Lissabon – Museen
Eine Auswahl von Museen in Lissabon
Kultur und Kongresszentrum Belém (CCB) mit dem Museu de Arte Contemporânea“ / MAC
Bild oben: das Kultur- und Kongress-Zentrum in Belém.
Westlich des Hieronymiten-Klosters und der Praça do Império liegt der riesige Gebäudekomplex des Kultur- und Kongress-Zentrums Belém. Geplant und gebaut wurde er ursprünglich als Sitz und anlässlich der ersten portugiesischen EU-Ratspräsidentschaft 1992 von den Architekten Manuel Salgado (Portugal) und Vittorio Gregotti (Italien). Hier finden Kongresse, Ausstellungen und verschiedenste kulturelle Aufführungen statt; außerdem ist hier die Kunstsammlung des Multimillionärs und Stifters J. Berardo untergebracht (Fundação de Arte Moderna e Contemporânea – Museu Colecção Berardo). Seit 2023 firmiert das Museum unter der Bezeichnung „Museu de Arte Contemporânea“ / MAC; außer der Sammlung Berardo werden hier nun auch Werke der Staatlichen Sammlung Zeitgenössischer Kunst (Coleção de Arte Contemporânea do Estado / CACE), der Sammlung Teixeira de Freitas (Colecção Teixeira de Freitas) und der Sammlung Ellipse (Colecção Ellipse) ausgestellt.
Nach dem Dumont-Reiseführer „Lissabon“ (3. Auflage, 2012, DuMont Reiseverlag, Ostfildern) gehört die Sammlung des Museu Colecção Berardo nach der Guggenheim-Stiftung zu den weltweit wichtigsten privaten Kunstsammlungen. „Die Sammlung umfasst die wichtigsten Kunstströmungen des 20. Jahrhunderts und zählt knapp 900 Bilder, Objekte und Fotografien (…)“. Es wird immer nur ein Teil der Sammlung ausgestellt; dazu gehören Werke von Mondrian, Duchamp, Dali, Miro, Magritte oder Picasso; auch Werke deutscher Provenienz (Richter, Baselitz, Uecker…) sowie Werke der Pop-Art.
Im Kultur- und Kongresszentrum Belém gibt es auch einige Geschäfte und ein Café/Restaurant sowie ein Architekturzentrum für Wechselausstellungen (Centro de Arquitetura / Garagem Sul).
Der monomentale Bau kleidet sich komplett in rosafarbenen Kalkstein; durch Treppen, eingeschnittene Gänge und Rampen, Gebäudebrücken, einen Innenhof und eine Terrasse zum Tejo hin wird das massive Volumen gegliedert und aufgelockert.
Bilder oben: Blick auf das Kultur- und Kongress-Zentrum Belém von der Cristo Rei-Statue in Almada aus und beim Anflug auf den Flughafen Humberto Delgado.
Bilder oben: das Kultur- und Kongress-Zentrum mit Terrasse, Café und einem Buchladen.
Bilder oben: Gebäudedetails.
Bilder oben: das Museum für zeitgenössische Kunst (MAC) im Kultur- und Kongress-Zentrum Belém.
Bilder oben: Treppenhaus im Kunstmuseum MAC und Arkadengang zum Architektur-Zentrum.
Bilder oben: Kunst schon vor dem Haus: eine Nana-Skulptur von Niki de Saint Phalle; letztes Bild: im Hintergrund das Hieronymiten-Kloster von Belém.
Museu Nacional do Azulejo – das nationale Azulejo-Museum
Das 1960 eröffnete Museum ist etwas östlich der Lissabonner Altstadt im Stadtviertel Penha França in einem ehemaligen Klostergebäude angesiedelt. 1509 stiftete Dona Leonora de Bragança, die Schwester des legendären Königs Manuel I das Klarissinnen-Kloster Madre de Deus. Das ursprüngliche Gebäude fiel weitgehend dem Großen Erdbeben von 1755 zum Opfer; an gleicher Stelle wurde dann der heutige Barockbau der Klosterkirche Igreja Madre de Deus errichtet. Der zweigeschossige Renaissance-Kreuzgang des Klosters überlebte aber das Beben und die anderen Gebäudeteile wurden wieder aufgebaut mit einer Fassade im Stil der Manuelinik. Nach der Säkularisierung wurde das Klostergebäude ab 1834 anderweitig genutzt und schließlich 1960 zum Azulejo-Museum umgestaltet. Die Kirche Madre de Deus ist vom Museum aus zugänglich und glänzt in überschwänglicher barocker Opulenz. Die Wände der Kirche und der Kreuzgang des ehemaligen Klosters waren bereits reich mit Azulejos verkleidet.
Beim Durchschreiten des Ausstellungsweges lernt man – in chronologischer Reihenfolge – alle Phasen und Entwicklungen der Azulejo-Herstellung, -Bemalung und -Verwendung kennen, vom 15. Jahrhundert bis in die heutige Zeit. Hier im Museum ist auch das 25 Meter lange, sehr detaillierte Fliesen-Panorama der Stadt Lissabon einige Jahre vor dem Großen Erdbeben ausgestellt. Dank seiner hohen Detailtreue konnte man beim Wiederaufbau der Stadt auf dieses Werk als Vorlage zurückgreifen.
Zum Bild: Blick von der Arkade des Kreuzgangs in den Kreuzganggarten.
Bilder oben: die Kirche Madre de Deus und das sich anschließende ehemalige Klostergebäude; hier ist seit 1960 das nationale Azulejo-Museum untergebracht.
Bilder oben: Kreuzgang und Kreuzganggarten des ehemaligen Klosters.
Bilder oben: die Arkade des Kreuzgangs im ehemaligen Klarissinnen-Klosters war bereits mit Azulejos verkleidet. Vom Kreuzgang aus kommt man in die verschiedenen Ausstellungsräume in den beiden Geschossen.
Bild oben: die opulent dekorierte Kirche Madre de Deus; von den Ausstellungsräumen des Azulejo-Museums kann man in die Kirche schauen.
Fundação Calouste Gulbenkian: Museum und Park Calouste Gulbenkian
Das Museum Calouste Gulbenkian beherbergt die etwa 600 Werke umfassende Sammlung des armenisch-stämmigen Ölmilliardärs Calouste Sarkis Gulbenkian (1869-1955). Gulbenkian wurde in Üskündar in der Türkei geboren; 1896 verließ die Familie die Türkei und ließ sich zunächst in London nieder. Bei Ausbruch des Zweiten Weltkrieges zog Gulbenkian nach Lissabon, wo er 1955 starb.
Sein Vermögen ging nach seinem Tod an die Stiftung Calouste Gulbenkian (Fundação Calouste Gulbenkian) über. Es war zeitlebens sein Ziel und sein Traum, dass sene Sammlung in einem eigenen Museum der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden sollte. Dieser Wunsch ging aber nicht mehr zu seinen Lebzeiten in Erfüllung: das von Ruy Jarvis d’Athouguia, Pedro Cid und Alberto Pessoa geplante Gebäude wurde erst 1964 bis 1969 erbaut. 1984 folgte eine Erweiterung um einen Bau für das Centro de Arte Moderna (Museum für Moderne Kunst).
Dem Bau des ersten Museumsgebäudes war 1959/60 ein Architekturwettbewerb vorausgegangen, den das Architektenteam um Alberto Pessoa für sich entscheiden konnte. Im Gebäude untergebracht sind auch eine Bibliothek, ein Café und Räumlichkeiten für Veranstaltungen.
Die Museumsgebäude sind in das Gelände des Parque de Santa Getrudes eingebettet, welcher heute Parque de Fundação Calouste Gulbenkian heißt. Die aufwändig gestalteten Parkanlagen mit Teichen, Wasserspielen und einem Amphitheater wurden vom Landschaftsarchitekten Gonçalo Ribeiro Telles sowie António Viane Barreto angelegt.
Bild oben: die Museumsgebäude sind in eine Parklandschaft eingebettet mit Teichen, Wasserspielen und Skulpturen aus der Sammlung.
Zur Sammlung kann man auf der Website des Museums das Folgende lesen: „Die Dauerausstellungsgalerien sind in chronologischer und geografischer Reihenfolge verteilt, um zwei unabhängige Rundgänge innerhalb des Gesamtrundgangs zu bilden. Der erste Rundgang beleuchtet die östliche und klassische Kunst, die in den ägyptischen, griechisch-römischen, mesopotamischen, östlich-islamischen, armenischen und fernöstlichen Galerien ausgestellt ist. Die zweite befasst sich mit der europäischen Kunst und widmet sich der Buchkunst, der Bildhauerei, der Malerei und den dekorativen Künsten, insbesondere der französischen Kunst des 18. Jahrhunderts und dem Werk von René Lalique.
(…)
Im Nebenraum ist Renaissance-Kunst aus Flandern, Frankreich und Italien zu sehen. Die französische dekorative Kunst des 18. Jahrhunderts hat einen besonderen Platz im Museum mit herausragenden Gold- und Silbergegenständen und Möbeln sowie Gemälden und Skulpturen. (…).“
Bilder oben: Eingangsbereich des Museums; José Henrique de Azeredo Perdigão war von 1953 bis 1993 Präsident des Verwaltungsrates der Fundação Calouste Gulbenkian.
Bilder oben: das von 1984 stammende Gebäude für das Museum für Moderne Kunst.
Bilder oben: die Museumsgebäude in der weitläufigen Parklandschaft; letztes Bild: das Amphitheater.
Bilder oben: Atrium / Eingangsbereich des Museums.
MAAT – Museu de Arte, Arquitetura e Tecnologica (Museum für Kunst, Architektur und Technik), 2016
Östlich des Denkmals für die Entdeckungen in Belém liegt am Ufer des Tejo ein altes Heizkraftwerk, welches 1970 außer Dienst gestellt und bis 1990 zum Elektrizitätsmuseum umgewandelt wurde. Der aus leuchtend roten Backsteinen erbaute Gebäudekomplex wurde während des Betriebes immer wieder erweitert; ursprünglich erbaut wurde die Anlage 1908. In den Erweiterungen spiegeln sich die Baustile, die zur Zeit deren Errichtung gerade en vogue waren, vom Art Nouveau bis zum Klassizismus.
Nach der Stilllegung wurde das komplette technische Innenleben gesäubert und für die museale Präsentation hergerichtet, ergänzt durch Modelle, Schaukästen und Infotafeln, welche die physikalischen und technischen Hintergründe der Exponate erklären; einige Maschinen (Turbine, Generator,…) wurden auch aufgeschnitten, um Einblicke in ihr Innenleben zu bieten. Betrieben wird das Elektrizitätsmuseum vom Energieversorger EDP bzw. von einer von ihm gegründeten Stiftung (Fundação Energias de Portugal). Im Gebäude gibt es auch Vortragsräume.
Bilder oben: das MAAT beim Blick aus dem Flugzeug (Bildmitte, direkt am Ufer des Tejo) und von der Christo Rei-Statue in Almada aus.
Bilder oben: ein wahres Juwel der Industriearchitektur: das frühere Heizkraftwerk und jetzige Elektrizitäts-Museum.
Bilder oben: Baudetails.
Bilder oben: Modell des Gebäudekomplexes und Transformator vor dem Kraftwerksgebäude.
Bilder oben: auf dem Freigelände des Museums sind historische Pumpen ausgestellt.
Bilder oben: Blick vom Dach des Erweiterungsbaus des MAAT auf die Gebäude des Elektrizitätsmuseums.
Erweiterungsbau des MAAT (2016)
2010 wurde ein Wettbewerb für einen Erweiterungsbau des Museums ausgeschrieben mit der Maßgabe, am Tejo-Ufer ein ähnlich spektakuläres und ikonisches Bauwerk zu schaffen, wie es etwa das Guggenheim-Museum für Bilbao war. Den Zuschlag erhielt die britische Architektin Amanda Levete, die mit ihrer nur 12 Meter hohen „Gebäude-Welle“ wahrlich ein neues architektonisches Wahrzeichen im Sinne einer Signature Architecture für Lissabon geschaffen hat.
Das flache Gebäude öffnet sich zum Tejo hin mit einer geschwungenen Fassade aus 15 Tausend speziell geformten Keramik-Ziegeln, welche die portugiesische Tradition der Verkleidung von Fassaden mit Keramikkacheln, den legendären Azulejos in neu interpretierter Form aufnehmen. Mit dem weit auskragenden Schwung des Daches fällt Schatten auf die von der Uferpromenade zum Eingangsbereich führende großen Freitreppe. Das flache und ebenfalls geschwungene Dach ist in seiner ganzen Fläche begehbar und wird so Teil der Uferpromenade bzw. zu einer (Aussichts-)Terrasse am Fluss.
Das neue Museumsgebäude wurde im Herbst 2016 eröffnet; etwas später wurde eine Fußgängerbrücke vom Gebäude über die angrenzende Bahnlinie und die vierspurige Straße hinweg angefügt, über die man nun bequem zum benachbarten Kutschenmuseum gelangen kann.
Wie beim Guggenheim-Museum in Bilbao leidet auch beim neuen Museumsbau die Form, der Zuschnitt und die Belichtung der Innenräume auf Kosten der spektakulär geformten Gebäudehülle: im Inneren gibt es so gut wie keine geraden Wände und Licht fällt nur durch ein relativ schmales Fensterband zwischen oberem Ende der Freitreppe und Dach in die Ausstellungsräume. Im Inneren gibt es außer dem Foyer und einem Restaurant vier Ausstellungsräume: die Ovale Galerie, die Hauptgalerie, den Video- und den Projektraum. Über eine eigene Sammlung verfügt das Museum für Architektur, Kunst und Design nicht; das Kuratorium muss dafür sorgen, dass immer wieder neue Wechselausstellungen ins Haus kommen.
In der Architekturkritik wurde das Gebäude als „gestrandeter Rochen“, als „weicher Hügel am Fluss“ (Baunetz) oder als „neue britische Welle“ (Stylepark) beschrieben. Jedenfalls ist das Museum inzwischen ein Publikumsmagnet.
Die Architektin Amanda Levete hat, wie Zaha Hadid, an der Architectural Association in London studiert; später arbeitete sie im Büro von will Alsop, danach bei Richard Rogers. Anschließend betrieb sie mit ihrem Mann Jan Kaplický das gemeinsame Büro „Future Systems“ bis zu dessen Tod in 2009. Inzwischen hat sie ein eigenes Büro (Amanda Levete Architects, A_LA).
Bild oben: Uferpromenade des Tejo mit dem Elektrizitätsmuseum links im Vordergrund und dem sich anschließenden neuen Erweiterungsbau des MAAT.
Bilder oben: als „neue britische Welle“ bezeichnete Autor Florian Heilmeyer auf der Website www.stylepark.com (Magazin für Architektur und Design) das neue Museumsgebäude der britischen Architektin Amanda Levete.
Bilder oben: das Dach des Gebäudes ist begehbar; letztes Bild: Blick vom Dach auf das benachbarte Elektrizitätsmuseum.
Bilder oben: Eingangsbereich des Gebäudes.
Bilder oben: der Eingangsbereich des neuen Museumsgebäudes mit Zugang zum Restaurant.
Bilder oben: vor dem neuen Gebäude steht seit 2018 eine Skulptur von Joana Vasconcelos mit dem Titel „Solitário #1″. Der überdimensionale Fingerring mit Edelstein besteht aus goldfarben lackierten 18“-Felgen und kristallenen Whisky-Gläsern.