Lissabon – Besonderheiten

Einige portugiesische / Lissabonner Besonderheiten

Auf dieser Seite werden einige spezifisch portugiesische Erscheinungen in der Stadtlandschaft gewürdigt: die vielen Kioske in der Stadt, die als Calçada Portuguesa bezeichnete Pflastermalerei, die Keramikfliesen, welche Fassaden und Innenräume zieren (Azulejos), sowie die vielen Aussichtspunkte, die es im Stadtgebiet gibt.

Kioske in Lissabon – Kultur und Flair

Calçada Portuguesa – Pflastermalerei

Azulejos – eine Hinterlassenschaft der Mauren

Miradouros – jede Menge Aussichtspunkte

Kioske in Lissabon – ein Kulturmerkmal

Auf so gut wie allen größeren Plätzen in der Stadt und in den Parks oder an den Boulevards findet man auch einen Kiosk (Quiosque), an dem man Getränke und kleinere Speisen kaufen und wo man diese auf der mit Gartenmöbeln ausgestatteten Esplanade oder Promenade zu sich nehmen kann.

Etymologisch stammt der Name „Kiosk“ wohl aus dem Türkischen, wo damit ein Gartenpavillon bezeichnet wird. Die Kioske kamen ab etwa der Mitte des 19. Jahrhunderts in Lissabon vermehrt auf und man konnte dort alle möglichen Dinge bekommen wie Tabak und Zeitschriften, Zeitungen, Blumen, einen Kaffee und kleine Snacks. Die heutigen Kioske bieten meist Erfrischungsgetränke und verschiedene Espresso- und Kaffeevarianten sowie kleinere Speisen und Snacks (z. B. die traditionellen Pudding-Törtchen Pasteis de Nata).

Die kleinen Pavillons sind meist achteckig und im Stil des Art Déco gehalten, mit Eisenverzierungen versehen und mit einem kuppelförmigen Dach, welches, oft zusammen mit einer Markise, den Gästen Witterungs- oder Sonnenschutz bietet. Die angebotenen Getränke und Speisen werden über eine kleine Theke gereicht und können bei schlechtem Wetter am umlaufenden Tresen auch im Stehen eingenommen werden. Gerade die Einheimischen trinken ihren Kaffee hier eher stehend und im Vorbeigehen. Man kann den Kiosk im Viertel aber auch als Treffpunkt nutzen, an dem man sich zum Meinungsaustausch zusammensetzt.

Während der Salazar-Ära wurden viele Kioske geschlossen; im Estado Novo war es nicht so gern gesehen, wenn sich Menschen in größerer Zahl zum Meinungsaustausch versammelten. Ab den 1980er Jahren erlebte die Kiosk-Kultur aber eine Renaissance.

Kiosk an der Praça Duque de Saldanha.

Bild oben: ein typisches „Kiosk-Menü“: ein Kaffee oder eine Bica (Espresso) mit Pasteis de Nata (Pudding-Törtchen).

Die Lissabonner Kioske sind stark an dem kommunikativen, offenen, gastfreundlichen Flair der Stadt beteiligt; sie tragen wesentlich zur Aufenthaltsqualität der Plätze, Aussichtsterrassen, Boulevards und Parks bei. Die Kioske stiften kulturelle Identität und schaffen das der Stadt eigene Lebensgefühl mit.

Bilder oben: Kioske überall, ob an der Praça do Carmo, der Praça Luís de Camões, an der Avenida da Liberdade, im Jardim de Estrela oder an einem Miradouro…

Bilder oben: die Kioske haben bei jedem Wetter geöffnet und bis spät abends.

Bilder oben: Kiosk und Bestuhlung.

Calçada Portuguesa – Pflastermalerei nach portugiesischer Art

Zu deutsch: portugiesischer Gehweg. Damit gemeint sind die Pflaster-Malereien, die man in Lissabon (aber auch in Rio de Janeiro…) überall auf Gehwegen und Plätzen findet. Dabei werden helle Kalksteine mit dunklen Basaltsteinen kombiniert. Ein erstes Pflaster dieser Art soll unter König Manuel I. zu Beginn des 16. Jahrhunderts auf dem Platz vor dem Kloster in Belém verlegt worden sein.

Bild oben: Calçada Portuguesa auf der Promenade entlang der Avenida da Liberdade.

Die meisten Quellen geben aber die Mitte des 19. Jahrhunderts als „Geburtsdatum“ der Calçada Portuguesa an. Damals suchte die Stadtverwaltung in Lissabon, Ästhetik und Hygiene der öffentlichen Straßen und Plätze zu verbessern; die Einrichtung einer Kanalisation und die Pflasterung sollten etwa Cholera-Epidemien vorbeugen.

Der Rossio erhielt seine wellenförmige Pflasterung 1849. Die Calçada Portuguesa ist eine mosaikartig verlegte Pflasterung mit oftmals äußerst kunstvoller Ornamentik. Außer geometrischen und floralen Elementen findet man oftmals Motive aus der Seefahrt; man kann dann über Galeonen oder Karavellen schreiten oder findet allerhand Seegetier zu seinen Füßen.

Die Menschen, die solche Pflasterungen realisieren, sind eigentlich keine Handwerker mehr, sondern geradezu Kunsthandwerker; sie heißen Calçeteiros und werden in Lissabon in einer eigens dafür eingerichteten Schule ausgebildet. Die Calçeteiros waren lange Zeit weitgehend unabhängig bei der Gestaltung des Bodenbelags. Heute machen Investoren, Bauherren und die Baubehörden genauere Vorgaben.

Bei der Verlegung der Steine zum geplanten Muster werden oft die Flächen, die nachher mit den dunklen Steinen belegt werden, durch hölzerne Schablonen verdeckt; nachdem die helleren Kalksteine in der Komplementärfläche gelegt sind, nimmt man die Schablonen heraus und füllt den Raum dann mit den dunklen Granitsteinen. Die Steine sind keineswegs immer quadratisch, sondern werden auch gerundet und zu jeweils passenden Elementen geformt.

Zum Bild: Calçada Portuguesa vor dem Denkmal für den Marqués de Pombal.

Bild oben: Calçada Portuguesa an der Praça Duque de Saldanha.

Bilder oben: Pflastermalereien an der Avenida da Liberdade und auf dem Zugang zur Kirche Igreja da Graça.

Bilder oben: Calçada Partuguesa vor noblen Geschäften…

Bilder oben: Pflastermalerei allerorten.

Bilder oben: Calçada Portuguesa auf dem Rossio.

Bilder oben: manchmal geometrische Muster und Ornamente, manchmal figürliche Darstellungen.

Bilder oben: Pflastermalerei am Ozeanarium; hier sind Meerestiere und andere maritime Objekte im Pflaster verlegt.

Bilder oben: Blick in die Rua Augusta von der Aussichtsplattform des Torbogens Arco da Rua Augusta aus.

Azulejos – portugiesische Fliesenkunst maurischen Ursprungs

Bemalte oder bedruckte bunte oder weiß-blaue Fliesen trifft man in Lissabon im wahrsten Wortsinne „an jeder Hausecke“ an: Fassaden von Wohn- oder öffentlichen Gebäuden, Innenräume von Kirchen und Bahnhöfen, von Markthallen, Palästen, Museen und Klöstern, von Bäckereien und Metzgereien, von Restaurants und Cafés – alles wird hier von glasierten Fliesen geziert, wobei ihre kühle Oberfläche und ihr reflektierendes Verhalten auch dem Wohlbehagen an heißen Tagen zuträglich sind.

Man könnte meinen, dass der Name der Fliesen vom portugiesischen „azul“ (blau) herstammt; tatsächlich aber wurden die Fliesen von den Mauren nach Spanien und auch nach Portugal gebracht und da bedeutet im Arabischen „al zulaique“ soviel wie „polierter Stein“. In Spanien wurden die Fliesen dann auch zunächst hergestellt (zum Beispiel in Sevilla); von hier wurden sie nach Portugal importiert, in größerer Stückzahl etwa durch König Manuel I (der zwischen 1495 und 1521 regierte) für die Ausschmückung seines Palastes in Sintra. Bei steigender Nachfrage wurde dann auch im Land selbst produziert. Zugewanderte Künstler aus Flandern übernahmen für die portugiesischen Azulejos die Vorbilder der Delfter Kacheln, welche in weiß und blau gehalten sind.

Aus Italien wurde die Majolika-Technik zur Bemalung der Fliesen übernommen, welche es erlaubt, auf einer zuvor aufgebrachten Grundierung verschiedene Farben ohne das Risiko des Verlaufens nebeneinander aufzutragen. Damit konnten nicht nur abstrakte Muster und Ornamente erzeugt werden, sondern vielfarbige bildliche, auch figürliche Darstellungen von allem, was wichtig erschien: Szenen von geführten Schlachten oder Stadtansichten, exotische Tiere und Blumen oder religiöse Motive in der Sakralkunst.

Azulejos an einem Wohngebäude.

Auf einer 22 Meter langen Wand wurde (in weiß-blau) um 1700 etwa das komplette Stadtpanorama Lissabons vom Tejo aus gesehen auf Azulejos gebrannt. Das Panorama der Stadt vor dem Großen Erdbeben von 1755 kann heute im Nationalen Azulejo-Museum bewundert werden.

Malereien auf Azulejos ersetzten in Kirchen und Palästen die Fresken, die aufgrund des feuchtwarmen Klimas in Portugal weniger geeignet sind. Vielfach konnte die Darstellung auf den Fliesen auch die Malerei auf Leinwand ersetzen mit dem zusätzlichen Vorteil besserer Haltbarkeit.

Beim Wiederaufbau Lissabons nach diesem verheerenden Erdbeben spielten auch die Azulejos eine wichtige Rolle: in eigenen Fabriken (deren Bau Marqués de Pombal angeregt hatte) wurden nun Fliesen vor allem zu Fassadenverkleidung hergestellt, was der Gebäudehülle eine sehr gute Wetterfestigkeit, aber auch eine ansprechende Ästhetik und eine klimatisch angenehme Eigenschaft verlieh. Das große Stadtpanorama Lissabons auf Azulejos soll außerdem als Vorlage für die Rekonstruktion von Gebäuden und den Wiederaufbau der Stadt insgesamt gedient haben.

Einen gewaltigen Schub erhielt die Azulejo-Produktion schließlich ab 1860, als es möglich wurde, die Motive im Siebdruckverfahren auf den Kacheln aufzubringen. Das erlaubte die billige Massenproduktion von bedruckten Fliesen.

Mitte des 19. Jahrhunderts, als die Calçada Portuguesa, die mosaikartige Pflasterung öffentlicher Straßen, Gehwege und Plätze aufkam, wurde auch den Hausbesitzern vorgeschrieben, ihre Fassaden in regelmäßigen Abständen neu zu streichen. Um die starke Reflexion des intensiven Sonnenlichtes zu mildern, war eine rosafarbene Tönung vorgeschrieben. Viele Hauseigner wollten aber ihre Immobilie lieber individuell gestalten; so wurden die Rahmungen von Fenstern und Türen oder der Wandabschluss am Dach mit Bändern aus Azulejos versehen oder gleich die komplette Fassade gekachelt.

Azulejos an der Villa Sousa, einem Arbeiterhaus aus dem 19. Jahrhundert (Nähe Miradouro de Graça).

Moderne Fliesenkunst kann man heute auch in vielen sehr aufwändig gestalteten U-Bahn-Stationen des Lissabonner Metro-Netzes bestaunen, die ab 1959 erbaut wurden.

Bild oben: der Erhaltungszustand von Gemälden auf Fliesen ist im Stadtgebiet sehr unterschiedlich.

Bilder oben: Azulejos an Gebäuden in der Lissabonner Altstadt.

Bilder oben: jede Fassade ein Kunstwerk.

Bilder oben: die Fassade mit Azulejos verkleidet, die Balkonbrüstungen als schmiedeeiserne Gitter ausgeführt: eine verbreitete Kombination.

Bilder oben: Eckgebäude in Lissabon sind öfter mal gerundet; auch hier ist die Fassade ganz in Azulejos gekleidet.

Bilder oben: Azulejo-Fassade an einem Haus im Stadtteil Alcântara, unterhalb der Brücke des 25. April.

Bilder oben: Fassadendetails.

Bild oben: modernes Fliesen-Design an einem Restaurant.

Bilder oben: an einer Wand am Miradouro de Santa Luzia ist auf Azulejos das Stadtpanorama Lissabons vom Tejo aus dargestellt.

Bilder oben: Azulejos am Pavillon Carlos Lopes (im Parque Eduardo VII) vor und nach einer Restaurierung. Auf dem Gemälde ist das Sternbild „Kreuz des Südens“ dargestellt (Gruzeiro do Sul). Das Sternbild wurde von den portugiesischen Seefahrern wohl auch für die Navigation genutzt; es zeigt grob die Südrichtung an.

Miradouros in Lissabon – jede Menge Aussichtspunkte

Da Lissabon auf sieben Hügeln errichtet wurde, gibt es zwischen dem Meeresniveau am Ufer des Tejo und den höchsten Erhebungen ordentliche Höhenunterschiede zu überwinden. Andererseits hat das den Vorteil, dass man von den Hügelspitzen schöne Aussichten auf die Stadt genießen kann. Diese Aussichtspunkte heißen auf Portugiesisch Miradouro. Meist handelt es sich dabei um ausgedehnte, baumbestandene Plätze oder Terrassen, verbunden mit einem Kiosk, an dem man sich mit Snacks und Getränken nach dem Aufstieg erholen kann. Manche Miradouros sind aber auch mit dem öffentlichen Nahverkehr zu erreichen, zum Beispiel mit der historischen Tram-Linie 28. Und im Falle des Miradouro de São Pedro de Alcântara kommt man mit der nahe gelegenen Standseilbahn Ascensor (auch Elevador) da Glória ans Ziel.

Bekannte Miradouros sind der Miradouro das Portas do Sol und der noch etwas höher gelegene Miradouro de Santa Luzia (neben der Kirche Santa Luzia), der Miradouro de São Pedro de Alcântara oder der bei der Kirche Igreja da Graça gelegene Aussichtspunkt (am Largo da Graça).

Gute Ausblicke auf die Stadt und den Tejo hat man auch von der Burg Castelo de São Jorge oder vom Dach des Pantheon.

Bilder oben: der Miradouro das Portas do Sol; von hier sieht man Kirche und Kloster São Vicente de Fora und den Tejo mit dem Kreuzfahrterminal.

Bilder oben: Blick vom Aussichtspunkt auf den Tejo mit dem Kreuzfahrtterminal; im Vordergrund die Kirche São Miguel.

Bilder oben: der Miradouro Santa Luzia liegt etwas oberhalb und direkt neben der gleichnamigen Kirche. Von hier aus hat man einen wunderbaren Ausblick auf den Tejo; im Vordergrund die Kirche Santo Estêvão.

Bild oben: Blick auf den Miradouro de São Pedro de Alcântara von der Burg aus.

Bild oben: die Brunnenanlage.

Bilder oben: der Miradouro de São Pedro de Alcântara ist eine ausgedehnte parkähnliche Anlage mit Brunnen, Kiosk und einer langgestreckten Terrasse; ganz in der Nähe endet die Standseilbahnstrecke des Ascensor da Glória.

Bilder oben: Brunnenanlage und Kiosk auf dem Miradouro de São Pedro de Alcântara; ein Kachelmosaik zeigt die markanten Orte, die man von hier aus sehen kann.

Bilder oben: Touristen genießen den Ausblick, begleitet von einem Fado-Sänger.

Bilder oben: Blick vom Miradouro auf die Kathedrale von Lissabon, den Tejo und die Burg.

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