Brüssel
Bild oben: Brüssel, Europaviertel
Brüssel – Hauptstadt Europas
Brüssel erschließt sich dem (kurzzeitigen) Besucher nicht so leicht; das liegt allein schon daran, dass es aus 19 selbständigen Städten besteht und diese einen teilweise sehr unterschiedlichen Charakter aufweisen. Auch topografisch zeigt sich die Stadt sehr divers: sie ist auf mehreren Hügeln errichtet, man unterscheidet zwischen der Ober- und der Unterstadt. Im Nordosten führt ein Schiffahrtskanal vorbei; das Flüsschen Senne, ein Nebenfluss der Schelde, ist im Stadtgebiet weitgehend überdeckelt. Die Metropolregion Brüssel ist heute Heimat für ca. 1,2 Millionen Einwohner.
Im Zweiten Weltkrieg wurde die Stadt weniger zerstört als andere belgische Städte; alle Architektur-Epochen haben hier typische Bauwerke hinterlassen. Das gilt für die Gotik ebenso wie für die Renaissance, das Barock oder (insbesondere) auch den Jugendstil. Anlässlich der Weltausstellung 1958 entstand im Heysel-Park das Atomium, neben der Grand’Place eines der Wahrzeichen der Stadt. Belgien gehört neben Deutschland, Frankreich, Italien, den Niederlanden und Luxemburg zu den Gründungsmitgliedern der Europäischen Union und Brüssel wurde 1959 zum Sitz der „Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG)“. Neu entstehende Organe der heutigen EU siedelten sich im „Europaviertel“ der belgischen Hauptstadt an: die Europäische Kommission (im Palais Berlaymont), das Europaparlament (neben einem Sitz in Straßburg) in einem eigenen Gebäudekomplex, der Europäische Rat und der Rat der EU (im Europa-Gebäude), usw. Auch die NATO hat seit 1967 ihr Hauptquartier in Brüssel.
Auf der Website planet-wissen.de kann man zum Charakter der „Hauptstadt Europas“ folgende aufschlussreiche Informationen lesen:
„Europas Hauptstadt hat den Charme eines kleinen Dorfes und das kulturelle Angebot einer Großstadt. Hier geht man gern zu Fuß, weil es an jeder Ecke etwas zu entdecken gibt. Brüssel hat so viele Gesichter, dass man etwas Zeit mitbringen muss, um die Stadt wirklich kennenzulernen.
Brüssel ist die Hauptstadt der Europäischen Union (EU), von Belgien und von Flandern. Aber Brüssel ist nicht einfach eine Stadt. Nein, 19 selbstständige Städte sind Brüssel: Schaerbeek, Etterbeek, Ixelles und so weiter. Jede Stadt hat einen eigenen Bürgermeister, ein eigenes Rathaus, eigene Märkte, Ausgehviertel und Shoppingmeilen. 19 Städte in einer, und jede Stadt hat ihren ganz eigenen Charakter. So ist Brüssel: abwechslungsreich und manchmal ziemlich verwirrend.“
Zu städtebaulichen Aspekten über die belgische Hauptstadt kann man auf der Website planet-wissen.de Folgendes lesen:
„Brüssel war in beiden Weltkriegen deutsch besetzt. Anders als viele andere belgische Städte, wie Ypern und Wervick, wurde es jedoch kaum zerstört. Trotzdem hat Brüssel heute viele graue Ecken dort, wo einmal prächtige Häuser aus der Gründerzeit standen.
In den 1960er Jahren wurden viele Architekturdenkmäler zerstört und durch platzsparende effiziente Hochhausbauten ersetzt. Appartementblocks entstanden, übergroße Verwaltungsgebäude, auch die modernen Hochhäuser, die heute EU-Institutionen beherbergen. Modernitätseuphorie und der Wunsch nach einer „autogerechten Stadt“ haben Brüssel an manchen Ecken ein Gesicht gegeben, das man „großstädtisch“ nennen kann, aber eher nicht „schön“. Abrisswut auf Kosten des Stadtbildes – im Vokabular von Städteplanern heißt das heute manchmal kurz und wenig schmeichelhaft ‚Brüsselisierung‘.“
Trotz alledem überwiegen aber wohl die charmanten Ecken der „Hauptstadt Europas“: Architektur aus allen Epochen säumt die Straßen, insbesondere auch viele Gebäude aus der nur kurz währenden Phase der Art Noeuveau, der belgischen Variante des Jugendstil. Zudem wurden in den 1990er Jahren Verordnungen zur Stadtplanung und zum Denkmalschutz erlassen, welche schutzwürdige Bauten zu erhalten trachten.
Bilder oben: Stadtimpressionen.
Brüssels mittelalterlichen Wurzeln
Brüssel wird um das Jahr 1000 herum zum ersten Mal als Ansiedlung an einem Übergang über das Flüsschen Senne urkundlich erwähnt (das Gewässer ist seit dem Ende des 19. Jahrhunderts im Stadtgebiet weitgehend überdeckelt); mit zunehmender Ansiedlung und wachsendem Reichtum wurde zur Sicherung der Stadt zwischen dem 11. und 13. Jahrhundert eine umfangreiche Stadtbefestigung errichtet; der „innere Ring“ der Stadtmauer war vier Kilometer lang und wies mehrere Stadttore und viele Türme auf. Weitere Ansiedlungen vor diesem Mauerring machten im 14. Jahrhundert eine auch diese Vorstädte umschließenden Befestigungsanlage nötig.
Wie in Wien wurde im 19. Jahrhundert die Stadtmauer weitgehend beseitigt; in Wien entstand auf diesem Gelände die Ringstraße, in Brüssel ebenfalls ein Boulevard-Ring. Das eindrucksvollste Relikt der ehemaligen Stadtbefestigung ist das Stadttor Porte de Hal (Halle’sches Tor) im Westen der ursprünglich inneren Stadtmauer; allerdings wurde das Äußere dieses Tores im 19. Jahrhundert gotisiert, sodass das Stadttor heute nicht mehr das eigentliche mittelalterliche Erscheinungsbild zeigt.
Bild oben: das Stadttor Porte de Hal ist das einzig verbliebene von der ehemaligen Stadtbefestigung; 1870 wurde sein Äußeres bei Sanierungsarbeiten im neogotischen Stil überarbeitet. Heute befindet sich im Turmbauwerk ein Museum über die Geschichte des Stadttors und das mittelalterliche Brüssel.
(Außer-architektonische) belgische Spezialitäten und Besonderheiten:
Auch typisch belgisch: Pommes frites (sie sollen in Belgien Mitte des 17. Jahrhunderts erstmals zubereitet worden sein), belgische Schokolade oder Pralinen und belgische (Hefe-)Waffeln (Gaufres).
Stadtimpressionen Brüssel
Fassaden, Türen, Straßen, Plätze: einige Eindrücke aus der belgischen Hauptstadt.
Bild oben: Türen, Fenster an Geschäften, am Comic-Zentrum oder am Brothaus (Grand Place), an der Bibliotek Solvay oder am Kunstmuseum…
Bilder oben: unterwegs in Brüssel.
Victor Horta und der Jugendstil (Art Nouveau) / Jugendstilbauten in der belgischen Hauptstadt Brüssel
Victor Horta wurde 1861 im belgischen Gent geboren; er starb 1947 in Brüssel. Nach einem Studium in Architektur arbeitete er ab 1878 zunächst als Innenarchitekt in Paris. Nach Rückkehr nach Belgien studierte er an der Akademie der Schönen Künste in Brüssel.
Ende des 19. Jahrhunderts gab es in Architektenkreisen und auch in der interessierten Öffentlichkeit eine gewisse Unzufriedenheit darüber, dass beim Bau neuer Gebäude (nur) auf historische Stile zurückgegriffen wurde (Historismus); wurden gotische Elemente benutzt, spricht man von Neo-Gotik, bei barocken Anleihen vom Neo-Barock, bei Verwendung von Stilelementen der Renaissance von Neo-Renaissance etc. In dieser historischen Entwicklung kam es immer mehr auch zum Stil-Eklektizismus, d. h. es wurden mehr oder weniger willkürlich von den Baustilen Aspekte herausgegriffen und teilweise am selben Gebäude auch kombiniert.
Victor Horta wollte – wie andere (junge) Architekten seiner Zeit – etwas Neues und Eigenständiges schaffen. Mit dem Bau der Stadtvilla Hôtel Tassel 1893 begründete er für Belgien den Jugendstil in der Architektur, in den französischsprachigen Ländern auch als Art Nouveau bezeichnet; dabei kann man zwei Richtungen unterscheiden: die Jugendstil-Ornamentik bediente sich einerseits bei natürlich gewundenen, organischen Formen von Pflanzen / Blumen; dann spricht man von der floralen Richtung. Andererseits entwickelte sich auch eine mehr geometrische Ausprägung des Jugendstils (in Belgien etwa vertreten durch Paul Hankar).
In der Folgezeit wurden in Belgien viele Stadtvillen, Schulen, Kaufhäuser etc. im neuen „Jugendstil“ erbaut. Aber nicht nur die Architektur, die Fassaden, die Fenster, Türen und Balkone wurde von den Jugendstil-Architekten entsprechend gestaltet; meist orientierte sich auch der Innenausbau an dieser Stilrichtung und alle dekorativen Künste wurden von den neuen Gestaltungsprinzipien erfasst: Möbel, Lampen, Tapeten, Schmuck, Glasmalerei, Keramik usw. waren vom Jugendstil beeinflusst.
Bilder oben: die Stadtvilla Hôtel Tassel (das Haus mit dem vorspringenden grünen Rund-Erker) von Victor Horta (in der Rue Paul Emile Janson).
Auf dem Info-Schild, welches die Stadt Brüssel am Haus aufgestellt hat, kann man lesen: „Durch ihre Komposition spiegelt die Fassade dieses Herrenhauses mit ihren eleganten Bogenfenstern die komplexe räumliche Gestaltung des Interieurs wider, wobei der Nachdruck auf die Haupträume gelegt wird. Die Originalität des Genies des Architekten Victor Horta zeigt sich ganz und gar in dieser Einheit der Auffassung, die sich bis in der kleinsten Einzelheit der Konzeption dieser prachtvollen Wohnung wiederfindet. Horta war knapp zweiunddreißig Jahr alt, als er 1893 dieses meisterhafte Werk vollbrachte, wodurch er eine allgemein bekannte Persönlichkeit wurde und er den Jugendstil, bzw. Art Nouveau in Belgien einläutete.“
Horta baute die Stadtvilla für seinen Freund Emile Tassel; neu an seiner Konstruktion war insbesondere die Verwendung von Eisen für die Tragkonstruktion oder für dekorative Elemente.
Bilder oben: die Stadtvilla Hôtel Tassel von Victor Horta.
Das Horta-Museum / Wohn- und Atelier-Gebäude des Jugendstil-Architekten
Auf der Tourismus-Website https://visit.brussels/de/ kann man zu dem ehemaligen Wohn- und Atelierhaus Victor Hortas lesen: „Die Gebäude des heutigen Horta-Museum, das zum UNESCO-Weltkulturerbe zählt, wurde 1898 von dem berühmten belgischen Jugendstilarchitekten Victor Horta auf zwei Parzellen der Brüsseler Rue Américaine als Wohnhaus und Atelier erbaut.
Von Arabesken und Licht: Der Jugendstilpionier erfand einen auf der Arabeske beruhenden Stil und revolutionierte den traditionellen Grundriss des bürgerlichen Hauses. Mit der Konzeption eines Oberlichtes, das sich über einem großräumigen Treppenhaus befindet, brach er mit der Struktur des Hauses mit Bel-Etage und drei aneinander anschließenden, eher dunklen Zimmern. Außerdem nutzte er alle Möglichkeiten seines handwerklichen Könnens und der Verwendung von industriellen Materialien wie Eisen, Gusseisen und Glas.
Hortas Anspruch war es, Kunst und Innenausstattung zu einem Gesamtkunstwerk zusammenzufügen, das das tägliche Leben zu einer ästhetischen Erfahrung machte. Ganz sicher einer der Jugendstilhöhepunkte in Brüssel.“
Bilder oben: das Horta-Museum ist in Victor Hortas Wohn- und Atelierhaus untergebracht.
Bilder oben: das Horta-Museum ist in Victor Hortas Wohn- und Atelierhaus untergebracht.
Die Ornamentik des Jugendstils
Im Lehrbuch “Europäische Baustile“ (Europa Lehrmittel, Nourney, Vollmer GmbH&Co. KG, Haan-Gruiten, 2016) schreibt der Autor Helmut Sirtl zum Jugendstil: „Die Architektur des Jugendstils wurde nicht vorrangig durch eine neue Baukonstruktion oder neue Bauformen geprägt, sondern vielmehr durch die neue Bau-Ornamentik. Nach der Jahrhundertwende wurden architektonische Gesamtkunstwerke angestrebt, indem Innen- und Außenarchitektur, Mobiliar, Teppiche und auch Gebrauchsgegenstände mit den Formen des Jugendstils gestaltet wurden.“
Und Klaus Jan Philipp (Professor an der Uni Stuttgart) schreibt in seinem Buch „Das Buch der Architektur“ (Reclam, Ditzingen, 2017) zur Nutzung von Form und Material: „Gemeinsam ist allen eine Vorliebe für das Material Eisen, das verformbar und filigran einsetzbar ist und mit dem sich die Funktion einzelner Bauglieder analog zu organischen Formen darstellen ließ. Einflussreich waren hier die konstruktiven Überlegungen Viollet-le-Ducs für die organische Verbindung von Eisenstützen und Naturstein. Säulen als Pflanzenstängel, frei geschwungene Treppengeländer, vegetabil erscheinende Einzelformen von Fenstern und Fassaden (…) verbildlichten die universal-ästhetische Lebensauffassung der Jugendstilkünstler.“
Die Phase des Jugendstils in der Architektur endete mit dem Ersten Weltkrieg; man könnte sagen, dass er durch den Art Déco abgelöst wurde, der vor allem auch in Amerika weite Verbreitung fand.
Bekannte Architekten des Jugendstils sind in Belgien außer Victor Horta: Henry van de Velde, Paul Gauchie, Ernest Blerot oder Gustave Strauven; in Frankreich wäre da Hector Guimard zu nennen, in Österreich Otto Wagner, in Spanien Antonio Gaudi und Charles Mackintosh im Vereinigten Königreich.
Bilder oben: an der Avenue Paul Dejaer, unweit des Bezirksrathauses des Brüsseler Stadtteils St. Gilles tritt besonders ein Gebäude durch seine aufwändige Fassaden-Ornamentik hervor: das De Beck-Appartementhaus, das 1902 vom belgischen Jugendstil-Architekten Gustave Strauven errichtet wurde. Zu den floral gewundenen Eisenarbeiten an den Balkonen und den ebenso reich gestalteten Rahmen von Fenstern und Türen gesellt sich die Benutzung farbiger Backsteine; steht man auf der Straße vor dem Gebäude, benötigt man etliche Zeit, um alle Details nach und nach zu erfassen.
Bilder oben: Jugendstilbauten an der Rue Solvay.
Bilder oben: Jugendstilgebäude an der Rue Haute.
Bilder oben: Jugendstilgebäude.
Bilder oben: Jugendstilgebäude an der Rue Africaine.
Bilder oben: Jugendstilgebäude an der Rue Africaine.
Bilder oben: Jugendstilgebäude an der Rue Americaine, unweit des Horta-Museums.
Bilder oben: an der Rue Vanderschrick baute Architekt Ernest Blerot 14 nebeneinander liegende Jugendstilbauten, die sich in ihrer Fassadengestaltung alle unterscheiden; im Eckhaus Rue Vanderschrick / Avenue Jan Volders ist im Erdgeschoss ein Café eingezogen (erste Bilder).
Bilder oben: hier hat das Architekturbüro bei der Gestaltung der Fassade des modernen Geschäftshauses am Boulevard de Waterloo mit floralen, geschwungenen Formen wohl Anleihen beim Jugendstil gemacht.
Die Siedlung Hellemanns / ein Sozialwohnungsprojekt von 1905
Bilder oben: in den Marollen, einem früher eher ärmeren Stadtteil Brüssels, entstand ab 1905 auf Betreiben der Stadt die erste größere Anlage mit Sozialwohnungen, die vom Architekten Emile Hellemans (nach dem der Komplex auch benannt wurde: Cité Hellemans) und seinem Partner Fernand Brunfaut. Das Viertel besteht aus vier parallelen Reihen von mehrstöckigen Reihenhausbauten; alle Wohnungen waren schon damals mit eigener Toilette sowie einer großen Loggia ausgestattet; über sie kann die Kommunikation mit den Nachbarn stattfinden oder man kann hier die Wäsche trocknen (nach www.bauwelt.de). Die Gebäude sind aus verschiedenfarbigen Backsteinen errichtet und weisen Jugendstilelemente auf.
Zur Siedlung Hellemans kann man auf www.bauwelt.de lesen: „Hellemans und Brunfaut waren beim Entwurf der sieben viergeschossigen, wie in einer Phalanx dicht parallel nebeneinander stehenden Blocks von der Ästhetik des Jugendstils inspiriert: sichtbare gusseiserne Konstruktionen, durchlaufende Loggien, polychrome Backsteinfassaden mit Dekorelementen und deutlich akzentuierte, fast spielerisch wirkende Treppentürme. Die heute „vieux Blocs“ genannten Häuser waren, abgesehen von einigen bescheidenen Ensembles in der Peripherie, die ersten Sozialwohnungen in Brüssel überhaupt. Die Gassen zwischen den Blocks und die Torbögen durch sie hindurch waren für damalige Verhältnisse und im Vergleich zu den dunklen Gässchen, die sie ersetzten, äußerst großzügig konzipiert“ (…)
Koudenberg – Mont des Arts (Kunstberg)
Die Idee für die Anlage des Kunstbergs stammt von König Leopold II., der den Bereich mit entsprechenden Museen als Kunstzentrum gestalten wollte. Durch Zubauten (Bibliothek Royale de Belgique / Nationalbibliothek sowie den Archives générales dy Royaume / Staatsarchiv) änderte sich die ursprünglich zur Weltausstellung 1910 fertiggestellte Anlage. Heute befinden sich um die zentrale Gartenanlage am Kunstberg, der die Ober- und die Unterstadt, den Place Royale und den Grand Place verbindet, mehrere Museen (Sammlung Alte Meister und Fin de Siècle-Museum der Königlichen Museen der Schönen Künste, Margritte-Museum, Musikinstrumentenmuseum, usw.) und das Veranstaltungszentrum Square.
Am tiefer gelegenen Ende der Gartenanlage steht ein Reiterdenkmal von König Albert I.; über eine gewaltige Freitreppe gelangt man oben zur Place Royale mit einem Reiterstandbild von Charles-Alexandre de Lorraine und der Coudenberg-Kirche St. Jakob.
Bilder oben: der Brüsseler Kunstberg (Coudenberg): die Gartenanlage verbindet Ober- und Unterstadt; von oben hat man einen wunderbaren Ausblick auf die Altstadt mit Rathausturm am Großen Platz; oben befindet sich der Place Royal mit der Kirche St. Jakob (Coudenberg-Kirche); hier befinden sich auch mehrere Museen: das Musikinstrumenten-Museum, das Magritte-Museum und die Königlichen Museen der Schönen Künste.
Bilder oben: der Brüsseler Kunstberg; die Gartenanlage verbindet den Place Royal in der Oberstadt mit der Unterstadt; hier ist auch Brüssels „Museums-Meile“. Die Kirche St. Jakob begrenzt den Place Royal im Süden. Das Glockenspiel befindet sich am/im Palais de la Dynastie, die Sonnenuhr an der Fassade des Hotel Ravenstein.
Bilder oben: am Koudenberg (Kunstberg) liegt das Brüssel Meeting Center „Square“; der ursprüngliche Kongresspalast von der Weltausstellung 1958 (von Jules Ghobert and Maurice Hoyoux) wurde zwischen 2006 und 2009 saniert, renoviert und um ein Eingangsgebäude, einen 16 Meter großen Kubus aus Stahl und Glas des Architekturbüros A.2R.C erweitert.
Brüssel – Städtebauliche Notizen
Die Stadtgründung kann man auf das Ende des 10. Jahrhunderts (966) datieren; von der mittelalterlichen Stadtbefestigung sind heute noch vier Türme erhalten (am bekanntesten ist wohl die Porte de Hal). Das rasche Wachstum der Stadt machte eine weiter außen liegende Ummauerung nötig; im 19. Jahrhundert wurden diese Befestigungsanlagen abgerissen. Vergleichbar zur Wiener Ringstraße wurde auf den dadurch frei werdenden Flächen ein großzügiger Boulevardgürtel angelegt.
Gotik, Renaissance, Barock
Während aus der romanischen Epoche nur wenige Zeugnisse in Form von Bauten erhalten sind, hat die Gotik bedeutende und markante Gebäude hinterlassen: die Kathedrale St. Michael und St. Gudula, die Kirche Notre-Dame du Sablon oder (im Stil der so genannten Brabanter Gotik) das Rathaus an der Grand Place.
Das Zunfthaus der Maler an diesem Platz („Le Pigeon“) wurde im Stil der Hochrenaissance erbaut, die anderen im barocken Stil. Die Zunfthäuser, welche den beeindruckenden Platz (aufgenommen in die UNESCO-Liste des Weltkulturerbes) säumen, wurden Ende des 17. / Anfang des 18. Jahrhunderts errichtet.
Der auf dem ehemaligen Galgenhügel der Stadt trohnende Justizpalast, der den Besucher in seiner brutalen Wuchtigkeit geradezu erschlägt, wurde in fast zwanzigjähriger Bauzeit (1866 – 1883) von Joseph Poeleart erbaut und mischt klassizistische und barocke Stilelemente.
Bilder oben: an der Kathedrale St. Michael und St. Gudula wurde ab 1226 zweieinhalb Jahrhunderte lang am Teurenberg gebaut, so dass Stilelemente der verschiedenen Phasen der Gotik das Bauwerk kennzeichnen.
Bilder oben: Gebäude am Treurenberg, direkt neben der Kathedrale St. Michael.
Die National-Basilika Sacre Coeur
Diese zwischen 1905 und 1969 erbaute Kirche ist die fünftgrößte der Welt. Sie befindet sich auf einer Anhöhe im Stadtteil Koekelberg am Elisabeth-Park. Architekt war zunächst Pierre Langerock, der ein neogotisches Gebäude plante. Die Bauarbeiten wurden 1920 vorübergehend eingestellt; auch während der Weltkriege wurde nicht am Bau gearbeitet. Bei Wiederaufnahme der Arbeiten an dem Gebäude 1926 setzte Architekt Albert Van Huffel die Gestaltung im Art Déco-Stil fort. Die Kuppel hat einen Durchmesser von 33 Metern und gibt dem Bauwerk eine Höhe von 90 Metern.
Bilder oben: Das von König Leopold II. beauftragte Nationalmonument mit wahrlich monumentalen Dimensionen hat eine Außenhaut aus beigen Ziegelsteinen und Terracotta.
Weitere Kirchen
Weitere wichtige Bauten sind die Kirchen Notre-Dame-de-la-Chapelle, Notre-Dame-du-Sablon, Saint-Nicolas, Saint-Jaques-sur-Coudenberg (St. Jakob am Place Royale), Saints-Jean-et-Étienne-aux-Minimes (in den Marollen), Éclise Saint-Boniface d’Ixelles oder Sainte-Marie-Madelaine (St. Maria Magdalena).
Bilder oben: Die Kirche St. Jakob (Église Saint-Jacques-sur-Coudenberg) hat eine wechselvolle Baugeschichte; eine Vorgängerkirche wurde abgerissen; der heutige Bau wurde von B. Guimard und L. Montoyer zwischen 1776 und 1786 im neoklassizistischen Stil errichtet; wie eine Plakette im Portikus verrät, wurde am 21. Juli 1831 auf den Stufen dieser Kirche der erste König von Belgien, Leopold I. vereidigt.
Der Säulenportikus, der Dreiecksgiebel mit Tympanongemälde und die Treppe, die zum Eingang führt, erinnern an einen klassischen Tempel.
Bilder oben: die Baugeschichte der Kapellenkirche (Notre-Dame de la Chapelle) zieht sich durch mehrere Stilepochen; eine Kapelle entstand am jetzigen Ort Ende des 12. Jahrhunderts als Vorgängergebäude. Chor- und Querschiff stammen aus der Übergangszeit zwischen Romanik und Gotik in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts, das Langhaus wurde Ende des 15. Jahrhunderts im Stil der flandrischen Stätgotik fertiggestellt; der Turmhelm wurde Ende des 17. Jahrhunderts in barockem Stil ausgeführt.
Bilder oben: die spätgotische Kirche Notre-Dame du Sablon wurde im 15. Jahrhundert eigens zur Beherbergung einer Madonnenstatue erbaut, welche während einer Pestepidemie 1348 aus Antwerpen geraubt worden war. Wegen dieser Statue wurde die Kirche zum Wallfahrtsort. Das Gebäude wurde Ende des 19. / Anfang des 20. Jahrhunderts umfangreich renoviert, wobei auch der aufwändige (figürliche) Schmuck am Südportal (Archivolten) entstand.
Bilder oben: die im Brüsseler Stadtteil Ixelles befindliche Kirche wurde zwischen 1846 und 1849 von Dumont im neo-gotischen Stil erbaut und dem Hl. Bonifazius geweiht.
Bilder oben: die kleine gotische Kirche Sainte Marie Madeleine wurde anstelle eines 1695 zerstörten Vorgängergebäudes errichtet.
Bilder oben: auch die St. Nikolaus-Kirche kann, wie viele Brüsseler Kirchen, auf eine lange und wechselhafte Baugeschichte zurückblicken. Im 14. Jahrhundert im spätgotischen Stil erbaut wurde sie bei der französischen Bombardierung Brüssel 1695 stark in Mitleidenschaft gezogen; das Langhaus wurde anschließend neu aufgebaut; besonders bemerkenswert an dem Gebäude ist, dass sich Wohn- und Geschäftshäuser eng an die Außenmauern schmiegen.
Grand Place / Grote Markt
Unter Ludwig XIV. beschossen französische Truppen die Unterstadt Brüssels, wodurch Tausende Gebäude zerstört wurden, auch diejenigen am Marktplatz. Ab 1695 bauten die Zünfte ihre Zunfthäuser am „Großen Markt“ im barocken Stil wieder auf.
Wie schon vor seiner Zerstörung ist dieser Platz das Herz und der Mittelpunkt der belgischen Hauptstadt und heute ein Tourismusmagnet. Barocke Bauplastik und Fassadendekoration (mit großem Einsatz von Gold) machen dieses Gebäudeensemble zu einem einmaligen Schatz, der auch in das UNESCO-Weltkulturerbe aufgenommen ist.
Bilder oben: dominante Gebäude am Geviert des Marktplatzes sind einerseits das Rathaus und andererseits das Brothaus. Das Rathaus wurde zu Beginn des 15. Jahrhunderts im Stil der „Brabanter Gotik“ von Jakob van Tienen errichtet; Mitte des Jahrhunderts wurde das Gebäude um den rechts neben dem 96 Meter hohen Turm befindlichen Gebäudeteil erweitert, wobei dieser etwas kürzer ist als der ältere. Das Gebäude überstand den französischen Beschuss von 1695 relativ unbeschädigt und erhielt zu Beginn des 18. Jahrhunderts die noch heute sichtbare Gestalt.
Das Brothaus (auch Haus des Königs) in der heute existierenden Form wurde Ende des 19. Jahrhunderts von Architekt Victor Jamaer im Stil der Neogotik errichtet; auffällig am Gebäude sind der filigrane Turm und der große Bogengang.
Bilder oben: der Große Markt (Grote Markt / Grand Place) mit Brothaus im Nordosten, Haus der Herzöge (von Brabant) im Südosten und Rathaus im Südwesten. Der Platz erstreckt sich auf einer Fläche von 110 mal 60 Metern.
Bilder oben: der Große Markt mit dem gotischen Rathaus und den Zunfthäusern bei Abenddämmerung.
Der Justizpalast (Palais de Justice de Bruxelles)
Auf dem ehemaligen Galgenhügel der Stadt thront heute der überaus wuchtige und kuppel-gekrönte Justizpalast; er wurde zwischen 1866 und 1883 von Joseph Poelaert unter König Leopold II. erbaut. Der Architekt hat sich bei der Formengestaltung seines Gebäudes bei unterschiedlichen Baustilen bedient, so dass klassizistische und barocke Formen sich mischen. Heute ist das Haus Sitz des höchsten belgischen Gerichtes (Kassationsgericht). Bei einer Grundfläche von 150 mal 160 Metern stellt der Palast sogar den Petersdom in Rom in den Schatten; das Gebäude war bei Fertigstellung das größte der Welt.
Der Architekt Poelaert hat in Brüssel auch weitere Gebäude zu verantworten: die Oper und die Kathedrale St. Michael.
Bilder oben: der Justizpalast / öffentlich zugänglicher Eingangsbereich.
Palais Royal und Palast der Nation
Das Palais Royal ist der belgische Königspalast; hier finden v. a. Staatsempfänge und sonstige repräsentative Veranstaltungen statt; es ist aber nicht Wohnsitz des belgischen Königs (der befindet sich im Königlichen Palast im Park Laeken, nördlich der Brüsseler Innenstadt). Das Gebäude hat eine längere und wechselhafte Baugeschichte; das heutige Aussehen erhielt der Königspalast unter Léopold II. mit seiner neobarocken Fassade, der Kuppel und dem Säulenportikus.
Gegenüber dem Palais Royal steht der „Palast der Nation“, der Sitz der beiden Kammern des belgischen Parlamentes. Das klassizistische Gebäude wurde vom französischen Architekten Gilles-Barnabé Guimard zwischen 1779 und 1783 erbaut. Der Eingangsbereich wird von einem Säulenportikus mit ionischen Säulen und Dreiecksgiebel gebildet.
Bilder oben: Sitz der wichtigsten staatlichen Institutionen der parlamentarischen Monarchie des Königreichs Belgien: der Königspalast und das Parlamentsgebäude, der Palast der Nation.
Bilder oben: der Königliche Park (Park von Brüssel) erstreckt sich vor dem Palais Royal und enthält das Théatre Royal du Parc.
Parc du Cinquantenaire (Jubelpark)
Anlässlich des 50-jährigen Jubiläums der Gründung des belgischen Königreiches fand 1880 auf diesem Gelände eine Nationalausstellung statt. Zentrum der Anlage ist ein Triumphbogen mit Quadriga; die ehemaligen Ausstellungshallen werden heute als Museen benutzt. Unter anderem vom Armee-Museum, dem Oldtimer-Museum „Auto World“ und von den Musées Royaux d’Art et d’Histoire (Königliche Museen für Kunst und Geschichte). Zum Zeitpunkt der Ausstellung 1880 existierte der Triumphbogen noch nicht; er wurde erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts als verbindendes Element eingefügt.
Bilder oben: Jubelpark mit Triumphbogen und den ehemaligen Ausstellungshallen, die heute für Museen genutzt werden
Die Königliche Bibliothek Albert I. (Albertina)
Das heutige Gebäude der Königlichen Bibliothek hat eine relativ lange Werdensgeschichte: bereits 1935 geplant, wurde mit dem Bau erst 1954 begonnen; 1969 konnte der Neubau eingeweiht werden; das Gebäude der nach König Albert I. (der von 1909 bis 1934 König der Belgier war) benannten belgischen Nationalbibliothek (auch kurz Albertina genannt) wurde von Marice Houyoux, Roland Delers und Jacques Bellemans geplant und erbaut und nimmt die Westseite des Jardin du Mont des Arts ein.
Bilder oben: die Königliche Bibliothek (Nationalbibliothek).
Galeries Royales St. Hubert
Die 1847 eröffnete glasüberdachte Ladenpassage erinnert an die aus gleicher Zeit stammende Galleria Vittorio Emanuele in Mailand; auch die belgische Variante wurde im Renaissance-Stil errichtet und wird heute v.a. von edlen Schmuck- und Mode-Boutiquen, Chocolatiers, aber auch für Gastronomie genutzt.Bei der Grundsteinlegung hatte König Leopold I. 1846 höchstpersönlich Hand angelegt.
Auf einer Info-Tafel, die an einem Eingang zur Passage angebracht ist, kann man lesen: „Die Königlichen St. Hubertus-Galerien – Diese monumentale überdachte Passage, die als Verbindung zwischen zwei kommerziellen Drehscheiben gebaut wurde, zählt zu den ersten dieser Größenordnung in Europa. 1838 hatte J.P. Cluysenaar mit dem Entwurf dieser Galerien begonnen, die 1847 eröffnet wurden. Sie sind zugleich Straße und Monument und verbinden Wohn- und Handelszwecke mit einer soziokulturellen Dimension, indem sie insbesondere zwei Theater beherbergen. Sie tragen den Stempel des italienischen Neo-Renaissance-Stils und sind auch ein bedeutender Zeuge der Meisterwerke und Innovationen der Metall- und Glasarchitektur.“
Bilder oben: die Galeries Royales St. Hubert bestehen aus drei Teilen: der Königs-Galerie (Galerie du Roi), der Königinnen-Galerie (Galerie de la Reine) und der Prinzen-Galerie (Galerie des Prinzes). Die Etage oberhalb der Geschäfte wird für Wohnungen genutzt.
Bilder oben: einige Schaufenster der Galeries Royales St. Hubert.
Galerie Ravenstein
Aus neuerer Zeit (1954-58) stammt die von Philippe und Alexis Dument erbaute Galerie Ravenstein, welche die Rue Ravenstein (mit dem Kulturzentrum Bozar) mit dem Brüsseler Hauptbahnhof (Bruxelles Central) verbindet. Die Galerie wurde im Jahr der Brüsseler Weltausstellung vollendet. Über die Treppe im überkuppelten zentralen Lichthof kann man den Höhenunterschied zwischen Ober- und Unterstadt überwinden.
Die Brüsseler Börse
Das monumentale Gebäude der Brüsseler Börse erinnert an einen griechischen Tempel mit Säulenportikus, Dreiecksgiebel mit Akroterien und einem reich verzierten Fries. Es wurde in den Jahren von 1868 bis 1873 von Léon Suys am Boulevard Anspach erbaut und wird heute für Ausstellungen, Konzerte und ähnliche Veranstaltungen genutzt. Auch das Bier-Museum ist hier untergebracht.
Das klassizistische Gebäude wird seit 1996 nicht mehr als Börse genutzt.
Bilder oben: erste fünf Bilder: die Vorderseite des Gebäudes; restliche vier Bilder: die Rückfront.
Grünes Brüssel
Brüssel bietet seinen Bewohnern etliche Parks zur Naherholung; etwa den Parc Bruxelles beim Königlichen Schloss, den Parc Léopold beim Naturkundemuseum, den Square du Petit Sablon neben der gleichnamigen Kirche oder den Botanischen Garten.
Bilder oben: Parks in Brüssel.
Stadtteil Ixelles
Die Gemeinde Ixelles liegt südöstlich des Stadtzentrums und entstand ursprünglich im Bereich von Teichen (Les Étangs d’Ixelles), die vom Flüsschen Maelbeek gespeist wurden. Die hier häufig wachsenden Erlen gaben der Gemeinde auch ihren Namen.
Zentraler Ort ist der Place Flagey, an dem das vor dem Zweiten Weltkrieg von Joseph Diongre im Art-Déco-Stil errichtete Radiogebäude steht; es wird heute noch von Radiosendern genutzt, enthält aber auch einen großen Konzertsaal, in dem auch Filmvorführungen stattfinden und der veranstaltungsort vieler Musik- und Film-Festivals ist.
Der Place Flagey ist auch Verkehrsknotenpunkt für mehrere Bus- und Straßenbahnlinien.
In unmittelbarer Nachbarschaft zum Radiogebäude steht die zwischen 1860 und 1863 von Paul Rome erbaute neugotische Backsteinkirche „Helig Kruiskerk“.
Bilder oben: der Bereich um die Teiche im Stadtteil Ixelles (Les Étangs d’Ixelles) wurde zu Beginn des 19. Jahrhundert zu einer beliebten bürgerlichen Wohngegend; viele herrschaftliche Gebäude im Art-Déco- und Art-Nouveau-Stil säumen die Ufer der Teiche. Am Place Eugène Flagey steht das (ehemalige) Radiogebäude, das mit seinen Aufbauten und gerundeten Ecken wie ein Ozeandampfer daherkommt. Direkt daneben befindet sich die neogotische Heilig-Kreuz-Kirche.
Bilder oben: der Place Flagey ist auch ein weichtiger Verkehrsknotenpunkt für den Brüsseler Öffentlichen Nahverkehr.
Das Europa-Viertel
Die belgische Hauptstadt ist auch Hauptstadt der Europäischen Union (EU): alle wichtigen Institutionen haben hier ihren Sitz: die EU-Kommission, das EU-Parlament, der Rat der EU usw. Auch das Hauptquartier der NATO befindet sich in Brüssel.
Bilder oben: am Robert-Schumann-Kreisel liegt das kreuzförmige Berlaymont-Gebäude, welches Sitz der EU-Kommission, des europäischen Exekutiv-Organs ist. Das Gebäude wurde zwischen 1962 und 1967 nach Plänen von Lucien De Vestel von den Architekten Jean Gilson sowie André und Jean Polak erbaut. Den Namen hat es von dem vormals hier existierenden Augustiner-Kloster. Vor dem Berlaymont-Gebäude erinnert ein Element der Berliner Mauer an die Deutsche Teilung bzw. Wiedervereinigung. Dargestellt ist US-Präsident Kennedy, der die Stadt 1963 besucht hatte.
Bilder oben: das neue Gebäude des Rates der EU („Europagebäude“); der Rat der EU setzt sich aus den verschiedenen Fachressort-Ministern der Mitgliedsländer zusammen und ist neben dem Europäischen Parlament ein wichtiges Beschlussorgan in der Verfassung der Europäischen Union. Auch der Europäische Rat tagt hier; er setzt sich zusammen aus den Staats- und Regierungschefs der EU-Länder, dem Präsident des Europäischen Rates und dem Präsidenten der Europäischen Kommission.
Das Gebäude wurde von Philippe Samyn and Partners zusammen mit dem Studio Valle Progettazioni und dem Ingenieurbüro Happold geplant und gebaut und 2016 fertiggestellt.
Auffällig am Gebäude sind die Integration des Résidence Palais in die Gebäudestruktur, das weit auskragende (mit Solaranlagen bestückte) Glasdach, sowie die transparente Fassade, für welche fast 4000 aufgearbeitete Fensterrahmen aus den Mitgliedsstaaten der EU verwendet wurden.
Bilder oben: die Europäische Kommission benutzt neben dem Palais Berlaymont weitere Gebäude im Europaviertel; hier das Charlemagne-Gebäude.
Bilder oben: neben Straßburg ist Brüssel momentan auch Sitz des Europäischen Parlamentes. In der belgischen Hauptstadt tagt es im Paul-Henri-Spaak-Haus (PHS), welches zwischen 1989 und 1993 errichtet wurde und nach einem der Gründerväter (und dem ersten Präsidenten des EU-Parlamentes) benannt ist. Das Gebäude enthält auch den Plenarsaal für die Abgeordneten des EU-Parlamentes. Über gläserne Brücken ist das PHS mit anderen Verwaltungsgebäuden verbunden. Der Gebäudekomplex hat einen ovalen Grundriss. Gebaut wurde das postmoderne Haus vom Atelier d’Architecture de Genval und dem Atelier Vanden Bossche.
Bilder oben: im Europaviertel: die historische Bebauung wird von den Glaspalästen der europäischen Organe überragt.
Bilder oben: das Wilfried-Martens-Gebäude (WIM) des Europäischen Parlaments wurde von Jaspers Eyers & Partners 2016 fertiggestellt und nach Wilfried Martens, dem ehemaligen belgischen Premierminister und Präsidenten der EVP benannt.
Das Atomium
Copyright-Hinweis (Zitat von der Website atomium.be) zu den Fotos vom Atomium:
„Das Bild des Atomiums ist geschützt und kann ausschließlich unter bestimmten Voraussetzungen genutzt werden. Das Bild des Atomiums wurde seinerzeit von seinem Urheber André Waterkeyn geschützt und besitzt einen wichtigen symbolischen Wert. Der gemeinnützige Verein Atomium wacht darüber, dass dieses Bild nicht verfälscht, verzerrt oder in einem negativen Zusammenhang genutzt wird.
(…)
Die Rechte werden von der Organisation zum Schutz von Urheberrechten (SOFAM) und dem gemeinnützigen Verein Atomium wahrgenommen, die beide von André Waterkeyn und danach von seinen Anspruchsberechtigten designiert wurden. Jegliche Nutzung des Bildes des Atomiums muss darum vor der Veröffentlichung von dem gemeinnützigen Verein Atomium genehmigt werden.“ (Zitat Ende)
Im vorliegenden Fall der Website citytecture.de handelt es sich um eine Veröffentlichung der Bilder auf einer privaten und nichtkommerziellen Website; die Genehmigung zur Veröffentlichung wurden vom Website-Autor bei der SOFAM eingeholt (April 2021).
Das Atomium
1958 fand in der belgischen Hauptstadt Brüssel auf dem Heysel-Plateau im Norden der Stadt die erste Weltausstellung nach dem zweiten Weltkrieg statt. Als Symbol für die Bedeutung und Stärke der belgischen Stahlindustrie wurde auf dem Ausstellungsgelände nach Plänen von Ingenieur André Waterkeyn eine Großplastik errichtet: das stark vergrößerte Modell der Elementarzelle des Metalls Eisen. Eisenatome bilden im kristallinen Zustand ein kubisch-raumzentriertes Atomgitter aus: in den Ecken eines Kubus befindet sich dabei jeweils ein Eisenatom und eines im Zentrum des Würfels.
Bei der über 100 Meter hohen Plastik, die weltweit unter der Bezeichnung „Atomium“ bekannt ist, steht diese kubische Elementarzelle auf einer Ecke. Die „Atome“ sind Metallkugeln mit 18 Metern Durchmesser (ursprünglich mit Aluminium beplankt, nach einer Renovierung seit 2006 mit glänzend blankem Edelstahl), die durch Rohre mit über drei Metern Durchmesser zu einer kubisch- raumzentrierten Anordnung verbunden sind. Das Atomium ist begehbar: mit dem Aufzug kann man einerseits in die Kugel an der Spitze hochfahren, wo sich ein Restaurant befindet und über Rolltreppen werden die zentrale Kugel und zwei gegenüberliegende Ecken erschlossen.
Das Atomium ist von vielen Punkten der Stadt aus sichtbar und nach der Weltausstellung rasch zu einem oder sogar DEM Wahrzeichen der belgischen Hauptstadt geworden. Wenn man vor der monumentalen Plastik steht und beim Blick nach oben die glitzernden Kugeln vor dem Himmel wahrnimmt, kann man die Faszination nachvollziehen, die Besucher*innen aus aller Welt bei seiner Betrachtung ergreift.
Bilder oben: Brüsseler Wahrzeichen: das Atomium.
Bilder oben: etwas nördlich des Atomiums überragt das Grand Palais du Centenaire die Umgebung: es ist die Halle 5 des Messegeländes, welches 1935 zur Hundertjahrfeier des belgischen Königreiches angelegt wurde; die Art Déco Halle ist auch heute noch in Benutzung. Die Bronzestatuen auf den 4 Pilastern an der Stirnseite des Gebäudes sollen die verschiedenen Möglichkeiten der Mobilität symbolisieren.