Römer in der Zeit zwischen 50 und 70 n.C. zurück, als der römische Feldherr Agrippina unter Kaiser Claudius die Ansiedlung von Ubiern zu einer römischen Kolonie (colonia) machte. Von der lateinischen Bezeichnung Colonia Claudia Ara Agrippinensium leitet sich auch der Name der Stadt ab. Die Struktur des römischen Stadtgrundrisses spiegelt sich noch heute in den wichtigen Verkehrsachsen wieder. Ab dem 5. Jahrhundert übernahmen die Franken die Herrschaft und um 800 war Köln Erzbistum unter Karl dem Großen und wurde zu einer großen und reichen Stadt. Die Ringstruktur der heutigen linksrheinischen Stadtanlage geht auf den Verlauf der im 12. Jahrhundert errichteten und ab 1881 wieder abgerissenen Stadtmauer zurück. Von ihr sind noch vier Stadttore erhalten.

Der Kölner Dom

Im Jahr 1248 wurde der Bau einer gotischen Kathedrale, des heutigen Doms begonnen; die Bauarbeiten ruhten dann aber ab ca. 1530 aus finanziellen Gründen. Erst 1842 wurde die Bautätigkeit im Sinne einer nationalen Aufgabe zur Fertigstellung dieses als deutsches Nationaldenkmal verstandenen Bauwerkes wieder aufgenommen. Wichtig für die Fertigstellung im Sinne der ursprünglichen Pläne war das Wiederauffinden des Fassadenplanes für die Westfassade, deren Dimensionen denen eines Fußballfeldes entsprechen. Eingeweiht werden konnte das damals größte Gebäude der Welt mit den 157 Meter hohen Türmen dann 1880.

Bilder oben: der Kölner Dom; Gesamtansicht mit Museum Ludwig , Westfassade und Eingangsportalen.

Bilder oben: Blick auch auf das Querschiff des Kölner Doms, auf das Strebewerk mit Fialen und die Maßwerkfenster. Der Dom trägt auch einen reichen Figurenschmuck (hier: einige Wasserspeier). Das letzte Bild zeigt, wie die Dombauhütte während der Sanierung von Gebäudeteilen durch vorgehängte Fotos den Gesamteindruck zu wahren sucht.

Kriegsschäden am Dom

Auch wenn die Luftaufnahme von 1945 das suggeriert: auch der Kölner Dom bekam etliche Treffer ab; unter anderem wurde ein Loch in die Südseite gerissen und eine Sprengbombe erzeugte eine sich über 10 Meter Höhe erstreckende Lücke im Nordturm; zur statischen Sicherung des Turmes wurde dieser Schaden schon während des Krieges repariert.

Auch etliche Gewölbe im Langhaus und im Querschiff stürzten ein und fast alle Figuren an den Fassaden waren beschädigt, viele Kreuzblumen abgestürzt.

Das Bild rechts ist Teil einer Ausstellung auf der Domplatte vor der Westfassade; hier kann man die Kriegszerstörungen an der Stadt und auch am Dom studieren.

Kriegsfolgen und Wiederaufbau der Stadt

Die Kölner Innenstadt wurde im Zweiten Weltkrieg fast komplett zerstört, unter anderem auch alle Rheinbrücken und die meisten Kirchen. Die Behebung von Kriegsschäden und der Wiederaufbau der Stadt dauerte bis in die 1970er Jahre hinein an, der Wiederaufbau der Kirchen (z. B. von Groß St. Martin oder St. Gereon) bis 1985. Der Dom wurde 1996 in die Liste des UNESCO Weltkulturerbes aufgenommen; letzte sichtbare Kriegsschäden an ihm wurden erst 2005 beseitigt.

Während die Stadt nach dem Krieg auch stark industriell geprägt war (z. B. Ford-Werke), ist Köln heute eine Stadt der Dienstleistungen, des Handels und der Medien (z. B. Sitz des WDR); die Stadt ist auch Hochschul- und Messestandort und vor allem Verkehrsknotenpunkt: für den Bahnverkehr, bezüglich des Autobahnnetzes und natürlich spielt der Rhein als Schifffahrtsweg eine bedeutende Rolle und der Hafen gehört zu den größten Binnenhäfen des Landes. Die Stadt ist mit dem Flughafen Köln/Bonn auch für den Tourismus gut ausgestattet. Der Regionalflughafen ist vor allem auch bezüglich des Luftfrachtverkehrs ein wichtiges Drehkreuz (FedEx, UPS).

Bild oben: die Stadtsilhouette wird vom Rhein aus geprägt durch den Dom, die Kirche Groß St. Martin und den Rathausturm; neuerdings auch durch einige Hochhausbauten sowie die „Kranhäuser“ im Rheinau-Hafen.

Die Atmosphäre der Stadt

Dazu kann man auf der Website stadtrang.de Folgendes lesen:

„Die Spitzen des Doms überragen die älteste deutsche Großstadt mit ihren unzähligen kulturhistorischen Schätzen, mit ihren weltbekannten Museen und ihrer aktiven Kunst-Szene.

Ob Straßenmusik in der Hohe Straße oder Gala im modernen Opernhaus, ob Pflastermalerei auf der Domplatte oder alte Meister im Wallraf-Richartz-Museum, ob Ringfest auf dem Boulevard oder Karneval in der ganzen Stadt – in Köln verbindet sich das alles zu einem vitalen Gesamtkunstwerk – in einer weltoffenen Millionenmetropole, die trotz ihrer Größe ihren familiären Charakter nie verloren hat.
(…)

Typisch Köln: In Köln fühlt sich die Welt zu Hause. Hier treffen sich die Menschen zu einem Kölsch, zu einem Gespräch oder einfach, um miteinander zu lachen. Das Leben in Köln ist unkompliziert und lebendig – die Toleranz und Weltoffenheit der Kölner sprichwörtlich.“

Bild oben: abendliche Geselligkeit am Alten Markt.

Impressionen vom Stadtspaziergang

Bilder oben: das bronzene Tünnes-und-Schäl-Denkmal steht in einem Innenhof unweit der romanischen Kirche Groß St. Martin; die Figuren aus dem Kölner Puppentheater sollen typische Eigenarten  der Kölner Bevölkerung wiederspiegeln. Letztes Bild: der Heinzelmännchenbrunnen in der Kölner Innenstadt.

Bilder oben: eine Kölner Brauhaus-Gaststätte und das Parfum-Museum im Farina-Haus.

Bilder oben: Parkhausfassade mit Graffito.

Das „4711-Haus“

Bilder oben: das „4711-Haus“ in der Kölner Glockengasse.

Das DLF-Funkhaus

Das Funkhaus Köln (Funkhaus des Deutschlandfunks) befindet sich im südwestlichen Stadtteil Raderthal. Das 102 Meter hohe Gebäude wurde in den Jahren 1975 bis 1979 vom Architekten Gerhard Weber entworfen und gebaut; 1980 wurde es offiziell in Betrieb genommen. Überragt wurde es vom Hochhaus der Deutschen Welle; dieses wurde aber in den Jahren 2019 bis 2021 zurückgebaut; in Nachbarschaft des Funkhauses werden nun Wohnbauten errichtet.

Seit 2024 steht die ziemlich einmalige Konstruktion des Funkhauses unter Denkmalschutz: der Bauablauf geschah nämlich etwas anders, als man denken könnte. Zuerst wurde der 100 Meter hohe Stahlbetonkern des Hochhauses errichtet, der u.a. die Aufzugsschächte enthält. An ihm wurden über eine spezielle Kragkonstruktion an der Spitze dieses Kernes mit Stahlseilen die einzelnen quadratischen Stockwerke, von oben nach unten fortschreitend, verankert. Das Verfahren erinnert an die Vorgehensweise beim Bau einer Schrägseilbrücke, wo die einzelnen Brückensegmente an die von Pylonen abgespannten Tragseile gehängt werden.

Beim Bau des Funkhauses wurde dazu eine schwere Arbeitsplatte betoniert, die hydraulisch absenkbar war und auf welcher die Geschossdecken der einzelnen Etagen gegossen wurden. Diese hängen letztlich an Stahlseilen. 12 dieser Seile (3 an jeder Geäudeecke) verlaufen in den schrägen Trägern, die man auf dem Dach des Kernturmes sehen kann.

Die Gesamtanlage des Funkhausses besteht aus drei Gebäudeteilen: dem dreistöckigen Gebäude für die Verwaltung und Produktion, dem Sendessal (heute: Kammermusiksaal) des DLF und dem Turmbau, in dem die Redaktionsräume untergebracht sind. Hier entstehen die Programme von Deutschlandfunk, Deutschlandfunk Kultur und Deutschlandfunk Nova.

Das DLF-Logo.

Bild oben: der Sendesaal des DLF, jetzt Kammermusiksaal, ist für seine gute Akustik bekannt.

Der Turmbau hat 16 Etagen, wovon die oberen drei offensichtlich Gebäudetechnik enthalten. Die Fassaden bestehen auf allen vier Seiten vor allem aus Fensterbändern mit umlaufenden Gitterbalkonen. Ein Teil des Stahlbetonkerns zwischen dem Sockelgebäude und dem untersten Stockwerk ist sichtbar. Hier „fehlen“ sozusagen drei Etagen. Das war aber Absicht, um die Konstruktion des Gebäudes sichtbar zu machen.

Bilder oben: das 102 Meter hohe Deutschlandfunk-Hochhaus.

Bilder oben: Fensterbänder und Balkone; die obersten Etagen nehmen offensichtlich die Gebäudetechnik auf. 

Bilder oben: ein Übergangsbereich zwischen Sockelgebäude und Turmgebäude wurde von Stockwerken frei gehalten, so dass man die Konstruktionsweise des Hängehochhauses erkennen kann.

Bilder oben: Kragkonstruktion auf dem Gebäudekern; hier sind die Stahlseile befestigt, an denen die Etagen des Hängehochhauses hängen.

Bilder oben: Eingangsbereich des Funkhauses.

DLF-Funkhaus unter Denkmalschutz

Zur Unterschutzstellung des Gebäudes kann man auf der Website www.german-architects.com das Folgende lesen:

Mehr Ehrfurcht als Sympathie

Die Rezeption des technoid wirkenden Ensembles war zur Entstehungszeit gemischt. »Auf das neue Funkhaus reagiert die Fachpresse eher verhalten (…), auch die neuen Bewohner fremdeln. Das riesige Foyer, die standardisierten Büros, die engen Fahrstühle und die Klimaanlage – viele große und kleine Dinge sind gewöhnungsbedürftig. Die Ambivalenz gegenüber der Moderne ist von Anfang an spürbar und besteht bis heute.«

Dies hinderte Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker nicht daran, den Verantwortlichen am 29. Januar 2024 anlässlich der Unterschutzstellung die offizielle Urkunde und eine NRW-Plakette für den Gebäudekomplex im Süden der Stadt zu überreichen. Das Ensemble erhalte den Schutzstatus vom Amt des Stadtkonservators vor allem aufgrund seiner städtebaulichen und architekturgeschichtlichen Bedeutung, heißt es in der Pressemitteilung des Deutschlandfunks. 

Geschützt sind zahlreiche prägnante Elemente und ausgewählte Bereiche. So stellt die Stadt Köln unter anderem den für seine gute Akustik bekannte Kammermusiksaal und die in diesem Bereich errichteten Studios und Regieräume unter Schutz. Gleiches gilt für die besondere Konstruktion und Anordnung von Hochhaus, Sockel, Quaderbau und Technikturm sowie Außenfronten und Fassadenelemente. Jetzt wird ein umfassendes Sanierungskonzept erarbeitet. Die Asbestbelastung wird als gering bezeichnet, andere Schadstoffe sollen aber aus dem Gebäude verschwinden. Geplant wird ferner die Ertüchtigung von Räumen und Studios für die digitale Nutzung, auch sind eine energetische Optimierung und eine Auswechslung der Klima- und Lüftungstechnik geplant.“ (…)

Moderne Architektur: das „Weltstadthaus“ von Renzo Piano

Bilder oben: zwischen 1999 und 2005 erbaute der italienische Architekt Renzo Piano das „Weltstadthaus Peek&Cloppenburg“, das durch seine gewölbte Glas-/Stahlfassade auffällt.

Die Stadt und ihre Brücken

die rechts- und linksrheinischen Stadtteile Kölns sind durch mehrere Brücken verbunden, die teilweise nur dem Bahnverkehr (Südbrücke, Hohenzollernbrücke), nur dem Autoverkehr (Rodenkirchener Brücke) oder kombiniert für den Schienen(nah)- und den Autoverkehr nutzbar sind.

Stadtbildprägend ist vor allem die Hohenzollernbrücke, über welche Züge den Kölner Hauptbahnhof direkt neben dem Dom erreichen.

Bilder oben: die Hohenzollernbrücke ersetzte nach vierjähriger Bauzeit 1911 die bisher den Bahnverkehr aufnehmende Dombrücke, die Mitte des 19. Jahrhunderts erbaut wurde. Die Hohenzollernbrücke wurde im Zweiten Weltkrieg ebenfalls zerstört; eine provisorische Wiederherstellung konnte 1948 in Betrieb genommen werden; bis 1987 wurde die Brücke immer wieder erneuert bzw. erweitert, zuletzt auf 6 parallele Geleise. Ob die Konstrukteure das Bedürfnis der Menschen nach Glück und Beständigkeit ihrer Partnerschaften bei der Berechnung der Tragfähigkeit der Brücke berücksichtigt haben ist (mir) unbekannt…

Bilder oben: die Autobahnbrücke Rodenkirchen wurde ursprünglich von Fritz Leonhardt (Konstrukteur des Fernsehturms in Stuttgart) und Paul Bonatz (der u.a. den Stuttgarter Hauptbahnhof erbaut hat) entworfen und zwischen 1938 und 1940 gebaut. Im Krieg ebenfalls zerstört, erfolgte der Wiederaufbau bis 1954; in den 1990er Jahren wurde die Brücke um zwei Fahrspuren erweitert. Zur Zeit ihrer Fertigstellung war die Brücke die längste Hängebrücke Europas.

Bilder oben: die Südbrücke ist Fußgängern und der Bahn vorbehalten; sie wurde 1910 erbaut. Die Rekonstruktion der kriegszerstörten Brücke erfolgte bis 1950. Es handelt sich um eine Fachwerk-Bogenbrücke.

Bilder oben: die Severinbrücke wurde unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg neu errichtet. Es handelt sich hierbei um eine Schrägseilbrücke mit einem Pylon in Form des Buchstabens „A“.

Rheinauhafen – ein Konversionsprojekt

Zwischen 1892 und 1898 wurde im Süden der Stadt der Rheinauhafen als Zoll- und Umschlaghafen angelegt. Schon seit den 1960er Jahren wurde er nicht mehr benötigt; 1992 wurde ein Wettbewerb zur Umnutzung des Berechs ausgeschrieben, in dem sich viele denkmalgeschützten Gebäulichkeiten befinden. In 2000 kam es dann zum Baubeschluss zur Umsetzung der von den Architekturbüros BRT (Bothe Richter Teherani) und Alfons Linster vorgeschlagenen Pläne. Diese sahen außer der Konversion von Bestandsbauten und der Errichtuung von Neubauten auch den Bau von drei so genannten „Kranhäusern“ (welche die Silhouette  eines Hafenkrans aufgreifen sollen) als markante Solitäre vor.

Als erster Neubau entstand 2002 am südlichen Ende des Geländes das Gebäude „KAP am Südkai“, die offizielle Eröffnung des gesamten Areals erfolgte 2014; zu diesem Zeitpunkt waren auf dem früheren Hafengelände Büros, Wohnungen, Galerien, ein Museum, Gastronomiebetriebe und Geschäfte entstanden. Das Hafenbecken ist jetzt Jachthafen und zum Rhein hin ist eine breite Promenade entstanden; ehemalige Krananlagen (z. B. der „dicke Herkules“ von 1897) sowie Geleise blieben teilweise erhalten.

Der ehemalige Getreidespeicher, ein 170 Meter langes Lagerhaus mit sieben Giebeln, wurde für Wohnungen umgebaut; im Volksmund spricht man aufgrund seiner Gestalt vom „Siebengebirge“.

Die Drehbrücke an der nördlichen Hafeneinfahrt blieb erhalten; hier entstand unter Einbeziehung des alten Zollamtsgebäudes 1993 das Schokoladenmuseum. Im Malakoff-Turm ist die Technik für den Brückenantrieb untergebracht; das Schokoladenmuseum wirkt vom Ufer aus gesehen wie ein Schiffsbug, die Aussichtsplattform wie die Brücke eines Schiffes.

Bilder oben: das Nordende des Rheinauhafens mit Schokoladenmuseum, Malakoff-Turm und altem Zollamt. Wie ein gläserner Schiffsbug ragt das Gebäude in den Rhein; südlich dahinter überragen die 62 Meter hohen „Kranhäuser“ die Bebauung.

Bilder oben: links das so genannte „Siebengebirge“, der zu Wohnungen umgebaute alte Getreidespeicher mit Hafenkran; rechts die „Mega-Stütze“ eines der drei Kranhäuser mit Aufzugsschächten und Fluchttreppe.

Bilder oben: Südende des Rheinauhafen-Geländes mit „Siebengebirge“ und altem Hafenkran.

Neuinterpretation von El Lissitzky’s „Wolkenbügel“ – die „Brückenhäuser“ bzw. „Kranhäuser“ im Kölner Rheinauhafen

Zwischen 1923 und 1925 entwarf der russiche Künstler El Lissitzky für Moskau „horizontale Hochhäuser“, d. h. Bauwerke, deren horizontaler Nutzkörper auf 50 Meter hohen Stützen über der Stadt schwebten. Ob die Architekten des Büros BRT sich beim Entwurf der „Kranhäuser“ auch an an diese (nie umgesetzten) Überlegungen Lissitzky’s erinnerten, sei dahingestellt. Jedenfalls sollte die räumliche Struktur der Hochhäuser an Hafenkräne erinnern.

Die drei aus der Ferne identisch wirkenden Bauten sind jeweils 62 Meter hoch und 70 Meter tief; der flussabgewandte Gebäudeteil ist 22 Meter tief, d.h. der horizontale Baukörper überspannt 32 Meter bis zur flusszugewandten Stütze und kragt über diese nochmals 16 Meter aus. Das nördlichste Kranhaus beherbergt 133 Wohnungen und hat eine durch Balkone und Loggien aufgelockerte Fassade, die beiden anderen werden für Büros genutzt. Dem Bau ging eine längere Planungszeit voraus, denn die Gründung der Gebäude und das Tragwerk stellten die Statiker vor große Herausforderungen (Windlasten, Schwingungsverhalten, Erdbebensicherheit, Brandschutz,…). Die Ausgangsüberlegung ging von einem Stahlfachwerk aus; realisiert wurde aber eine Tragwerksvariante, die eher vom Brückenbau her bekannt ist.

Sowohl der flussferne Gebäudeteil als auch die vordere Stütze gründen auf einer Betonplatte und je 64 Betonpfählen, die über ein Dutzend Meter ins Erdreich reichen.

Aus statischen und Brandschutzgründen wurde statt des Stahlfachwerks schließlich eine Spannbeton-Lösung gewählt. Ab der Ebene, bei welcher der obere Gebäudeteil auskragt (in 37 Metern Höhe über dem Erdboden), besteht dieser aus zwei parallelen Riegeln; das unterste Geschoss stellt dabei quasi eine Spannbetonplatte dar; auch die Querträger, über welche diese beiden Gebäuderiegel auf der „Mega-Stütze“ aufliegen, sind aus Spannbeton gefertigt. Nach Vorspannung sind diese Platten dann zunächst an den Enden nach oben gekrümmt; erst durch die Auflast der folgenden Stockwerke  werden sie wieder eben. Die Querträger und damit die beiden Gebäuderiegel kragen seitlich jeweils 14 Meter von der vorderen Stütze zur einen und zu anderen Seite aus. Während bei den Büro-Kranhäusern zwischen den beiden horizontalen Gebäuderiegeln eine Lücke in der Breite der Stütze bleibt, hat das Wohn-Kranhaus dort einen „Boden“: zwischen den beiden Gebäudeteilen erstreckt sich dort ein Atriumsbereich.

Die flusszugewandte Stütze für die auskragenden Gebäuderiegel enthält Fluchttreppen und Aufzugsschächte und ist mit einer Glasfassade versehen.

Das mittlere Kranhaus wurde zuerst gebaut (Baubeginn 2006), das südliche Büro-Kranhaus folgte 2007; in 2008 war Baustart für das Wohngebäude. Fertigstellung war 2009.

Bilder oben: die drei Kranhäuser im Kölner Rheinauhafen (z. T. von der Severinsbrücke aus gesehen). Durch die glatten Fassaden wirken die beiden Büro-Hochhäuser ruhiger als das durch die vorspringenden Balkone und eingerückten Loggien stärker strukturierte Wohn-Hochhaus.

Bilder oben: beim Blick nach oben, vor der „Mega-Stütze“ stehend kann man die Gebäudestruktur erkennen: der horizontale und auskragende Gebädeteil besteht aus zwei parallelen Riegeln rechts und links der Stütze.

Bild oben: die „Mega-Stütze“ eines der Kranhäuser im neu gestalteten Rheinauhafen.

Wohn- und Geschäftsbauten am Gustav-Heinemann-Ufer: Flow Tower und Oval Offices

Südlich des Rheinauhafens am Gustav-Heinemann-Ufer im Kölner Stadtteil Bayental hat das Architekturbüro Sauerbruch Hutton ein Bürogebäude-Duo erschaffen, das die typische Handschrift des Büros trägt: die vertikal angebrachten Sonnenschutzlamellen zeigen beim einen Haus verschiedene Rot- beim „Zwilling“ verschiedene Grüntöne. Die Nutzer/innen können durch deren individuelle Verstellbarkeit den Lichteinfall regeln. Die Gebäude haben maximal 6 bzw 7 Geschosse und noch ein Staffelgeschoss; die andere Gebäudehälfte verfügt über deutlich weniger Etagen; die „amöbenförmigen“ Umrisse (siehe das nachfolgende Zitat) bilden im Inneren einen ovalen Innenhof aus.

Die eigenwilligen Umrisse haben den beiden Häusern auch zu ihrem Namen „Oval Offices“ geführt.

Zitat aus www.db-bauzeitung.de/ (Architektur / Bürobau):

„Die beiden amöbenförmigen Baukörper (…) bieten auf sechs bzw. sieben Etagen rund 30 000 m² Bürofläche – geplant sind Arbeitsplätze für ca. 1 680 Mitarbeiter. Jeder Baukörper öffnet sich nach innen zu einem ovalen Hof und wird über drei Kerne erschlossen. Wirklich bemerkenswert sind jedoch die Gebäudetechnik und die Funktionalität der Fassade, die die unverwechselbare Handschrift von Sauerbruch Hutton trägt. 4 856 manuell und auch automatisch steuerbare gläserne Sonnenschutzlamellen sind blickoffen in sieben verschiedenen Rot- und Grüntönen bedruckt. Nach außen zeigen die Gebäude mit ihrer bunten und stets bewegten Außenhaut einen hohen gestalterischen Anspruch, den Nutzern ermöglichen die farbigen Läden eine natürliche Belichtung und Verschattung der Büroräume.
 
Das Energiekonzept minimiert die Betriebskosten für Heizen und Kühlen und den Ausstoß von Treibhausgasen, indem über zwei Brunnenanlagen Rheinuferfiltrat mit Grundwasser gemischt in die Heiz- und Kühldecken eingespeist wird. Im Sommer erreicht das Wasser das Gebäude mit einer Temperatur von 14-16 °C und kann direkt in die millimeterdünnen Rohre der Kühldecken eingeleitet werden. Im Winter wird das Brunnenwasser über das Fernwärmenetz erwärmt, um die Räume über die Deckenstrahlungsheizung zu temperieren. So konnte der Primärenergiebedarf im Vergleich zu konventionellen Gebäuden um 42 % gesenkt werden.“

Bilder oben: 7 verschiedene Rottöne weisen die Sonnenschutzlamellen auf, welche das Architekturbüro Sauerbruch Hutton dem einen der beiden „Oval Offices“-Gebäude gegeben hat; das „Zwillingsgebäude“ ist die fast identische Variante in grün.

Bilder oben: das grüne Gebäude; beide Häuser öffnen sich im Inneren zu einem ovalen Innenhof.

In unmittelbarer Nachbarschaft befindet sich der weiße „Flow Tower„, das zum Wohngebäude umgestaltete ehemalige Bürohochhaus, in welchem der BDI (Bundesverband der Deutschen Industrie) seinen Sitz hatte.

Konversion des Bürohochhauses des BDI zum Wohngebäude

Direkt neben den „Oval Offices“ von Sauerbruch Hutton hat die Stadt Köln das ehemalige Bürohochhaus des Bundesverbandes der Deutschen Industrie vom Kölner Architekturbüro JSWD zu einem Gebäude mit über 130 Wohnungen umarbeiten lassen. Der bisherige Bürokomplex war ein flaches, 12 Etagen hohes Gebäude mit einer von der Mitte aus beidseitig konkav zurückschwingende Fassade; durch die dunklen Metallbrüstungen und die Kupferglasausstattung der Fensterbänder wirkte das Haus eher abweisend und etwas düster. Das hat sich mit der neuen Fassadengestaltung völlig geändert.

Mit der Konversion in ein Wohnhaus hat es der „Flow Tower“ auch auf die Shortlist des DAM-Preises 2020 (Deutsches Architekturmuseum) geschafft.

Auf der Website des Architekturbüros JSWD kann man zu dem Projekt lesen:

„Der ehemalige Sitz des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI) an der Rheinuferstraße ist jetzt ein Wohnhaus mit 12 Etagen und 132 Wohnungen. Die geschwungene Hochhausscheibe von 1978 (Architekt: Claus Winkler) ergänzt ein neues Staffelgeschoss. Vielfältige Wohnungstypen gruppieren sich um die beiden bestehenden Erschließungskerne. Die großflächige Verglasung des Erdgeschosses und der aufgeständerte Charakter des Hochhauses blieben erhalten. (…)

Das immer schon als Wahrzeichen wahrgenommen Gebäude erhielt im Rahmen der Sanierung ein zeitgemäßes Gesicht. (…) Die neue Fassadenkonstruktion trägt den Abhängigkeiten der Wohnnutzung Rechnung und interpretiert die ursprüngliche Bandfassade neu. Weiße Brüstungsbänder aus Metall umgeben das Gebäude und wölben sich auf den Längsseiten im Bereich der geschossweise versetzten Balkone nach außen. Die Brüstungen sind hier gelocht ausgeführt. Die Form der Balkone bedient sich konsequent einer gebogenen Formensprache und unterstreicht damit die Dynamik des Baukörpers.  (…)“

Bilder oben: im südlichen Kölner Stadtteil Bayenthal ist aus dem früheren Sitz des Bundesverbandes der Deutschen Industrie ein Wohnhochhaus entstanden.

Bilder oben: im Erdgeschoss sind Wohnungen entstanden, die sich im Innenausbau auf mehrere Etagen erstrecken. Das leicht vorkragende Dach auf den Penthouse-Wohnungen des Staffelgeschosses zieht den geschwungenen  Gebäudegrundriss nach.

Von den „Oval Offices“ aus gesehen, setzt der „Flow Tower“ einen starken architektonischen Akzent.

Bilder oben: die ebenfalls geschwungenen und gerundeten Balkone sind mit ihren Brüstungen jeweils von Etage zu Etage etwas versetzt angeordnet; letztes Bild: Spiegelung des „Flow Tower“ in der Verglasung eines benachbarten Bürogebäudes.

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