Rotterdam – Neuere Architektur
Neuere städtebauliche Entwicklungen
Einen intensiven städtebaulichen Wandel gab es in den letzten Jahrzehnten durch die Konversion ehemaliger altstadtnaher Hafengebiete, so im Stadtteil Katendrecht oder auf dem Wilhelmina-Pier. Heute ragen hier Hochhausbauten in einer Dichte auf, die Rotterdam die Bezeichnung „Manhattan an der Maas“ eingetragen hat.
1972 wurde in Rotterdam eine Universität eröffnet, die den Namen Erasmus-Universität erhielt, 1981 wurde die neue Willemsbrug für den Verkehr freigegeben, 1983 konnte die neue Zentralbibliothek bezogen werden (siehe dazu die Seite Rotterdam-Kulturbauten), 1984 wurden von Architekt Piet Blom im Statteil Blaak die Kubushäuser errichtet, 1996 wurde die Erasmusbrücke eingeweiht, 2009 entstand das Hochhaus Red Apple und 2014 wurde die neue Markthalle fertiggestellt. 2013 vollendete das Architekturbüro OMA (Office for Metropolitan Architecture) von Rem Koolhaas am Wilhelmina-Pier in direkter Nachbarschaft der Erasmusbrücke den Bau von „De Rotterdam“. 2022 wurde das Wohnhochhaus „De Zalmhaven“ fertiggestellt, mit 214 Metern das höchste Wohngebäude in den Niederlanden.
Die Bahnstation Blaak (1993)
1993 wurden eine Bahnlinie und der Bahnhof Blaak unter die Erde verlegt. Die Bahnstation Blaak wurde zwischen 1987 und 1993 von Herry Reijnders erbaut. Der offene Zugang zu der unterirdischen Bahnstation wird von einer schräg stehenden, kreisrunden, gläsernen Scheibe mit 35 Metern Durchmessern überdacht, die an einem gebogenen stählernen Fachwerkträger aufgehängt ist. Das hat der Bedachung im Volksmund die Bezeichnung „Fliegende Untertasse“ eingebracht.
Erste beide Bilder: die Bahnstation Blaak; im Hintergrund (von links nach rechts:) die Zentralbibliothek, der Blaak-Tower und die Kubushäuser; letztes Bild: die Bedachung des Eingangsbereichs der Bahnstation Blaak; im Hintergrund Hochhäuser am Scheepmakershaven.
Bilder oben: die Bahnstation Blaak mit der „Fliegenden Untertasse“ als Bedachung des offenen Zugangs.
Bilder oben: In unmittelbarer Nachbarschaft der Bahnstation Blaak stehen die Kubushäuser, der Blaak-Tower, die neue Markthalle und ein Bürogebäude, das aus vier leicht gegeneinander verdrehten Quadern besteht sowie die neue Markthalle.
Das Wohnprojekt „De Hoge Heren“, 2000
Die Wohnturmzwillinge „De Hoge Heren“ (die Hohen Herren) wurden im Jahr 2000 von Architekt Wiel Arets fertiggestellt; auf einem Sockel mit Autostellplätzen ruhen zwei insgesamt 102 Meter hohe Wohntürme. Die Anlage befindet sich am Nordende der Erasmusbrücke.
Bilder oben: die Wohnturmzwillinge „De Hoge Heren“.
„De Brug“ – „Die Brücke“; eine Gebäudeerweiterung für die Zentrale von Unilever Bestfoods Nederland, 2007
An der Nassaukade unweit der Königinnenbrücke (De Hef) befindet sich eine der größten Margarinefabriken, die Blue Band Fabrik von Unilever, Niederlande. Als die Firma eine Erweiterung ihrer Büroräume plante, hatte Chris de Jonge vom Architekturbüro JHK die Idee, den Erweiterungsbau über dem historischen Backsteingebäude schweben zu lassen – fast so wie Zaha Hadid beim Havenhuis in Antwerpen verfahren ist.
Auf der Website www.archilovers.com kann man das Folgende zu dem Neubau lesen:
„Das auf 25 Meter hohen Stahlstützen ruhende Gebäude der Unilever-Zentrale überspannt die historische Blue Band Fabrik in Rotterdam, Holland. Das von JHK Architects entworfene, 133 Meter lange Gebäude wurde als moderne Heimat für die europäischen Niederlassungen von Unilever konzipiert. Das Metall-Glas-Design von JHK trägt den Namen „De Brug“ (die Brücke) und wurde von der nahe gelegenen Zugbrücke De Hef inspiriert. Es ist ein interessantes Beispiel dafür, wie innovatives Design eingesetzt werden kann, um bestehende Gebäude zu erhalten. Durch die Positionierung des neuen Bürogebäudes auf dem alten Fabrikgelände konnten die Architekten einen Abriss vermeiden, ein lokales Wahrzeichen erhalten und gleichzeitig die Nutzfläche des Geländes erweitern. De Brug stellt auch eine beeindruckende Leistung der Vorfertigung dar. In diesem Fall wurde das gesamte Gebäude auf einem angrenzenden Grundstück errichtet. Nach seiner Fertigstellung wurde es sanft über der Fabrik an seinen Platz gerollt. Glaswände in Stahlrahmen begrenzen den Innenraum und bieten einen spektakulären Blick auf die belebten Rotterdamer Wasserstraßen und einen schönen, lichtdurchfluteten Innenraum. (…)“. (Übersetzt mit DeepL)
Bilder oben: das neue Bürogebäude für die Unilever Zentrale schwebt über dem historischen Fabrikationsgebäude.
Das Projekt Staetendam Laurensquarter mit dem Botersloot-Tower, 2009
Zu dem Projekt, das in den Jahren 1998-2009 von Kollhof & Pols zusammen mit Christian Rapp ausgeführt wurde, kann man auf der Website des Architekturbüros das Folgende lesen:
„Im Zentrum des alten Rotterdam, direkt am großen Marktplatz vis á vis der Laurenskirche, entstand dieser Wohnturm als Teil einer umfassenden Neustrukturierung des angrenzenden Quartiers. Vorher stand hier ein Bürohochhaus mit Betonfertigteilfassade auf annähernd quadratischem Grundriss mit abgeschrägten Ecken. Die ersten Entwürfe gingen auch von einer Umnutzung mit neuer Fassade aus bis sich Abriss und Neubau als effizienter erwies. Um eine langwierige Genehmigungsphase zu vermeiden, wurde der bestehende Achteckgrundriss aufgenommen, wobei die Obergeschosse sich mit Erkern in den Stadtraum schieben, um einer ökonomischen und hochwertigen Wohnsituation in exponierter Lage zu genügen.
Der Blausteinsockel ist auf monolithische Geschlossenheit aus, nicht zuletzt, um die weite Auskragung der Ecken tektonisch glaubhaft zu bewältigen, wobei der prekäre Sachverhalt durch ein Gurtgesims über dem Erdgeschoss noch gesteigert wird. Vier in die Ecken geschobene Back-steintürme, deren Giebel durch Rundbogenfenster physiognomisch anmuten, unterstreichen die geometrische Logik des Gebäudes und bewirken eine wohltuende Schlankheit des aufgrund seiner limitierten Höhe eher behäbigen Baukörpers. Auch die Fassadengliederung ist auf Vertikalität aus, wobei sich die Pfeiler im obersten Geschoss freispielen und Loggien ausbilden, die den weiten Blick über die Stadt thematisieren.
Zwei bemerkenswerte Backsteingebäude des angrenzenden Baublocks aus den fünfziger Jahren konnten erhalten und saniert werden. (…)“
Bilder oben: der 70 Meter hohe Botersloot-Tower von Hans Kollhoff (Wohnturm auf dem 8-eckigen Sockel eines vorherigen Büroturms). Der Turm ist Bestandteil des Projektes Staetendam Laurensquarter in unmittelbarer Nachbarschaft zur Laurens-Kirche. Blick von der Dachterrasse des benachbarten Gebäudes der neuen Stadtbibliothek.