Rotterdam
Rotterdam – ein Stadtportrait
Nachfolgend wird zunächst die Stadt(bau)geschichte Rotterdams in groben Zügen skizziert; sie endet hier mit dem Wiederaufbau nach den dramatischen Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg. Die neuere städtebauliche Entwicklung wird auf einer eigenen Seite dargestellt: Rotterdam – neuere Architektur (siehe auch Link unten).
Zu der Seite Rotterdam – neuere Architektur
Zu den Museen von Rotterdam
Zu den Kulturbauten von Rotterdam
Zu den Brücken von Rotterdam, zum Hafen und zum Projekt „Floating Rotterdam„
Rotterdam – ein Stadtportrait








Bilder oben: Blick auf neue Hochhausbauten am Wilhelminapier, die Erasmusbrücke und den Maashaven.

Bild oben: Touristen und Einheimische in der Rotterdamer Hoogstraat; Rotterdam ist touristisch nicht so überlaufen wie Amsterdam und – was Geschichte, städtebauliche Entwicklung und architektonische Vielfalt anbelangt – wohl auch wechselvoller und spannender.
Rotterdam – ein Mekka für Freunde innovativer und ausgefallener Architektur
Zu diesem Thema kann man auf der Website www.nach-holland.de/ das Folgende lesen:
„Rotterdam ist mit etwas mehr als 600.000 Einwohnern nach Amsterdam die zweitgrößte Stadt der Niederlande. Vielleicht ist Rotterdam auch die untypischste holländische Stadt. Nach Grachtenromantik muss man in Rotterdam ein bisschen suchen, im Vordergrund stehen moderne Architektur und das eher großstädtische Flair einer Hafenstadt.
In Rotterdam befindet sich nämlich der größte Seehafen von Europa und immerhin der drittgrößte Hafen der Welt. Auch wenn die großen Hafenanlagen inzwischen vom Zentrum der Stadt in die Außengebiete verlagert sind, Maritimes zu entdecken gibt es noch genug.
Für einen perfekten Ausblick auf die Stadt, den Fluss und die Hafengebiete solltet ihr auf den Euromast. Die große Aussichtsplattform auf 112 m bietet schon eine tolle Sicht, aber eine Fahrt mit dem Euroscoop, eine Art gläserner Lift, auf 185 m sollte man auf keinen Fall verpassen. Der Euromast ist täglich bis 22 Uhr geöffnet. (…) Der Euromast ist aber nicht das einzige hohe Gebäude in Rotterdam. Die neue Skyline der Stadt wächst jeden Tag ein Stückchen weiter und Rotterdam wird ihrem Beinamen „Manhattan an der Maas“ wirklich gerecht. Die Stadt hat sich inzwischen einen Namen gemacht, wenn es um (moderne) Architektur, Kunst und Kultur geht.
Die Hafenbetriebe werden immer weiter aus der Stadt gedrängt und die alten Hafenanlagen werden nach und nach durch moderne Hochhäuser bekannter Architekten ersetzt, die immer noch ein Stückchen höher hinaus wollen. Auf dem Wilhelminapier, den ihr mit einem Spaziergang über die Erasmusbrücke erreicht, reihen sich Gebäude von Renzo Piano, Rem Koolhaas, Alvaro Siza und Norman Foster aneinander.
Überhaupt ist Rotterdam eher eine moderne Stadt, kleine Giebelhäuser und Grachten wie in Amsterdam, muss man etwas suchen. Große Teile der Innenstadt wurden beim deutschen Bombenangriff 1940 komplett zerstört, darum ist „Altstadt“ eigentlich nur noch außerhalb des Stadtzentrums zu finden. Im Scheepvaartskwartier, in Delfshaven oder im Ouden Noorden sind aber noch Straßenzüge mit schönen alten Häusern aus dem 19. Jahrhundert zu finden.“




Bilder oben: Nieuwe Maas mit Euromast (Aussichtsturm), Wilhelminapier mit neuen Hochhausbauten, Cruise Terminal am Wilhelminapier und Hochhäuser entlang des Scheepmakershaven.
Der Euromast – Aussichtsturm am Park
Der Euromast wurde zwischen 1958 und 1960 von Huig Maaskant anlässlich der damaligen Gartenausstellung „Floriade“ erbaut. Der Turm war zunächst 100 Meter hoch; in den 1970er Jahren wurde dann noch der „Space Tower“ mit weiteren 84 Metern hinzugefügt. Auf 96 Metern Höhe gibt es eine Aussichtsplattform. Über eine Wendeltreppe kann man noch ein paar Meter höher steigen; hier ist eine weitere kleinere Aussichtsplattform und der Zugang zum „Euroscoop“. Mit der Kabine des „Euroscoop“ kann man sich am „Space Tower“ dann auf 184 Meter in die Höhe schrauben.
Der Euromast beherbergt in seinem Turmkorb ein Restaurant und ein „Hotel“ mit zwei Suiten. Momentan wird er nur vom Hochhaus „de Zalmhaven“ mit 214 Metern noch überragt.
Zum Bild: der Euromast und Grafik auf dem Kontrollbildschirm im Aufzug.
Bilder oben: Euromast: Turmkorb mit Restaurant und Aussichtsplattformen; „Space Tower“ mit Zugang zum „Euroscoop“; Blick vom Turm auf den Park („Het Park“) und die Innenstadt Rotterdams.

Bild oben: Blick vom Euromast auf den Stadtpark, die Gebäude der Erasmus-Klinik, die Innenstadt und die Nieuwe Maas mit Erasmusbrücke.
Die Kubushäuser von Piet Blom – innovativ, aber bedingt gebrauchstauglich
1984 verwirklichte der Architekt Piet Blom Wohngebäude, mit deren Design er schon längere Zeit experimentiert hatte und wobei er sich wohl auch von seinem Lehrer Aldo van Eyck inspirieren ließ. Sowohl Aldo van Eyck als auch Piet Blom zählt man zu den Strukturalisten unter den Architekten. Mit den Kubushäusern schuf Blom nach Maßgabe der Stadt Rotterdam eine Fußgängerverbindung von der Binnenrotte zum Alten Hafen über die Blaak-Straße hinweg. Die 38 kubisch geformten Häuser und die am nördlichen und südlichen Ende befindlichen übergroßen „Super-Kuben“ ruhen auf sechseckigen Stützen; ein Hochhaus, das wie ein Bleistift geformt ist (der Blaak-Tower) und ein Appartementblock gehören ebenfalls zum Gebäudeensemble.
Der Clou bei den Gebäuden ist ihre räumliche Anordnung: sie stehen mit einer Würfel-Ecke auf den Sockeln, so dass keine Wand vertikal ist. Die horizontalen Decken/Böden der Kuben bestehen aus Beton, die restliche Struktur aus Holz. Die Haut der Kuben besteht aus Faserzementplatten in Grau und Gelb sowie Fenstern. Eines der Kubushäuser ist ein Museum und kann besichtigt werden; im Inneren erkennt man, dass es gar nicht so einfach ist, die Wohnungen mit Möbeln auszustatten und darin zu wohnen; die Möblierung besteht wohl aus Maßanfertigungen unter Berücksichtigung der Raumgeometrie. Von einiger Entfernung betrachtet erscheinen die Gebäude wie Baumhäuser (was von Piet Blom auch genau so beabsichtigt war): die sechseckigen Stützen entsprechen dabei einem Stamm, auf dem das Baumhaus ruht.
Zum Bild: wegen seiner Form wird der Blaak-Tower von Piet Blom oft auch nur „der Bleistift“ genannt.

Bilder oben: Kubushäuser und Blaak-Tower von Piet Blom.
2009 wurden einige der Kuben zu einem Hotel / einer Jugendherberge umgebaut. Über Umbaumaßnahmen an den Kubushäusern schreibt die Autorin Sophia Walk (2014) auf der Website www.stylepark.com unter der Überschrift „Die strukturalistische Stadt“ über Piet Bloms Bauwerke das Folgende:
„Die Vorstellung einer in ständigem Wandel begriffenen Stadt, die sich primär aus Beziehungen zusammensetzt, liegt auch dem Strukturalismus zugrunde. Diese Architekturströmung geht davon aus, dass die Elemente, aus denen sich Strukturen bilden, veränderbar sind, die Beziehungen innerhalb dieser Struktur hingegen nicht wandlungsfähig sind. Konkret bedeutet dies zumeist, dass bestimmte geometrische Grundformen vervielfältigt werden, in ihrer Struktur eine Beziehung untereinander eingehen und so ein Ganzes bilden. So drückt sich der Strukturalismus häufig in Gestalt serieller Architektur aus, in der Wiederholung gleicher Elemente, die ein Ganzes ergeben.
Neben Aldo van Eyck und Herman Hertzberger gehört Piet Blom zu den wichtigsten niederländischen Vertretern des Strukturalismus in der Architektur. Sein Entwurf für die „Baumhaussiedlung“, die zwischen 1982 und 1984 in Rotterdam entstand, sollte im Sinne des Strukturalismus durch eine kleinteilige, in mehrere Elemente aufgelöste Gebäudestruktur den Menschen vor entfremdetem und vereinsamtem Leben in der Stadt bewahren.“
Bilder oben: Blick von Westen auf die Kubushäuser, die hier eine Straßenüberführung bilden.
Bilder oben: Appartementhaus und Kubushäuser am Alten Hafen; letztes Bild: Außengalerie.
Bilder oben: Kubushäuser in Rotterdam.
Bilder oben: zwischen den „Stämmen“ der „Baumhäuser“ gibt es viel Platz; Bewohner haben die Freiflächen etwas begrünt.
Bilder oben: das Jugendhotel und Zugangstreppen zu den einzelnen Kuben.
Bilder oben: Inneneinrichtung eines Kubushauses (Museum).
Rotterdam – Stadt(bau)geschichte und Architektur
Nach dem in Nordholland gelegenen Amsterdam ist das südholländische Rotterdam die zweitgrößte Stadt der Niederlande; in 2022 lebten hier mehr als 650 Tausend Menschen; im Großraum Rotterdam sind es über eine Million.
Bekannt und bedeutend ist Rotterdam besonders durch seinen Hafen: es ist der größte in Europa und er liegt weltweit auf Platz 3. Die Stadt ist aber nicht nur ein Zentrum des Seehandels sondern auch ein Verkehrsknotenpunkt für Straße und Schiene: der Hochgeschwindigkeitszug Thalys verkehrt von hier aus in zwei Stunden mit Brüssel und Paris und die Anbindung an die deutschen Industrieregionen an Rhein und Ruhr über Straßen und den Wasserweg ist optimal.
Rotterdam liegt am gemeinsamen Mündungsbereich von Rhein und Maas in die Nordsee; die Nieuwe Maas trennt die Stadt in einen nördlichen Teil mit dem Stadtzentrum und einen südlichen Teil, der vor allem vom Hafen und ehemaligen Hafenanlagen, die jetzt anders genutzt werden, geprägt ist. Mehrere Brücken (Erasmusbrug, Willemsbrug,…) und Tunnel (Maastunnel, Willemsspoortunnel,…) verbinden die beiden Stadtbereiche.
Der Name der Stadt geht wohl darauf zurück, dass am Flüsschen Rotte an dessen Mündung in die Maas ein Damm aufgeschüttet und dort eine Siedlung gegründet wurde; um 1228 ist das Vorhandensein eines entsprechenden Fischerdorfes belegt. Heute befindet sich an dieser Stelle die neue Markthalle Rotterdams.
Im Jahr 1340 erhielt die damals etwa 20 Tausend Einwohner zählende Siedlung Stadtrechte; die Flussschifffahrtsverbindung mit Delft sorgte für wirtschaftliches Wohlergehen.
Im Jahr 1467 wurde der Humanist Desiderius Erasmus von Rotterdam (Geburtsname: Gerhard Gerhards) geboren, der sich einen Namen als Philosoph, Philologe, Theologe und Wegbereiter der Reformation in den Niederlanden gemacht hat. Nach ihm ist heute die Universität der Stadt, eine Bibliothek, das Universitätsklinikum und eine Brücke benannt; auch das Förderprogramm für Auslandsaufenthalte von Studenten in der Europäischen Union trägt seinen Namen.
Bilder oben: Erasmus überall…: eine mit dem 3D-Drucker hergestellte Replik des Standbildes vor der St. Laurenskirche (im Garten des Schielandshuis) und eine Erasmusfigur in der Centralbibliothek.

Bilder oben: das Erasmus-Standbild vor der Sint Laurenskerk (von Hendrick de Keyser im Jahr 1622) und die vom 3D-Drucker erstellte Kopie im Garten des Schielandshuis (3D-Robot Printing, Rotterdam, 2017).
Starken Einfluss auf die Entwicklung der Stadt hatte der 80-jährige Krieg von 1568 bis 1648 zwischen dem katholischen Spanien und den protestantischen Teilen der Niederlande, wobei es natürlich auch um wirtschaftliche Fragen, nämlich den Zugang Spaniens zu den Häfen an der Nordsee ging. Im Zuge der Streitigkeiten wurden ab 1570 die Häfen von Antwerpen und Amsterdam blockiert, wobei Rotterdam als Nutznießer dieser Sperre hervorging und den Seehandel dominieren konnte.
Ab 1579 schlossen sich mehrere niederländische Provinzen zu der „Utrechter Union“ zusammen und siegten schließlich im Krieg gegen Spanien; der „Westfälische Friede“ beendete 1648 die Streitigkeiten und ließ die Niederlande als unabhängigen Staat hervorgehen. Jetzt entwickelte sich Rotterdam wirtschaftlich und wuchs auch in Bezug auf die Bevölkerung; der Hafen diente außer dem Handel mit Produkten der Fischerei auch dem mit Tuchen und Teppichen.
Die St. Laurentius-Kirche (Sint Laurenskerk) – das älteste Gebäude der Stadt
Die auch als Große Kirche (Grote Kerk) bezeichnete Kirche wurde zwischen 1449 und 1525 im Stil der Spätgotik erbaut. Beim deutschen Bombenangriff auf die Stadt 1940 wurde auch dieses Bauwerk stark beschädigt; die Kirche brannte vollständig aus. Nach dem Krieg entschloss man sich zum Wiederaufbau, der von 1952 bis 1968 dauerte. Heute ist die Sant Laurentius-Kirche das einzige aus dem Mittelalter stammende Gebäude der Stadt. Das Gebäude wird nicht nur für religiöse Zwecke genutzt, es finden hier auch Konzerte und andere kulturelle Veranstaltungen statt. Bekannt ist die Kirche auch durch das Glockenspiel auf dem Turm und die Hauptorgel, die größte in den Niederlanden.
Im Jahr 2004 veranstaltete der Rotary Club Rotterdam einen Architekturwettbewerb zur Belebung und Aufwertung des zwischen der Grotekerk und einem Kanal (Delftsevaart) liegenden Platzes Grotekerkplein; gewonnen hat ihn das Rotterdamer Architekturatelier Kempe Thill. Deren Idee war es, am Rande des Platzes zum Kanal hin einen Theaterpavillon zu errichten. Seit 2009 befindet sich hier also ein 40 Meter langer Bau, der im wesentlich aus zwei 5 Meter hohen und fast kubischen Servicegebäuden (mit Umkleideräumen, Toilette, Küche, etc.) besteht sowie einem sich darüber spannenden frei tragenden Dach. Diese offene „Bühne“ ist nach beiden Seiten hin bespielbar, wobei die Bühnengröße durch einen großen Vorhang variabel gestaltet werden kann.
Zum Bild: die Sint Laurenskerk, auch Grotekerk genannt.
Bilder oben: die Sankt-Laurentius-Kirche (Sint Laurenskerk oder auch Grotekerk). Sie wurde nach den Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg in den 1950er und 60er-Jahren wieder aufgebaut.
Bilder oben: Blick vom Obergeschoss der Zentralbibliothek auf die St. Laurents-Kirche; und Ansicht von der Straße aus.
Bilder oben: Baudetails: der Chor des Kirchengebäudes; ein gotisches Fenster mit Maßwerk, Turm mit Uhr.
Bilder oben: moderne Anbauten am Kirchengebäude und Spiegelung des Gebäudes in der Glasfassade der Markhalle und einem gegenüberliegenden Bürogebäude.
Bilder oben: Blick in das Kircheninnere und auf die Holzdecke.
Bilder oben: Da die Kirche im Zweiten Weltkrieg fast komplett zerstört wurde, ist auch die Hauptorgel – die größte Orgel in den Niederlanden – eine Nachkriegsschöpfung; der Architekt J. W. C. Besemer gestaltete das Orgelgehäuse, wobei er sich die historische Orgel zum Vorbild nahm.
Bilder oben: das offene Theaterpodium am Delftsevaart-Kanal mit der Sant Laurentius-Kirche im Hintergrund. Die beiden Endbauten des Bühnenriegels sind mit einem Edelstahlgewebe verkleidet; LED-Beleuchtungen zwischen Betonwand und Metallvorhang erzeugen nachts ein völlig anderes Bild des Podiums.
Das Schielandshuis (1665)
Architekt Pieter Post baute in den Jahren 1662 bis 1665 für den Wasserverband Schieland einen Stadtpalast, in dem dann die Polderbehörden für den Bereich Südholland untergebracht wurden; die Behörde war für das Wassermanagement der Gegend zuständig. Das Gebäude war ein recht nobles Domizil für Versammlungen und Empfänge der Behörde und Mitglieder konnten hier auch verköstigt werden und übernachten. Häufig wurden auch Gäste untergebracht, so war etwa im Jahr 1811 Naploeon zwei Tage lang zu Gast.
Im Jahr 1841 kaufte schließlich die Stadt Rotterdam das Anwesen und nutzte es als Museum für die Sammlung von Frans Jacob Otto Boijmans; 1849 wurde die Ausstellung eröffnet. Bei einem Brand im Jahr 1864 wurde aber nicht nur das Gebäude, sonern auch die Kunstsammlung stark beschädigt. Das Haus wurde dann in stark vereinfachter Form wieder aufgebaut; 1867 öffnete es wieder seine Tore; jetzt war außer der Sammlung Boijmans auch das historische Museum der Stadt hier untergebracht.

1938 zog die Kunstsammlung dann aber in ein neues eigenes Gebäude, erweitert um die Sammlung von Daniel George van Beuningen. Das Museum firmiert seitdem unter der Bezeichnung Museum Boijmans van Beuningen.
Im Zweiten Weltkrieg blieb das Gebäude weitgehend verschont, allerdings wurde es nur nachlässig unterhalten und 1960 schließlich aus Sicherheitsgründen geschlossen. 1978 entschied die Stadt, das Haus zu renovieren; 1986 eröffnete es wieder als historisches Stadtmuseum unter der Bezeichnung „Museum Rotterdam“.
Das historische Museum zog 2013 wieder aus und die Stadt vermietete die Räumlichkeiten dann ab 2017. Im Gebäude ist jetzt auch ein Restaurant und (auch in einem modernen Anbau) die Touristeninformation Rotterdam untergebracht.
Bilder oben: das Schielandhuis, ursprünglich im 17. Jahrhundert für die Polderverwaltung Südholland erbaut.
Bilder oben: Gebäudedetails.
Bilder oben: Gartenansicht des Schielandhuis und Eingang zum Restaurant.
Bilder oben: in Nachbarschaft zum Schielandhuis befinden sich mehrere Bürohochhäuser und das Wohnhochhaus Schielandturm, erbaut zwischen 1994 und 1996 von Architekt Pi de Bruijn.
Fortsetzung Stadt(bau)geschichte Rotterdams
1872 wurde nach mehrjährigen Bauarbeiten von Architekt Pieter Caland der „Nieuwe Waterweg“ fertiggestellt, der auch Schiffen mit größerem Tiefgang die Anfahrt des Rotterdamer Hafens erlaubte und auf kürzestem (32 Kilometer langem) schleusenlosen Weg eine Verbindung zur Nordsee herstellte. Das hatte ein starkes Wachstum von Hafen und Stadt zur Folge. Lebten 1830 etwa 72 Tausend Menschen in der Stadt, stieg ihre Zahl zum Ende des 19. Jahrhunderts auf 330 Tausend an.
Bereits 1850 war eine Brücke über die Maas gebaut worden, welche Rotterdam Zuid mit dem Stadtkern verband. 1898 entstand unter Architekt Willem Molenbroek das „Witte Huis“ (das Weiße Haus), ein 10-geschossiges Bürohochhaus, welches etliche Jahre lang das höchste Bürogebäude Europas war, sozusagen, der erste europäische Büro-Wolkenkratzer. 1920 wurde nach 6-jähriger Bauzeit das neue Rathaus in Betrieb genommen.
Zum Bild: das von Henri Evers im Beaux Arts-Stil geplante Rathaus.
Bilder oben: das Rathaus von Rotterdam; Gesamtansicht und Baudetails (Eingangsbereich, Fenster und Glockenturm mit Uhren). Das Gebäude gehört zu den wenigen Bauten, welche die deutsche Bombardierung 1940 weitgehend unbeschadet überstanden haben. Gebaut wurde es zwischen 1914 und 1920 von Henri Evers aus Sandstein im Beaux-Arts-Stil.
Das Weiße Haus (Witte Huis) – ein erstes Büro-Hochhaus
1898 entstand am Alten Hafen ein 45 Meter hohes Bürogebäude mit 10 Stockwerken im Beaux Arts-Stil der damaligen amerikanischen Wolkenkratzer. Architekt war Willem Molenbroek. Errichtet wurde das Gebäude aus Ziegeln und auch die Fassade besteht teils aus Naturstein und teils aus glasierten weißen Ziegeln, wodurch das Gebäude zu seinem Namen kam. Fünf allegorische Figuren schmücken die Fassade; sie sollen Seefahrt, Handel, Industrie, Landwirtschaft und den Fortschritt symbolisieren. Auf dem steilen Walmdach befand sich zur Entstehungszeit eine öffentlich zugängliche Aussichtsplattform. Heute ist das Dach für die Öffentlichkeit nicht mehr zugänglich.
Bilder oben: das „Weiße Haus“ (Het Witte Huis) am Alten Hafen.
Bilder oben: Het Witte Huis – Gebäudedetails.
Historischer Bestand auf dem Wilhelmina-Pier: das Hotel „New York“
Das Gebäude wurde 1901 von J. Muller, Drooglever Fortuin und C. B. van der Tak im Art Déco-Stil als Verwaltungssitz (Hauptquartier) der Holland-Amerika-Schiffahrtsgesellschaft erbaut. Markant an dem Backsteingebäude sind die beiden Türme, deren Dächer mit Kupfer gedeckt sind. Als das Hauptquartier der Schifffahrtsgesellschaft nach Seattle verlagert wurde, stand das Gebäude leer. 1993 wurde es dann zu einem Hotel umgebaut.
Bilder oben:das Hotel „New York“ war ursprünglich das Hauptquartier der Schifffahrtsgesellschaft Holland-Amerika-Linie.
Stadtbaugeschichte Rotterdam – 1920er/1930er Jahre
In den 1920er und 1930er Jahren wurden in Rotterdam etliche Bauwerke im Stil des Konstruktivismus errichtet; Mart Stam, Johannes Brinkman und Leendert Cornelius van der Vlugt (Architekturbüro Brinkman & Van der Vlugt) bauten das Gebäude der Van Nelle Fabrik (Kaffee, Tee, Tabak) oder die Villa Sonneveld (für den Direktor der Van Nelle Fabrik, A. H Sonneveld).
Leendert van der Vlugt, Cees van der Leeuw und die Van Nelle Fabrik
Die Van Nelle Fabrik in den Niederlanden existiert seit 1782 und hatte sich auf die Verarbeitung von Tabak, Kaffee und Tee spezialisiert.
Das städtische Firmengebäude war nach dem Ersten Weltkrieg zu klein geworden und so wurden zwischen 1923 und 1931 am westlichen Stadtrand (im Stadtteil Schiedam) zwischen einem Hafenkanal und einer Bahnlinie neue Fabrikationsgebäude errichtet: je eines für die Produktion von Tabakerzeugnissen (8 Stockwerke hoch), von Kaffee (6 Stockwerke) und von Tee (3 Stockwerke), dazu ein Verwaltungs- und Direktionsgebäude, ein Kraftwerk, ein Speditionsgebäude, Lagerhallen für die Speicherung der Produkte und ein Kantinengebäude. Genügend Platz für Wohngebäude für die Arbeiter gab es in unmittelbarer Nachbarschaft auch.
Leiter der Fabrik war zu dieser Zeit Cees van der Leeuw; er organisierte nach dem Tod des Hausarchitekten Johannes Brinkman auch den Bau der Gebäude; dem Büro Brinkman trat auf seinen Wunsch der Architekt Leendert van der Vlugt bei und er selbst war intensiv mit den Planungen aller Baudetails befasst. Im Büro Brinkman/van der Vlugt war auch Mart Stam beschäftigt. In dieser Phase besuchte van der Leeuw auch mehrfach das Bauhaus in Dessau und traf sich mit Walter Gropius.


Bilder oben: Anfahrt auf das Gelände der Van Nelle Fabrik mit dem Shuttle-Bus für Teilnehmende an Führungen und Blick vom Direktionsgebäude zum Kraftwerk.
Auf der Website www.bauwelt.de kann man daher das Folgende lesen: „Was das Bauhaus-Gebäude in Dessau für die Architektur der klassischen Moderne in Deutschland bedeutet, ist für die Niederlande die Van-Nelle-Fabrik in Rotterdam. Die beiden Ikonen der 20er Jahre entstanden aus Reformbestrebungen, die weit über eine technisch konstruktive oder ästhetische Erneuerung der Architektur hinauswiesen. Die Verantwortlichen beider Bauten – Auftraggeber, Architekten, Verwaltung – standen in persönlichem Austausch. Und beide Bauten erklären sich nur im Kontext eines jeweiligen Neubauprogramms, das den elementaren Nöten der Zwischenkriegszeit mit sozial vorbildlichen Lösungen zu Arbeit, Wohnen und Stadterweiterung begegnen wollte. (…)
Die Van-Nelle-Fabrik wurde bis 1930 in mehreren Bauabschnitten fertiggestellt, anders als das Bauhausgebäude in konsequent durchgängiger Skelettkonstruktion. Die vorgehängten Glasfassaden künden von der Kraft einer reifen, eleganten Moderne, die Philip Johnson 1932 zum International Style adelte.“
Die Firma war bis 1995 in den Gebäuden tätig; sie stehen seit 1986 unter Denkmalschutz und wurden 2014 in die Welterbeliste der UNESCO aufgenommen. Die Bauten wurden zwischen 1998 und 2004 renoviert; Flure, Treppenhäuser, die Fassade und manche Räume sind damit im Ursprungszustand erhalten mit allen Details wie der Einfachverglasung an der Außenfassade, der Farbigkeit von Böden, Wänden, Geländern und Handläufen in den Treppenhäusern, den vertikal aufklappbaren Fenstern und den speziellen Türschließmechanismen. In den ehemaligen Fabrikationshallen sind heute Büros und Gewerberäume für Unternehmen aus der Kreativbranche sowie dem Architektur- oder Marketingbereich untergebracht.
Bilder oben: die gekrümmte Fassade des Verwaltungs- und Direktionsgebäudes; Treppenhaus in diesem Gebäude; das Verwaltungsgebäude ist über eine Brücke mit den Produktionsgebäuden verbunden.
Bilder oben: über die Brücke vom Verwaltungsgebäude gelangt man zu einem Treppenhaus am Tabak-Produktionsgebäude; ein teilweise unterirdischer Gang führt am Fuß der Bauten zu allen Werkbereichen.
Bilder oben: Blick auf das Kraftwerk und „Van Nelle“-Schriftzug am Gebäude (nachts beleuchtet).
Markante Besonderheit an dem Gebäudeensemble sind außer den vorgestellten Treppenhäusern die Verbindungsbrücken zwischen den Fabrikationsgebäuden und dem Speditionsgebäude; sie sollten ursprünglich horizontal zwischen den oberen Etagen der Werkhallen und Turmbauten auf der Seite des Speditionsgebäudes verlaufen. Im Zuge der Weltwirtschaftskrise 1929 wurden die aufwändigen Pläne aber eingedampft und die Verbindungsbrücken, in denen Förderbänder verliefen, schräg sowie diagonal und nicht rechtwinklig zu den Gebäuden installiert.
In den Gebäuden sind eine Vielzahl von Gedanken und Ideen zur Optimierung der Arbeitsbedingungen und -abläufe umgesetzt; so ist die Fassade des Verwaltungsgebäudes gekrümmt, damit man von hier aus das ganze Firmengelände überblicken kann, die Treppenhäuser sind teilweise „zweispurig“ angelegt, um die weiblichen und die männlichen Mitarbeitenden getrennt von den Fabrikationsräumen zu den jeweiligen Waschräumen und Toiletten zu führen. Die Gebäude sind nur 17 Meter breit und ihre Fassaden sind auf beiden Gebäudeseiten voll verglast, um das nötige natürliche Licht in die Werkhallen zu bringen, die Heizung geschieht zum Teil mit der Abwärme des Kraftwerks und die Zwischenböden auf den verschiedenen Stockwerken der Treppenhäuser lassen sich öffnen, um größere Lasten (z. B. Maschinen) so vertikal in die Räume heben zu können. Eine Besonderheit stellt auch die Struktur des Tragwerks dar: anstatt Stützen und horizontale Träger zu verwenden, wurden hier Pilzstützen und die darauf lagernden Fußböden des nächsten Stockwerkes in speziell gefertigten Verschalungen aus einem Stück gegossen. Dadurch ist die Unterseite der Decken nicht von Querträgern blockiert und Leitungen, Rohre und die Förderbänder können ohne Hindernisse an der Decke aufgehängt werden. Vertikale Aussparungen in den Stützen ermöglichen die nachträgliche Montage von Gegenständen, ohne diese anbohren zu müssen.
Bilder oben: die zunächst provisorisch angebrachten Verbindungsbrücken zwischen Fabrikationsgebäuden und Speditionsgebäude sind zum Stilmerkmal der Van Nelle Fabrik geworden.
Bilder oben: das Tragwerk des Gebäudes besteht aus Pilzstützen, die gemeinsam mit den aufliegenden Decken aus Beton gegossen wurden. Im ehemaligen Kaffee-Produktionsgebäude, wo die Röstöfen standen, ist die Stockwerkeshöhe doppelt so groß, um die Maschinen unterzubringen.
Bilder oben: Gebäudedetails; Treppenhäuser mit Keramikfliesen an den Stützen und Chromhandläufen an den Geländern. Letzte beide Bilder: die schweren Türen wurden beim Öffnen auf einer kleinen gekrümmten Rampe angehoben, sodass sie sich unter ihrem Eigengewicht stets von selber wieder schlossen; in den vertikalen Aussparungen der Pilzstützen können Gegenstände montiert werden ohne die Stützen anbohren zu müssen.
Das Café de Unié – ein de Stijl-Gebäude von J.J Oud
1925 baute J.J.P. Oud in der Coolsingel ein Gebäude für das Café de Unié. Die Fassade nach dem Prinzip von de Stijl erinnert an ein Gemälde von Piet Mondrian. Das Haus wurde im Zweiten Weltkrieg durch Brand zerstört; einen „Nachbau“ errichtete Carel Weeber 1986 am Mauritsweg.
Bilder oben: die Replik des Café de Unié.
Die Villa Sonneveld
Zu dem zwischen 1932 und 1933 erbauten Wohnhaus kann man auf der Website www.holland.com das Folgende lesen: „Das Sonneveld Huis (Sonneveld-Haus) ist eines der am besten erhaltenen Bauwerke im Stil des Nieuwe Bouwen (Neues Bauen) oder im holländischen funktionalistischen Stil. Es wurde 1933 von Leen van der Vlugt als ultramodernes Wohnhaus für die Familie Sonneveld entworfen. (…)
Das Haus ist ein großartiges Zeugnis des holländischen Funktionalismus: eine Architekturbewegung mit der Philosophie, dass sich der Entwurf eines Gebäudes nach seiner Funktion richten sollte. ‚Licht, Luft und Raum‘ lautete der Slogan der Bewegung, der die transparenten, luftigen Impressionen von Innenräumen im Gegensatz zu den geschlossenen Räumen traditioneller Architektur beschreibt.“ (…)
Zum Bild: Infotafel am Gebäude.
(Fortsetzung des Zitats:) „Jedes Detail basierte auf den Spezifikationen Sonnevelds und wurde mit äußerster Sorgfalt und mit exquisitem Geschmack ausgewählt. Fast alle Möbel, Tische, Stühle wurden von Gispen, einem holländischen Design-Möbel-Hersteller angefertigt. Die Farbpalette stammt aus dem Musterbuch von Bart van der Leck, dem prominenten ‚De Stijl‘-Künstler, und dadurch war das Sonneveld Huis das erste holländische Haus, das mit den Stoffen von Van der Leck ausgestattet wurde. (…)“
Das Gebäude diente zwischen 1956 und 1956 als belgisches Konsulat; heute ist es als Museum der Öffentlichkeit zugänglich.
Bilder oben: stünde das weiße Gebäude mit dem Flachdach, den Fensterbändern und der Dachterrasse in Deutschland, würde man „typisch Bauhaus-Stil“ sagen.
Erasmus-Huis
Das Erasmus-Huis besteht aus einem 12-stöckige Hochhaus und einem niedrigen Seitenflügel, der auf 6 Meter hohen Pfeilern steht. Es wurde zwischen 1939 und 1940 von Willem Marinus Dudok an der Straße Coolsingel erbaut und von einer Bank als Bürogebäude genutzt. Über dem Sockelgebäude aus schwarzem Granit erhebt sich das Gebäude mit einer Fassade aus hellen, glasierten Ziegeln.
Das Erasmus-Huis wurde im Zweiten Weltkrieg nicht beschädigt. Nach Nutzung durch die Hollandsche Bank-Unie bis 2010 und durch die Deutsche Bank bis 2013 werden die Räume nun von einer Firma als flexible Miet-Büros angeboten.
Den Namen erhielt das Haus von einem Erasmus-Standbild, das sich in der Nähe befand.
Zum Bild: Veranden und Feuertreppen an der Fassade des Hochhauses.

Bilder oben: das Erasmus-Huis in Rotterdam blieb von den Bomben im Zweiten Weltkrieg verschont.
Die Katastrophe des Zweiten Weltkriegs und der Neubeginn
Gleich zu Beginn des 2. Weltkrieges, am 14. Mai 1940 wurde die komplette Altstadt Rotterdams durch deutsche Bomber zerstört. Die Auslöschung der mittelalterlichen Strukturen war so gewaltig, dass nach Ende des Krieges beschlossen wurde, auch die ganze Infrastruktur, also Strom-, Wasser- und Abwasserleitungen zu entfernen und die Innenstadt am Reißbrett völlig neu mit neuem Grundriss zu planen. Damit verbunden war auch eine Verstaatlichung von Grund und Boden im Zentrum der Stadt.
Nur wenige Gebäude konnten erhalten und wieder aufgebaut werden, so etwa das Rathaus. Ansonsten entstand eine moderne Stadt mit modernen Gebäuden und städtebaulichen Strukturen. Von den 1950er Jahren an bis in die 1980er Jahre wuchs die Bevölkerung durch Zuwanderung aus Spanien, Italien, Griechenland, Portugal, der Türkei, Marokko und Surinam, was den multikulturellen Charakter der Stadt prägt und prägt.
Geschichte des Wiederaufbaus nach dem Zweiten Weltkrieg
Der nachfolgende Text orientiert sich am Buch „Rotterdam. Architectural Guide“ von Anneke Bokern (DOM Publishers, 2021, Berlin).
Schon kurz nach der Bombardierung der Innenstadt wurde der Stadtarchitekt Willem Gerrit Witteveen beauftragt, einen Wiederaufbauplan für Rotterdam zu erstellen; sein ausgearbeitetes Konzept wurde bereits 1941 vorgestellt; er sah nur den Erhalt des dreieckigen Grundrisses der Innenstadt vor, begrenzt durch die Nieuwe Maas und die Straßen Goudesingel und Coolsingel; innerhalb dieser Begrenzungen sollte dann die neue und moderne Stadt entstehen mit Gebäuden hauptsächlich für den Handel, für Büros, den Dienstleistungs- und Freizeitsektor sowie Banken. Witteveens Planungen wurden aber nur in Ansätzen auch umgesetzt. Ein detaillierterer Plan wurde 1942 veröffentlicht, welcher die Vorgehensweise bei der Realisierung genauer beschrieb. Wirtschafts- und Industrieverbände sowie einflussreiche Unternehmer widersetzten sich nun aber Witteveens eher konservativen Plänen. Nach seinem krankheitsbedingten Rückzug übernahm Cornelis Van Traa nach der Befreiung der Niederlande durch die Alliierten im Mai 1945 seine Aufgaben.
Van Traa’s Planungen beschrieben nur das Verkehrsnetz und die Infrastruktureinrichtungen, sowie Frei- und Grünflächen und ließen die Ausgestaltung der Gebäude bezüglich etwa Bauhöhen, ihres Bauvolumens und ihres Baustils offen. Das Leitungsteam im Ministerium für Arbeit und Wiederaufbau setzte sich sowohl aus Traditionalisten als auch aus Modernisten zusammen und auch Politiker, Staatsbedienstete und Vertreter der Industrie konnten in dem Gremien mitreden und mitbestimmen. Da Van Traa’s Plan so offen und flexibel war, behielt er auf Jahrzehnte des Wiederaufbaus hinaus Gültigkeit.
Bei der Umsetzung der Pläne spielte u.a. das Büro Van den Broek en Bakema eine bedeutende Rolle: ihm ist der Bau vieler innovativer Bauten zu verdanken, so der des Kauf- und Versandhauses Ter Meulen und das als Fußgängerzone erschlossene Einkaufsviertel Liijnbaan, welches zum Vorreiter ähnlicher Anlagen in anderen Städten wurde. Auch der Architekt Huig Maaskant, der sich vor allem an amerikanischen Vorbildern orientierte, trug mit markanten Gebäuden zur modernen Wiedergeburt der Stadt bei: von ihm stammen die mit der Lijnbaan verbundenen Wohnhochhäuser, der Euromast und das vom Chicagoer Merchandise Market inspirierte Groothandelsgebouw (siehe unten). Das Auffüllen der Lücken im Stadtbild und die Wiederbebauung zerstörter innerstädtischer Hafenbereiche dauerte bis in die 1980er Jahre .
Bilder oben: die galerieartig teil-überdachte Einkaufspassage Lijnbaan stammt vom Architekturbüro Van den Broek & Bakema und wurde 1953 eröffnet. Sie diente vielen anderen Städten als Vorbild für ähnliche Einrichtungen.
Großhandelsgebäude (Groothandelsgebouw), 1953
Direkt neben dem Rotterdamer Hauptbahnhof (Central Station) befindet sich das zwischen 1947 und 1953 von Huig Maaskant und Ir. W. van Tijen erbaute Großhandelsgebäude (Groothandelsgebouw). Die Initiative zum Bau dieses Gebäudes ging von einem Großhändler aus. Bei einer Reise nach Chicago ließen er, Architekt Maaskant und der spätere Direktor dieses Bürokomplexes sich vom dortigen Merchandise Mart inspirieren, der direkt am Chicago River liegt und bei seiner Fertigstellung im Jahr 1930 das weltweit größte Gebäude war.
Zum Bild: in Chicago wurde 1930 das Art Déco-Gebäude Merchandise Mart fertiggestellt; das gewaltige Gebäude liegt direkt am Chicago River und diente Hugh Maaskant offensichtlich als Vorbild für das von ihm gebaute Groothandelsgebouw.
Nach Fertigstellung nutzten 150 Firmen aus dem Großhandelsbereich das Groothandelsgebouw als gemeinschaftliches Bürohaus. Es handelt sich um eine Stahlbeton-Skelettkonstruktion mit einer Fassade aus vorgefertigten Elementen, ebenfalls aus Beton. Das Großhandelsgebäude hat (wie das Vorbild in Chicago) gewaltige Dimensionen; es nimmt eine Grundfläche von 220 x 85 Metern ein und ist 43 Meter hoch; damit stellte es nach Vollendung den Rekord als vom Bauvolumen her größtes Gebäude Europas auf. Außer den Büros beherbergte es auch ein Kino, ein Restaurant und Konferenzräume.
Die Großhändler sind mittlerweile ausgezogen, das Haus ist heute Heimat für über 400 Unternehmen. Das Großhandelsgebäude umschließt insgesamt drei Innenhöfe und das Dach wurde in neuerer Zeit begrünt und zur Dachterrasse ausgebaut.
Bilder oben: das Großhandelsgebäude Rotterdam.
Bilder oben: einer der Zugänge zum Gebäudekomplex.
Bilder oben: die Fassade besteht aus vorgefertigten Beton-Elementen.
Wohnprojekt Haagseveer – Terrassenhäuser am Delftsevaart-Kanal, 1979

Bild oben: Terrassenhäuser von Jan Hoogstad und Aat van Tilburg am Delftsevaart-Kanal.
Architekt Jan Hoogstad entwickelte 1975 im Auftrag der Stadt Rotterdam einen städtebaulichen Entwicklungsplan (den Wasserverbandsplan), der eine Verdichtung im Innenstadtbereich vorsah; zudem sollte eine Fußweg entlang der Rotte von der Pompenburg bis zum Schifffahrtsmuseum eingerichtet werden. Die so geplante Wohnsiedlung Haagseveer besteht aus Wohnblöcken und Reihenhäuser, die direkt am Wasser des Kanals und Delftsevaart liegen. Geplant und gebaut wurden die Gebäude vom Architekturbüro HWST mit Jan Hoogstad und Aat van Tilburg mit Fertigstellung im Jahr 1979.
Die Bebauung erstreckt sich auf sechs Stockwerke, wobei im Erdgeschoss zum Teil Gewerbeflächen vorgehalten wurden. Die Blöcke mit Gewerbeangeboten verfügen über eine schräg überdachte Promenade und Treppen, die bis zum Wasser reichen. Die Erschließung der obersten Etagen erfolgt über Galerien in der 3. und 5. Etage.
Bilder oben: Wohnen am Wasser (am Kanal Delftsevaart): die Gebäude wurden zwischen 1975 und 1979 von Jan Hoogstad und Aat van Tilburg im Auftrag der Stadt, wie eine ganze Reihe ähnlicher Bauten zwischen Pompenburg entlang dem Flüsschen Rotte bis Leuvehaven errichtet. Mit der Schaffung verdichteten Wohnraumes sollte die Innenstadt lebendiger werden.
Bilder oben: Wohnidylle am Wasser.
Bilder oben: Baudetails; in den beiden obersten Geschossen sind zum teil Maisonette-Wohnungen untergebracht. Die einzelnen Blöcke sind über Brücken in den oberen Etagen miteinander verbunden.
Bilder oben: auch auf der wasserabgewandten Seite sind die Blöcke über hölzerne Brücken miteinander verbunden. Von hier aus erfolgt die Erschließung über Laubengänge.
Stadtspaziergang Rotterdam – Impressionen
Nachfolgend einige Eindrücke beim Stadtspaziergang durch Rotterdam.
Bilder oben: Stadt am Wasser: an der Henrikkade mit Blick auf die Königinnenbrücke; Blick über die Niewue Maas auf den Hochhauskomplex „De Rotterdam“ mit Erasmusbrücke; Schiffe am Ufer der Insel Noordereiland und im Scheepmakershaven. Letztes Bild: die „SS Rotterdam“ ist ein ehemaliges Passagierschiff der Holland-Amerika-Linie, das nach seiner Außerdienstnahme 1997 jetzt als Hotelschiff genutzt wird.
Bilder oben: Stadt am Wasser: am Cruise Terminal am Wilhelmina-Pier legen regelmäßig Kreuzfahrtschiffe an; auf der Nieuwe Maas sind regelmäßig Frachtschiffe unterwegs; Blick vom Euro-Mast auf ein schwimmendes Restaurant und Schleusenanlagen in der Nähe; der Entrepothaven.
Bilder oben: Stadt am Wasser: die alte und die neue Maas, Kanäle und Hafenbecken durch ziehen das Stadtgebiet und immer wird irgendwo gebaut und gebaggert (hier: Delftsevaart).
Bilder oben: an der Spitze der Wijnhaven-Insel hat das Architekturbüro KCAP zwischen 2005 und 2009 den Gebäudekomplex „Red Apple“ errichtet. Auf einem gemeinsamen Sockelgebäude, welches für Läden, Restaurants und Autogaragen reserviert ist, schwebt ein sich in ca. 50 Meter Höhe erstreckender Wohnblock und ein 125 Meter hoher Appartement-Turm. Rote Bänder aus Aluminium an seiner Fassade betonen die Vertikale.
Bilder oben: historische Gebäude an der Vollenhovenstraat.
Bilder oben: die 15 stattlichen Villen am Königin-Emma-Platz (Koningin Emmaplein) im Scheepvaartkwartier unweit der Rotterdamer Kunsthal wurden zwischen 1888 und 1891 von Architekt JC van Wijk im Stil der Neorenaissance entworfen und gebaut. Hier wohnte die Rotterdamer Geschäftselite mit Blick auf den Schoonoord-Park.
Bilder oben: an der Straße Boompjes an der Nieuwe Maas reihen sich Wohn- und Bürotürme; hier ist etwa eine Niederlassung von Ernst&Young untergebracht oder die Baubehörde Reijkswaterstaat. Direkt am Ufer gibt es ein Veranstaltungszentrum mit Restaurant.

Bild oben: das Gebäude Willemswerf wurde 1989 vom Architekten Wim Quist auf einem sehr ungünstigen Grundstück erbaut; Es hat die Form einer flachen rechteckigen Scheibe, welche einen diagonalen Versatz zeigt. Das auffällige Gebäude an der Straße Boompjes ist seit 2006 Sitz der Reederei Maersk.
Bilder oben: Blick auf die Straße Boompjes von der Erasmusbrücke aus.
Bilder oben: Impressionen beim Stadtspaziergang.
Bilder oben: im (ehemaligen) Fährhafen (Veerhaven), von wo aus Fähren die Maas überquerten, bevor die Willemsbrug oder die Erasmusbrücke gebaut waren: das Hafenmeisteramt ist in einem schwimmenden Gebäude von 1911 untergebracht; das Jugendstilgebäude von 1908 (Architekten: Barend Hooijkaas jr. und Michiel Brinkman) am anderen Ende des Hafenbeckens ist das Gesellschaftshaus des Königlichen Segel- und Ruderverbandes.
Bilder oben: Villen an der Park Laan.
Bilder oben: Appartementgebäude an der Westerlaan, direkt am Parkgelände Het Park.
Bilder oben: Blick über den Rijnhaven auf die schwimmenden Pavillons; dahinter Gebäude der Hochschule „inholland“ mit Wohnheim-Turm für Studenten; der „Cité“ genannte Wohnturm wurde 2011 von Tangram Architekten fertiggestellt und besteht aus zwei seitlich versetzten Quadern.
Bilder oben: „Cité“, ein Studentenwohnheim, ein Büroturm an der Laan op Zuid im Stadtteil Kop van Zuid und ein Bürohochhaus an der Boomjeskade: der Sitz der Baubehörde Rijkswaterstraat.
Bilder oben: Außenbewirtung am Neuen Markt (Nieuwe Markt).
Bilder oben: zwischen 1895 und 1897 von Henri Evers und Jakobus Stok wurde die Arminiuskirche im neoromanischen Stil als Zentralbau auf quadratischem Grundriss aus Backsteinen erbaut.
Bilder oben: Rob van Erk errichtete zwischen 1984 und 1987 auf dem historischen Gebäude der Börse den über 90 Meter hohen Büroturm des World Trade Center (WTC); die „Kauf-Rinne“ (Koopgoot) ist eine Unterführung in der Nähe des WTC, die als Geschäftspassage gestaltet ist; letztes Bild: Gebäude an der Henrikkade.
Bilder oben: schlichtweg „Der Park“ genannt (Het Park) erstreckt sich westlich des Stadtzentrums ein großes Parkgelände, in dem sich auch der Aussichtsturm Euromast befindet.
Bilder oben: das historische Atlantikhaus (Atlantic Huis) wurde in den Jahren 1928 bis 1930 von P.G. Buskens im Art Déco-Stil erbaut; heute befinden sich hier Büros und Luxus-Appartements; den Eingang flankieren die Götter Neptun und Hermes.
Bilder oben: Gebäude am Westplein.
Bilder oben: Impressionen beim Stadtspaziergang: Fußgänger und Radfahrer überqueren die Erasmusbrücke und Sommergewitter in Rotterdam.
Bilder oben: Straßenkunst in Katendrecht und anderswo; das berühmte Cafe Dudok (erbaut von Willem Marinus Dudok in den Jahren 1942-52).
Bilder oben: als Hochbahn geführter Bereich der Metrolinie entlang des Rijnhaven. Graffiti schmückt die Stützen.