Stuttgart Bibliotheken
Bibliotheken in Stuttgart
Auf dieser Seite werden die großen Stuttgarter Bibliotheken dargestellt:
Die neue Stadtbibliothek am Mailänder Platz, 2011
Die Stuttgarter Stadtbibliothek als Institution verfügt über 1,12 Millionen Medien; davon stehen im zentralen Gebäude am Mailänder Platz etwa eine halbe Million zur Verfügung, die anderen stehen in den 18 Stadtteilbibliotheken zur Ausleihe oder dem Vor-Ort-Studium bereit. Jeden Tag besuchen etwa 6000 Leser/innen die Stadtbibliothek am Mailänder Platz (StZ, im Juli 2024).
Die neue Stadtbibliothek am Mailänder Platz wurde zwischen 2008 und 2011 vom koreanischen Architekten Eun Young Yi erbaut, der 1999 einen entsprechenden Architekturwettbewerb gewonnen hatte. Der „Bücherwürfel“ ist ein 40 Meter hoher und von der Grundfläche her 44 x 44 Meter großer Kubus. Im Untergeschoss ist ein großer Vortragssaal untergebracht. Oberirdisch hat das Gebäude 9 Stockwerke. In der Mitte des Außenwürfels befindet sich ein innerer Würfel, welcher sich über vier Stockwerke (14 Meter hoch, 14 x 14 Meter in der Fläche) erstreckt. Er ist völlig leer und bezüglich der Bibliotheksnutzung ansonsten funktionslos; der Architekt spricht von einem „Raum der Stille“. Zwischen diesem Innenwürfel (der über ein Oberlicht indirekt Tageslicht erhält) und der Würfel-Außenmauer sind hier Büro- und Verwaltungsräume, Lesesäle sowie die Treppen angeordnet; wo der Innenwürfel mit dem Oberlicht abschließt, beginnt der eigentliche Bibliotheksraum mit den Büchern, der sich nach oben hin immer mehr weitet. Hier ist alles in Weiß gehalten: Wände, Treppen, Einbau-Regale; nur die bunten Buchrücken geben dem kühlen Raum einen farblichen Kontrast.
Im obersten Geschoss ist ein Lesercafé eingerichtet; von hier aus kann man auch die Dachterrasse betreten, von der aus man auf das benachbarte Europaviertel, den Hauptbahnhof und den Killesberg sehen kann.
Bilder oben: das Gebäude von oben – Belichtung erhält der Büchersaal durch Oberlichter im Dach; nachts können die Rasterelemente der Fassade beleuchtet werden.
Bilder oben: während den Bauarbeiten an der Fassade konnte man gut ihren doppelschichtigen Aufbau erkennen: der inneren, zum Großteil verglasten Fassade wurde eine Außenhaut aus quadratischen Betonelementen mit einer Öffnung und einem Glasbausteinraster vorgehängt.
Die Außenfassade ist doppelt angelegt: die innere ist großteils verglast; ihr vorgesetzt ist ein Raster aus 9 x 9 Meter großen Betonelementen mit einer rechteckigen Öffnung und einem Raster aus Glasbausteinen. Der Raum zwischen den beiden Fassaden ist in jedem Stockwerk mit einer Galerie, bestehend aus einem Laufgitter versehen, so dass zum Beispiel Wartungs- und Reinigungsarbeiten möglich sind.
Außerdem kann dieser Bereich beleuchtet werden, wodurch der Würfel nächtens in bläulichem Licht erstrahlt.
Die öffentliche Meinung zum neuen Bibliotheksgebäud variiert zwischen „architektonische Meisterleistung“ und „Bücher-Knast“; auch als „Stammheim II“ wurde das Gebäude (in Anspielung auf die Haftanstalt) schon bezeichnet. Der Innenraum wird aber wohl überwiegend positiv gesehen; jedenfalls haben bildliche Darstellungen von der weißen Bücherkathedrale ikonische Qualitäten.
Ursprünglich sollte der kubische Solitär wie das Taj Mahal inmitten einer großen Wasserfläche liegen, was die Anmutung des Gebäudes gegenüber der nun realisierten nahen Bebauung völlig (zum Positiven) verändert hätte. Das Wasserbecken fiel aber Einsparmaßnahmen zum Opfer. Durch die Füllung der umgebenden Baulücken mit allerhand großvolumigen Wohnungs-, Bank-, Hotel- und Shopping-Mall-Bauten hat die neue Stadtbibliothek viel von der ursprünglich geplanten Wirkung eingebüßt.
Zum Bild: die Stadtbibliothek am Mailänderplatz. In den Jahren seit ihrer Fertigstellung bis heute wurde auch die zuvor hier noch existierende Brache bebaut.

Bilder oben: mittlerweile ist das Bibliothekgebäude weitgehend umgeben von Neubauten (Banken, Einkaufszentrum „Milaneo“, Wohngebäuden…).
Bilder oben: der Stuttgarter „Bücher-Würfel“.
Bilder oben: leider verschwindet die markante Struktur der Bibliothek inzwischen weitgehend hinter der Umgebungsbebauung. Letztes Bild: Spiegelung in der Verglasung des Bürogebäudes Z-Up an der Heilbronner Straße.
Bilder oben: Zugänge in das Büchereigebäude gibt es symmetrisch auf allen vier Seiten; hier wird man in verschiedenen Sprachen willkommen geheißen. Am oberen Fassadenabschluss ist in unterschiedlichen Sprachen das Wort „Bibliothek“ in den Beton eingraviert.
Bilder oben: der Name „Bibliothek ist an den vier Fassadenseite in deutscher, arabischer, englischer und koreanischer Sprache angebracht (der Architekt Eun Young Yi stammt aus Südkorea).
Bilder oben: die Stadtbiliothek am Abend.
Bilder oben: der „Raum der Ruhe“, der 14 x 14 x 14 Meter große Innenwürfel des Gebäudes; Licht erhält er auch vom Oberlicht im vierten Stockwerk.

Bild oben: Leseraumbereich zwischen dem Innenwürfel und der Außenfassade des Gebäudes.
Bilder oben: Eingangsbereich der Bibliothek im Erdgeschoss.
Bilder oben: im Haus der Bücher.
Bilder oben: das Oberlicht des Innenwürfels.
Bilder oben: die oberen fünf Etagen werden durch offene Treppen erschlossen; die Büchergalerien weiten sich nach oben hin.
Bilder oben: durch das Leitsystem weiß man immer, auf welchem Stockwerk man sich befindet; und durch die Offenheit der oberen vier Stockwerke kann auch der gesamte Raum stets überblickt werden.

Bild oben: die Bibliothek am Abend; im obersten Stockwerk gibt es ein Café („Lesbar“).
Die Deutsche Bauzeitung schreibt zu dem Gebäude das Folgende: „Der 44 x 44 x 40 m Würfel schottet sich mit der Sichtbetonfassade und den matten Glassteinwürfeln nach außen hin ab. Allein das an den vier Fassadenseiten in verschiedenen Sprachen zu lesende Wort „Bibliothek“ unterscheidet die Himmelsrichtungen. An der Nordfassade steht es auf Deutsch, an der Westseite auf Englisch, an der Südfassade auf Arabisch und auf der Ostseite auf Koreanisch. Alle vier Fassaden sind in ihrer Gestaltung gleich. Die Eingänge sind zurückgesetzt und auf der Mittelachse allseitig angeordnet. Durch den Eingangsbereich gelangen die Besucher in das Herz der Bibliothek. Ein 14 x 14 x 14 m leerer Raum eröffnet sich. Darüber befindet sich die über vier Geschosse reichende Galerie. Zur Fassade hin schichten sich die Räume: Das Innere wird durch den kubischen Luftraum und die Galerie gebildet. Darauf folgt die Erschließung, die sich um diesen Kern windet.“
Die Württembergische Landesbibliothek (WLB), Neubau von Horst Linde (1970)
Nachfolgender Text wurde erstellt mit Hilfe der Publikation „WLB Forum 2020/2: 50 Jahre Landesbibliothek im Neubau von Horst Linde“.
Zusammen mit der Badischen Landesbibliothek in Karlsruhe sorgt die Württembergische Landesbibliothek in Stuttgart dafür, dass von jedem in Baden-Württemberg erscheinenden Schriftwerk ein Pflichtbeleg-Exemplar ins Archiv wandert. Darüber hinaus haben die Landesbibliotheken die Aufgaben der Beschaffung, Archivierung und Bereitstellung (für Nutzer/innen) von Schriftgut über Baden-Württemberg.
Die Württembergische Landesbibliothek wurde Ende des 18. Jahrhunderts (genauer: 1765) von Herzog Carl Eugen als Herzogliche Öffentliche (!) Bibliothek zunächst in Ludwigsburg eröffnet und 1776 dann nach Stuttgart verlagert. 1820 wurde die dann schon recht umfangreiche Sammlung im damaligen Invalidenhaus untergebracht. Das Gebäude bestand allerdings großteils aus Holz, was bezüglich der Gefahren durch Feuer für die Bücher ein großes Risiko darstellt. In den Jahren 1878 bis 1886 wurde von Architekt Theodor von Landauer daher (im Prinzip am heutigen Ort) ein steinernes Bibliothekgebäude errichtet. Die Bibliothek bestand aus drei Baukörpern: einem für das Büchermagazin, einem für die Verwaltung und einem Lesesaalgebäude für die Benutzer/innen.
Im Zweiten Weltkrieg wurden die Bauten stark zerstört, vor allem aber gingen 400 000 bis 500 000 Bände in den Flammen verloren. Nach Kriegsende wurde das Hauptgebäude notdürftig repariert und der Betrieb wieder aufgenommen. Ab 1951 gab es Überlegungen für einen Neubau; einige Fachleute schlugen einen Flügel des Neuen Schlosses als Standort vor. Konkreter wurden die Planungen dann unter Leitung des Leiters der Hochbauabteilung des Landes, Ministerialrat Dr. Horst Linde. In den Jahren 1961 bis 1963 wurde zunächst ein Interimsgebäude errichtet, um die Bibliothek während der Realisierung des Neubaus und nach Abbruch des alten Gebäudes offen halten zu können. Der Neubau wurde von der Konrad-Adenauer-Straße aus gesehen hinter dem Altbau errichtet, wodurch die Baukörper weit von der Straße entfernt zu liegen kamen. Baubeginn war schließlich 1963 und im Sommer 1970 wurde der Betrieb aufgenommen; die offizielle Eröffnung fand 1971 statt und 1973 war dann auch die Gestaltung der Außenanlegen komplett: zwischen Straße und Gebäuden entstand ein kleiner parkähnlicher Bereich mit Bäumen, Sitzgelegenheiten und einer Bronzeskulptur (sie heißt „Montana I“, wurde von Bernd Heiliger geschaffen und stand seit 1969 dort).
Das von Horst Linde und einem Architektenteam der staatlichen Hochbauabteilung entworfene neue Bibliotheksgebäude bestand, wie der Bau von Theodor Landauer, wieder aus drei Baukörpern: einem Verwaltungstrakt zur Ulrichstraße hin, einem Benutzertrakt mit Cafeteria und einem deutlich höheren Baukörper für die verschiedenen (Sonder-)Lesesäle. Dazu kamen zwei Untergeschosse für das Büchermagazin. Im Haus gab es letztlich etwa 600 Leseplätze, aber nur 100 000 Bände waren in der Freihandbibliothek direkt zugänglich; die restlichen Millionen lagerten unter der Erde (1990 betrug der Buchbestand 2,5 Millionen, heute sind es etwa 6 Millionen).
Bei dem Bauwerk handelt es sich um einen Stahlbetonskelettbau, ausgefacht mit Sichtmauerwerk; von den Farben (für Fensterrahmen, Brüstungen etc.) dominieren grün und blau, die Dächer, auch das Faltdach auf dem Lesesaalbau und die Fassaden sind zu großen Teilen mit Kupfer verkleidet, das im Laufe der Jahre die typische Patina angesetzt hat.
Etwa zeitgleich mit der Landesbibliothek wurde in direkter Nachbarschaft auch ein Gebäude für das Staatsarchiv neu errichtet.
Um Erweiterungskapazitäten für den Buchbestand zu schaffen und vor allem um den Freihandbereich deutlich ausbauen und mehr Arbeits- und Leseplätze anbieten zu können, wurde ab 2008 ein Erweiterungsbau erwogen. Einen Architekturwettbewerb konnte das Büro Lederer Ragnarsdóttir Oei 2011 für sich entscheiden. Die Bauarbeiten dauerten von 2015 bis 2020. Das Erweiterungsgebäude befindet sich jetzt direkt an der Konrad-Adenauer-Straße, also dort, wo der Bau von Landauer gestanden hatte. Die riesige Tiefgarage wurde dabei abgebrochen (der Erweiterungsbau hat jetzt eine eigene Tiefgarage) und anstelle der kleinen Parkanlage vor dem „Linde-Bau“ gibt es jetzt eine große Freitreppe zwischen Straßenniveau und Haupteingangsbereich des Erweiterungsbaus; in 2025 wurde hier auch der Fitz-Faller-Brunnen (wieder) aufgestellt, der sich ursprünglich in dem Bereich des Schlossgartens befand, welcher den Bauarbeiten zu Stuttgart 21 im Wege stand.
Seit der Fertigstellung des Erweiterungsbaus wird das Bibliotheksgebäude von 1970 nun umfassend saniert und modernisiert.

Bild oben: die Gebäude der Württembergischen Landesbibliothek im Sommer 2002; rechts der Trakt mit den Lesesälen, daneben das Verwaltungsgebäude; letztes Bild: das Verwaltungsgebäude der WLB (Stand: 2005), im Hintergrund das Haus der Abgeordneten und der Turm der Musikhochschule.
Bilder oben: Blick vom Turm der Musikhochschule auf die Gebäude der WLB, im Hintergrund das Stadt-Palais und das „Schwabenbräu-Hochhaus“ am Charlottenplatz (Aufnahme von 2005); zweites Bild: derselbe Blick, aber im Jahr 2024 – rechts im Bild ist jetzt der Erweiterungsbau der WLB zu sehen..

Bild oben: die Württembergische Landesbibliothek; Aufnahme von 2008.
Bilder oben: der Haupteingang zum „Linde-Bau“ der Württembergischen Landesbibliothek befindet sich im Norden; eine kleine Brücke führte über ein Wasserbecken, das auch ins Gebäude hineinreichte. Später wurde das Becken aber trockengelegt (Aufnahmen aus den Jahren 2007 / 2008).
Bilder oben: der südliche Eingang an der Urbanstraße und „Lichtaugen“ (Aufnahmen aus den Jahren 2007 / 2008).
Bilder oben: Gebäudedetails: Kupferverkleidung am Lesesaal-Trakt, das Verwaltungsgebäude und Fassadendetails. Letztes Bild: die Cafeteria hatte auch eine Außenterrasse (Aufnahmen aus den Jahren 2007 / 2008).

Bild oben: Blick aus dem Obergeschoss des Stadt-Palais über das Staatsarchiv hinweg auf den „Linde-Bau“ der WLB; von hier aus kann man sehr schön die Struktur des Faltdaches erkennen.
Bilder oben: Eingang zum Verwaltungsbau / Referententrakt der WLB an der Urbanstraße.
Bilder oben: Gebäudedetails (Aufnahmen von 2022).

Bilder oben: eine kupfer-verkleidete Brücke verbindet das Bestandsgebäude im Bereich des Verwaltungstraktes mit dem Erweiterungsbau.
Bilder oben: der Bestandsbau der WLB bei abendlicher Beleuchtung.
Bilder oben: seit Sommer 2025 befindet sich der früher im Schlossgarten aufgestellte Fitz-Faller-Brunnen auf dem Platz vor dem „Linde-Bau“ der WLB und dem neuen Erweiterungsbau.
Erweiterungsbau der Landesbibliothek Baden-Württemberg, 2020

Bild oben: Bautafel während der Bauarbeiten am Gebäude mit einer sehr künstlerischen Visualisierung des Projekts.
In 5-jähriger Arbeit ist zwischen 2015 und 2020 an der Stuttgarter „Stadt-Autobahn“ B14 (Konrad-Adenauer-Straße) ein Erweiterungsbau für die Württembergische Landesbibliothek entstanden. Das neue Haus liegt nördlich der Bestandsgebäude aus dem Jahr 1970 zwischen dem Stadt-Palais und dem Haus der Abgeordneten, dem Haus der Geschichte und darauf folgend der Neuen und der Alten Staatsgalerie an der so genannten „Kultur-Meile“.
Geplant und gebaut haben Lederer Ragnarsdóttir Oei, (LRO) Stuttgart; und es ist auch ein für dieses Büro „typisches“ Gebäude geworden: die runden „Bullaugen“-Fenster, die schräg gestellten Fenster, hinter denen die Einzelleseplätze liegen, die Kupferverkleidung,… findet man auch an Bauten wie dem Hospitalhof, der Diözesanverwaltung in Rottenburg oder einem Bankgebäude in Ulm, die von LRO gebaut wurden.
Auffallend an dem Bibliotheksgebäude sind auch das Sheddach oder der Lüftungs-„Kamin“. Neben dem neuen Bibliotheksbau entstand eine breite Freitreppe, die am Fußweg parallel zur B14 endet. Der Erweiterungsbau hat zwei Eingänge: einmal kommt man auf Straßenniveau ins Haus, zum anderen nach Aufstieg auf der Freitreppe eine Etage höher.
Im Erdgeschoss gibt es auch ein schönes, lichtes Café, das sich über stockwerkshohe Türen zum kleinen baumbestandenen Vorplatz an der Straße öffnet. Im Gebäudeinneren dominieren die feinen Sichtbetonoberflächen der Wände, Decken und Treppenanlagen, das Weiß der Regale und das Grasgrün der Teppichböden.
Zum Bild: der Lüftungskamin.

Über die Stockwerke verteilt gibt es nahezu 400 Leseplätze; am schönsten sind diejenigen entlang der Gebäudefront zur B14 hin; von hier oben hat man einen schönen Blick auf die Oper, den Landtag, das Neue Schloss und die Innenstadt. Durch die Schrägstellung der Fenster entsteht eine Abfolge von Leseplätzen, die gegeneinander versetzt sind, wodurch man die unmittelbaren Nachbarn gar nicht wahrnimmt und in einer ungestörten, quasi-privaten Umgebung studieren kann.
Auf der Website https://www.db-bauzeitung.de kann man von der Autorin Ursula Baus zum Gebäude das Folgende lesen:
„Erst in der Überarbeitungsrunde hatte das Büro LRO den Wettbewerb für den Erweiterungsbau für sich entscheiden können. Obwohl es hier um einen Neubau geht, ist die baukulturelle Messlatte der »Altbau«, die 1964-70 entstandene Landesbibliothek von Horst Linde und seinem Mitarbeiter Peter Schenk, deren Qualität Arno Lederer außerordentlich hoch schätzt. Nun rückt die neue Erweiterung dem 60er-Jahre-Klassiker sehr nah und bildet mit ihm zusammen neue öffentliche Räume. Der mächtige Neubaukörper steht dicht an der B14, einer der scheußlichsten Straßen in Stuttgart.
In ihren Details – Fassadenkurven, kreisförmige Fenster, Ecken und Nischen – erkennt man gleich die LRO-Architektur, die mit dem Altbau nur durch eine Raumbrücke im ersten OG und in den UGs verbunden ist. (…)
Im Neubau haben die Architekten Motive des Altbaus aufgenommen – etwa eine Handlauf-Kontur oder die versetzten Lesenischen an der Fassade mit Blick auf die Innenstadt.


Atmosphärisch entstand aber eine ganz andere, überaus lichte Lesewelt: Mit omnipräsentem, hellem Sichtbeton und einer ausnahmslos weißen Inneneinrichtung auf grasgrünem Teppichboden zeigt sich die Bibliothek modern, sogar clean, als handele es sich um eine Labor-Bibliothek, in der eher Physikbücher als Spätschriften Hegels gelesen werden. Der Grundriss ist formal und funktional stringent auf die Situation und die Aufgabe abgestimmt. (…)
Das Gebäudeensemble als Ganzes verankert mit neuen Bezügen zum öffentlichen Raum die Bibliothek kräftiger in der Stadt (…)“
Bilder oben: Blick von oben auf das neue Bibliotheksgebäude mit dem markanten Sheddach. Hinter dem Erweiterungsbau der Bibliotheksbau von Horst Linde aus dem Jahr 1970 Jahren und der Gebäuderiegel des Landgerichts Stuttgart.

Bild oben: der Erweiterungsbau der Landesbibliothek (mit Sheddach), von der Dachterrasse der Musikhochschule aus gesehen. Im Vordergrund das „Haus der Abgeordneten“, im Hintergrund Tagblatt-Turm, Rathausturm, Altes und Neues Schloss und Stiftskirche.
Bilder oben: der Erweiterungsbau: vom Bürgersteig an der B14 aus gesehen, Blick vom Landtag auf der gegenüberliegenden Straßenseite und Balkon an der Straßenfront sowie Eingangsbereich mit Bibliothekscafé („Lib Room“).
Bilder oben: Blick vom Stadt-Palais über das Staatsarchiv hinweg auf den Bibliotheksbau und Straßenfront mit den schräg gestellten Fenstern und dem Sheddach.
Bilder oben: nach Umgestaltung des Platzes vor dem Stadt-Palais führt nun ein alleegesäumter Bürgersteig am Erweiterungsbau der Landesbibliothek, dem Altbau und dem Landesarchiv vorbei bis zum Stadt-Palais und zum Charlottenplatz.
Bilder oben: den oberen Eingang erreicht man über eine große Freitreppe.
Bilder oben: Baudetails: der Lüftungskamin, der ein bisschen an Alvar und Aino Aalto’s Savoy-Vase erinnert und der obere Eingang (Haupteingang).
Bilder oben: auch die Gebäuderückseite zum Bestandsbau von Horst Linde hin zeigt die schräg gestellten Fensterelemente, hinter denen sich Einzelleseplätze befinden.
Bilder oben: Baudetail: die Verbindungsbrücke zum Bestandsbau.
Bilder oben: Baudetails: die Fensterleibungen der schräg gestellten Fenster sind mit Kupfer verkleidet. Wenn sie erst einmal Patina angesetzt haben, stellen sie einen Bezug zu den Kupferverkleidungen des Bestandsgebäudes her.

Bild oben: die schräg versetzten Fenster, hinter denen sich Einzelleseplätze befinden.
Bilder oben: das Bibliotheksgebäude bei abendlicher Beleuchtung.
Eine Persönlichkeit unter den Bibliotheksbauten
Der Erweiterungsbau der WLB an der Stuttgarter „Kulturmeile“ ist ein schönes und nützliches Geschenk an die Stadtgemeinschaft. Nicht nur schließt der Bau an der Konrad-Adenauer-Straße zwischen Stadt-Palais einerseits und „Haus der Abgeordneten“, „Haus der Geschichte“ und Staatsgalerie andererseits eine Lücke, sondern schafft mit der angrenzenden Freitreppe, der Brunnenanlage und der am Gebäude vorbeiführenden Platanenallee auch einen neuen urbanen Raum und einen Boulevard, der jetzt von der Staatsgalerie bis zum Charlottenplatz führt. Der Neubau wurde in den Jahren seit der Eröffnung von den Nutzer/innen sehr gut angenommen; man fühlt sich wohl in den Arbeits- und Lesesälen oder beim Pausenkaffee im Café „Lib-Room“ und dessen Außenterrasse.

Der Architekt des Gebäudes, Arno Lederer, schreibt im „WLBforum“, Ausgabe 2020/2 zum Erweiterungsbau der Landesbibliothek das Folgende:
(…) „Das nämlich ist die zweite, wichtige Aufgabe der Bibliothek: mehr zu sein als ein Behälter für Medien, deren Lagerung und Zugänglichkeit. Sollte sich im Bau nicht einer Bibliothek nicht auch die kulturelle und wissenschaftliche Verfasstheit einer Gesellschaft ausdrücken? Gehört dazu auch der Standort, die bevorzugte Lage in den Innenstädten?“ (…)
(…) „Kirche, Rathaus, Schule seien die besonderen Gebäude der Stadt, sagt ein Sprichwort aus dem Bereich des Städtebaus. Dazu gehören natürlich auch Büchereien und Bibliotheken. Sie sind geistige und geographische Orientierungspunkte. Wir erkennen sie und ihre Aufgabe im Gewebe der anonymen Bauten. Auch dann, wenn kein Schriftzug an ihnen vorhanden ist, der auf die Besonderheit verweist. Orientierung geben diese Häuser auch für die Architektur. Die Öffentliche Hand legt damit den Maßstab an, was sie unter Baukultur versteht. Und diese ist es, die unsere Städte lebenswert gestaltet, oder einfacher gesagt, die sie schön macht.
Damit also ist die zweite Aufgabe beschrieben, die Bibliotheken zukommt: ihr Inneres bedingt ein adäquates Äußeres. (…)“
Bilder oben: Eingangsbereich von der Straße aus (links geht es zum Café); die Treppe führt in das erste Obergeschoss. Letztes Bild: im Treppenhaus, welches (zusammen mit den Aufzügen) die oberen Stockwerke erschließt.
Bilder oben: durch die schräg gestellten Fenster entstehen abgetrennte Einzellese-Arbeitsplätze; von den Plätzen an der Straßenseite hat man einen schönen Blick auf die gegenüberliegenden Gebäude von Neuem Schloss, Landtag und Oper.
Bilder oben: der durch alle Etagen verlaufende Lichthof; das Sheddach spendet natürliches Licht in alle Stockwerke.

Bild oben: die Stützen und ihr Anschluss an das Sheddach.
Bilder oben: die Möblierung ist komplett weiß gehalten.
Bilder oben: Rückblick (2009): bevor der Erweiterungsbau der Landesbibliothek an dieser Stelle errichtet wurde, erstreckte sich eine kleine parkähnliche Grünfläche zwischen Landesarchiv, Bestandsbau der Landesbibliothek und der Ulrichstraße. Diese wurde von einer Fußgängerbrücke überspannt, über die man vom Haus der Abgeordneten direkt zum (alten) Gebäude der Landesbibliothek gehen konnte.
Fitz-Faller-Brunnen neu aufgebaut (2025)
Seit Juli 2025 ist zwischen dem Erweiterungsbau der Landesbibliothek und dem Altbau ein Brunnen in Betrieb; es handelt sich um den ursprünglich im Rahmen der Bundesgartenschau 1961 im Mittleren Schlossgarten aufgestellten Fitz-Faller-Brunnen: Schöpfer der sprudelnden Anlage waren der Bildhauer Hanspeter Fitz und der Architekt Peter Faller. Im Rahmen der Einrichtung der Baustelle zum Stuttgart 21-Projekt wurde die gesamt Parkanlage in diesem Bereich zerstört und der Brunnen zunächst eingelagert. Jetzt ist er an anderem Ort nach den Planungen des Architekturbüros Lederer Ragnarsdóttir Oei wieder zum Leben erwacht.

Bilder oben: der neu aufgestellte Brunnen neben dem Erweiterungsbau der Landesbibliothek.
Bilder oben: so sah der Fitz-Faller-Brunnen im Herbst 2005 aus. Er bestand aus mehreren Becken und war in den Mittleren Schlossgarten im Bereich Planetarium / Hauptbahnhof eingebettet. Auf dem ersten Bild ist im Hintergrund der ebenfalls für Stuttgart 21 abgerissene Landespavillon (mit Zeltdach) zu sehen, der für die Bundesgartenschau 1977 dort errichtet wurde.
Die Universitätsbibliothek im Stadtgarten (1958-61)
Etwa zeitgleich zum Bau der Kollegiengebäude der Universität bauten Hans Volkart, Klaus-Jürgen Zabel und Ulrich Klauss die Universitätsbibliothek im Stadtgarten; das Gebäude wurde 2018 unter Denkmalschutz gestellt. In einer Schrift der Unibibliothek (Stuttgart, 2020) zur Erklärung des Hauses als Kulturdenkmal „Funktional.Flexibel.Transparent – Kulturdenkmal 60 Jahre nach Grundsteinlegung“ kann man über die Unibibliothek das Folgende lesen:
„Geplant und gebaut von 1958 bis 1961 steht sie beispielhaft für die Architektur der deutschen Nachkriegsmoderne. US-amerikanische Vorbilder und Bibliotheksbauten der schweizerischen Moderne prägten Gestaltung und Planung des Architekten Hans Volkart. (…) Entstanden ist ein funktionales, nach den Prinzipen der Transparenz und Flexibilität gestaltetes Gebäude, das sich bis heute trotz der Nutzungversänderungen als zukunftsfähig erwiesen hat. Der nur 12 Meter hohe Flachdachbau fügt sich organisch in die Parklandschaft des Stadtgartens und seiner umliegenden Gebäude ein. Über dem niedrigen, mit Waschbetonplatten verzierten Sockelgeschoss, das Verwaltung, Werkstätten und das Eingangsfoyer beherbergt, erhebt sich der zweigeschossige verglaste Lesesaal. Seine Außenfassade wird von einer Reihe Betonrundpfeiler und auskragenden Sonnenschutzblenden gegliedert. In Kombination mit der waagrechten Attikazone aus Aluminiumwellblech spielt das Gebäude so auf antike Tempelbauten an und erhält repräsentativen Charakter.“
Im Inneren des Gebäudes wurde Wert darauf gelegt, dass die Bibliotheksnutzer/innen einen möglichst freien Zugang zu den Büchern haben sollten, was durch eine Aufhebung der Trennung von Büchermagazin und Lesesaal erreicht wurde.




In der Schrift „Denkmalpflege in Baden-Württemberg“, 4/2022 kann man im Aufsatz „Der Hochschulbau als Experimentierfeld moderner Architektur“ von Peter Huber zum Bau der Stuttgarter Universitätsbibliothek im Stadtgarten das Folgende lesen:
„Der flache kubische Baukörper mit Innenhof und zum Schlossgarten hin äußerst plastisch gerasterter Fassade war zu seiner Bauzeit ein extrem fortschrittlicher Bibliotheksbau. Anstatt der bis dahin in Deutschland üblichen Magazinbibliotheken mit hohem Magazinturm und kleinem Lesesaal (…) bevorzugten der Architekt Hans Volkhart und der Bibliotheksdirektor Manfred Koschlig eine große Freihandbibliothek nach angloamerikanischem Vorbild.
Ein großer Teil der Bücher war im großen Lesesaal vorhanden und frei zu entnehmen. Die nicht im Freibestand vorhandenen Bücher lagerten weitgehend im Untergeschoss des Gebäudes. Von der Ausleihstelle als Herzstück der Bibliothek wurden die Bücher über ein Rohrpostsystem im Magazin bestellt und landeten in kürzester Zeit über ein horizontales Förderbandsystem und vertikale Aufzüge an der Ausleihstelle. Die Bibliothek erhielt anders als die glatten Rasterfassaden der baulichen Vorbilder in den USA (Price-Gilbert Memorial-Library in Atlanta von 1953) eine stark gegliederte Fassade mit plastisch hervortretenden Stützen und Decken, die dem Gebäude einen monumentalen Eindruck verleihen und an einen antiken Tempel erinnern.“
Bilder oben: die Universitätsbibliothek im Stadtgarten. Um im Inneren bei der Raumaufteilung keine Rücksichten auf Stützen nehmen zu müssen, verlegten die Architekten die äußersten Stützen VOR die Fassade, was zu ihrem charakteristischen Erscheinungsbild wesentlich beiträgt. Das Fassadenraster wird auf diese Weise auch nicht durch Stützen gestört.
Bilder oben: Blick auf den Lesesaal.
Die Bereichsbibliothek der Uni Stuttgart auf dem Campus Vaihingen
Die Mensa befand sich ursprünglich in einem Baukörper nördlich des Chemiehochbaus, doch sie wurde rasch zu klein für die wachsende Zahl an Studenten/innen und Beschäftigten. 1976 wurde ein neues Mensagebäude im Stil des Strukturalismus errichtet und der bisher genutzte Bau für die Einrichtung der Universitätsbibliothek auf dem Campus frei (1977).
Bild oben: die Bereichsbibliothek auf dem Campus in Vaihingen ist im Chemie-Gebäude des NWZ untergebracht; die Bibliothek hat die Räume der früheren Mensa übernommen; aus Kapazitätsgründen wurde bis 1976 ein eigenes Mensa-Gebäude gebaut.

Bild oben: Eingangsbereich der Unibibliothek auf dem Campus Vaihingen.